Unterwegs trafen wir hie und da große Flüsse an, die jetzt durch den vielen Regen so gestiegen waren, daß das Wasser, welches sehr stark floß, beynahe in den Wagen ging. Der Weg von der Capstadt nach Paarl beträgt eine Tagereise. Das Erdreich ist in dieser Gegend sehr mager, und besteht lediglich aus losem Sande, worun- ter der harte Berg zu liegen scheint, welcher aus braunen eisenhaltigen Klumpen besteht, die aus Lehmerde und Vitriolsäure, nebst Schiefer, zusammengeschlemmt sind. Auf diesen magern Gefilden wächst demungeachtet eine Menge Phylika (Phylica), Haidekraut (Erica) und Silberbäume (Protea). Die Kälte ist zu Paarl des Morgens und Abends heftiger als zu Cap, und der Reif und Rauhfrost schadet oft den Küchengewächsen in den Gärten. Der Ost-Wind soll hier ungemein stark seyn, und nicht selten des Sommers die Weitzenkörner aus den Aehren wehen.
Die Höfe zu Paarl liegen sämmtlich unten an den Bergen, von welchen das Wasser zu ihnen hinabläuft. Der Wassermangel an andern Orten, und die daraus entstehende Magerkeit des Bodens sind die Ursachen, warum dieses sonst so vortreffliche Land nicht sehr stark bewohnt werden kann. Ueberhaupt ist nicht zu leugnen, daß das Erdreich in der südlichen Spitze von Afrika an sich mager, demungeachtet aber fruchtbar ist; wiewohl seine Fruchtbarkeit von vielen gar sehr übertrieben vorge- stellt wird, und nicht sowohl dem Boden, als der vor- trefflichen Beschaffenheit des Clima zuzuschreiben ist. Wo Wasser und etwas schwarze oder sogenannte Gartenerde vorhanden ist, mithin etwas gesäet und gepflanzt werden kann, da giebt es gewöhnlich eine herrliche Getreideernte, vortreffliches Obst und lieblichen Wein. Das Hauptau- genmerk des Landmanns, wenn er sich an einem Orte nie-
Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Unterwegs trafen wir hie und da große Fluͤſſe an, die jetzt durch den vielen Regen ſo geſtiegen waren, daß das Waſſer, welches ſehr ſtark floß, beynahe in den Wagen ging. Der Weg von der Capſtadt nach Paarl betraͤgt eine Tagereiſe. Das Erdreich iſt in dieſer Gegend ſehr mager, und beſteht lediglich aus loſem Sande, worun- ter der harte Berg zu liegen ſcheint, welcher aus braunen eiſenhaltigen Klumpen beſteht, die aus Lehmerde und Vitriolſaͤure, nebſt Schiefer, zuſammengeſchlemmt ſind. Auf dieſen magern Gefilden waͤchſt demungeachtet eine Menge Phylika (Phylica), Haidekraut (Erica) und Silberbaͤume (Protea). Die Kaͤlte iſt zu Paarl des Morgens und Abends heftiger als zu Cap, und der Reif und Rauhfroſt ſchadet oft den Kuͤchengewaͤchſen in den Gaͤrten. Der Oſt-Wind ſoll hier ungemein ſtark ſeyn, und nicht ſelten des Sommers die Weitzenkoͤrner aus den Aehren wehen.
Die Hoͤfe zu Paarl liegen ſaͤmmtlich unten an den Bergen, von welchen das Waſſer zu ihnen hinablaͤuft. Der Waſſermangel an andern Orten, und die daraus entſtehende Magerkeit des Bodens ſind die Urſachen, warum dieſes ſonſt ſo vortreffliche Land nicht ſehr ſtark bewohnt werden kann. Ueberhaupt iſt nicht zu leugnen, daß das Erdreich in der ſuͤdlichen Spitze von Afrika an ſich mager, demungeachtet aber fruchtbar iſt; wiewohl ſeine Fruchtbarkeit von vielen gar ſehr uͤbertrieben vorge- ſtellt wird, und nicht ſowohl dem Boden, als der vor- trefflichen Beſchaffenheit des Clima zuzuſchreiben iſt. Wo Waſſer und etwas ſchwarze oder ſogenannte Gartenerde vorhanden iſt, mithin etwas geſaͤet und gepflanzt werden kann, da giebt es gewoͤhnlich eine herrliche Getreideernte, vortreffliches Obſt und lieblichen Wein. Das Hauptau- genmerk des Landmanns, wenn er ſich an einem Orte nie-
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Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Unterwegs trafen wir hie und da große Fluͤſſe an, die
jetzt durch den vielen Regen ſo geſtiegen waren, daß das
Waſſer, welches ſehr ſtark floß, beynahe in den Wagen
ging. Der Weg von der Capſtadt nach Paarl betraͤgt
eine Tagereiſe. Das Erdreich iſt in dieſer Gegend ſehr
mager, und beſteht lediglich aus loſem Sande, worun-
ter der harte Berg zu liegen ſcheint, welcher aus braunen
eiſenhaltigen Klumpen beſteht, die aus Lehmerde und
Vitriolſaͤure, nebſt Schiefer, zuſammengeſchlemmt ſind.
Auf dieſen magern Gefilden waͤchſt demungeachtet eine
Menge Phylika (Phylica), Haidekraut (Erica) und
Silberbaͤume (Protea). Die Kaͤlte iſt zu Paarl des
Morgens und Abends heftiger als zu Cap, und der Reif
und Rauhfroſt ſchadet oft den Kuͤchengewaͤchſen in den
Gaͤrten. Der Oſt-Wind ſoll hier ungemein ſtark ſeyn,
und nicht ſelten des Sommers die Weitzenkoͤrner aus den
Aehren wehen.
Die Hoͤfe zu Paarl liegen ſaͤmmtlich unten an den
Bergen, von welchen das Waſſer zu ihnen hinablaͤuft.
Der Waſſermangel an andern Orten, und die daraus
entſtehende Magerkeit des Bodens ſind die Urſachen,
warum dieſes ſonſt ſo vortreffliche Land nicht ſehr ſtark
bewohnt werden kann. Ueberhaupt iſt nicht zu leugnen,
daß das Erdreich in der ſuͤdlichen Spitze von Afrika an
ſich mager, demungeachtet aber fruchtbar iſt; wiewohl
ſeine Fruchtbarkeit von vielen gar ſehr uͤbertrieben vorge-
ſtellt wird, und nicht ſowohl dem Boden, als der vor-
trefflichen Beſchaffenheit des Clima zuzuſchreiben iſt. Wo
Waſſer und etwas ſchwarze oder ſogenannte Gartenerde
vorhanden iſt, mithin etwas geſaͤet und gepflanzt werden
kann, da giebt es gewoͤhnlich eine herrliche Getreideernte,
vortreffliches Obſt und lieblichen Wein. Das Hauptau-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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