Betrachten wir nun dagegen den Wachsthum eines jungen Baumes, etwa den einer jungen Tanne, so finden wir, daß die zweijährige Tanne die einjährige an Masse vielleicht um das zehnfache übertrifft, daß die dreijährige Tanne wiederum etwa das siebenfache der zweijährigen beträgt u. s. f., daß also der jährliche Zuwachs nicht bloß einen Theil der Masse, die der Baum schon hatte, aus- macht, sondern diese Masse selbst vielfach übertrifft. In den folgenden Lebensjahren des Baumes steigt die abso- lute Zunahme an Masse von Jahr zu Jahr, aber die re- lative Zunahme, d. h. der jährige Zuwachs im Verhältniß zur Masse des Baumes, muß dennoch abnehmen, weil die Masse, mit der der Zuwachs verglichen wird, immer grö- ßer wird. Ist nun etwa im fünften Jahre der jährige Zuwachs der Masse, die der Baum schon hatte, gleich, so wird dann im sechsten Jahre der Zuwachs etwa 9/10, im siebenten Jahre vielleicht 81/100 u. s. f. betragen.
Bei dieser stuffenweisen Abnahme des relativen Zu- wachses müssen wir unstreitig zuletzt auf einen Punkt kommen, wo der jährige Zuwachs 1/20 der Masse des Bau- mes beträgt.
Denken wir uns nun statt des einzelnen Baumes ein ganzes Holzrevier, oder eine Kavel, worin lauter Bäu- me von gleichem Alter stehen: so muß auch für diese ganze Fläche ein Zeitpunkt eintreten, wo der Holzzuwachs grade 1/20 des ganzen auf dieser Fläche befindlichen Holz- bestandes ausmacht.
Wird nun die Kavel grade in diesem Zeitpunkt ab- geholzt, und vergleicht man dann den Holzertrag mit der Summe des Holzbestandes aller der Kaveln, die mit Bäu- men von einjährigem bis zum haubaren Alter besetzt sind, so wird sich ergeben, daß der jährige Ertrag mehr als 1/20 des Holzbestandes ausmacht: denn da der Zuwachs in der haubaren Kavel noch 1/20 beträgt, in allen Kaveln
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Betrachten wir nun dagegen den Wachsthum eines jungen Baumes, etwa den einer jungen Tanne, ſo finden wir, daß die zweijaͤhrige Tanne die einjaͤhrige an Maſſe vielleicht um das zehnfache uͤbertrifft, daß die dreijaͤhrige Tanne wiederum etwa das ſiebenfache der zweijaͤhrigen betraͤgt u. ſ. f., daß alſo der jaͤhrliche Zuwachs nicht bloß einen Theil der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, aus- macht, ſondern dieſe Maſſe ſelbſt vielfach uͤbertrifft. In den folgenden Lebensjahren des Baumes ſteigt die abſo- lute Zunahme an Maſſe von Jahr zu Jahr, aber die re- lative Zunahme, d. h. der jaͤhrige Zuwachs im Verhaͤltniß zur Maſſe des Baumes, muß dennoch abnehmen, weil die Maſſe, mit der der Zuwachs verglichen wird, immer groͤ- ßer wird. Iſt nun etwa im fuͤnften Jahre der jaͤhrige Zuwachs der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, gleich, ſo wird dann im ſechsten Jahre der Zuwachs etwa 9/10, im ſiebenten Jahre vielleicht 81/100 u. ſ. f. betragen.
Bei dieſer ſtuffenweiſen Abnahme des relativen Zu- wachſes muͤſſen wir unſtreitig zuletzt auf einen Punkt kommen, wo der jaͤhrige Zuwachs 1/20 der Maſſe des Bau- mes betraͤgt.
Denken wir uns nun ſtatt des einzelnen Baumes ein ganzes Holzrevier, oder eine Kavel, worin lauter Baͤu- me von gleichem Alter ſtehen: ſo muß auch fuͤr dieſe ganze Flaͤche ein Zeitpunkt eintreten, wo der Holzzuwachs grade 1/20 des ganzen auf dieſer Flaͤche befindlichen Holz- beſtandes ausmacht.
Wird nun die Kavel grade in dieſem Zeitpunkt ab- geholzt, und vergleicht man dann den Holzertrag mit der Summe des Holzbeſtandes aller der Kaveln, die mit Baͤu- men von einjaͤhrigem bis zum haubaren Alter beſetzt ſind, ſo wird ſich ergeben, daß der jaͤhrige Ertrag mehr als 1/20 des Holzbeſtandes ausmacht: denn da der Zuwachs in der haubaren Kavel noch 1/20 betraͤgt, in allen Kaveln
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Betrachten wir nun dagegen den Wachsthum eines
jungen Baumes, etwa den einer jungen Tanne, ſo finden
wir, daß die zweijaͤhrige Tanne die einjaͤhrige an Maſſe
vielleicht um das zehnfache uͤbertrifft, daß die dreijaͤhrige
Tanne wiederum etwa das ſiebenfache der zweijaͤhrigen
betraͤgt u. ſ. f., daß alſo der jaͤhrliche Zuwachs nicht bloß
einen Theil der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, aus-
macht, ſondern dieſe Maſſe ſelbſt vielfach uͤbertrifft. In
den folgenden Lebensjahren des Baumes ſteigt die abſo-
lute Zunahme an Maſſe von Jahr zu Jahr, aber die re-
lative Zunahme, d. h. der jaͤhrige Zuwachs im Verhaͤltniß
zur Maſſe des Baumes, muß dennoch abnehmen, weil die
Maſſe, mit der der Zuwachs verglichen wird, immer groͤ-
ßer wird. Iſt nun etwa im fuͤnften Jahre der jaͤhrige
Zuwachs der Maſſe, die der Baum ſchon hatte, gleich, ſo
wird dann im ſechsten Jahre der Zuwachs etwa 9/10, im
ſiebenten Jahre vielleicht 81/100 u. ſ. f. betragen.
Bei dieſer ſtuffenweiſen Abnahme des relativen Zu-
wachſes muͤſſen wir unſtreitig zuletzt auf einen Punkt
kommen, wo der jaͤhrige Zuwachs 1/20 der Maſſe des Bau-
mes betraͤgt.
Denken wir uns nun ſtatt des einzelnen Baumes
ein ganzes Holzrevier, oder eine Kavel, worin lauter Baͤu-
me von gleichem Alter ſtehen: ſo muß auch fuͤr dieſe
ganze Flaͤche ein Zeitpunkt eintreten, wo der Holzzuwachs
grade 1/20 des ganzen auf dieſer Flaͤche befindlichen Holz-
beſtandes ausmacht.
Wird nun die Kavel grade in dieſem Zeitpunkt ab-
geholzt, und vergleicht man dann den Holzertrag mit der
Summe des Holzbeſtandes aller der Kaveln, die mit Baͤu-
men von einjaͤhrigem bis zum haubaren Alter beſetzt ſind,
ſo wird ſich ergeben, daß der jaͤhrige Ertrag mehr als
1/20 des Holzbeſtandes ausmacht: denn da der Zuwachs
in der haubaren Kavel noch 1/20 betraͤgt, in allen Kaveln
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/161>, abgerufen am 30.07.2024.
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