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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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mit jüngern Bäumen aber bedeutend stärker ist, so muß
auch der Zuwachs im Durchschnitt, d. i. für alle Kaveln
zusammen, größer als 1/20 seyn.

Ist es also einerseits völlig entschieden, daß die Na-
tur der Bäume einen noch stärkern relativen Zuwachs
als 1/20 möglich macht, und ist andererseits die Erfahrung,
daß in manchen Wäldern der Zuwachs nur 1/40 beträgt,
unbestreitbar: so folgt hieraus, daß die Bewirthschaftung
solcher Waldungen höchst unrichtig und fehlerhaft seyn
müsse.

In Waldungen, wo 100 und 200jährige Bäume
mit Bäumen von 10 und 20jährigem Alter zusammen-
stehen und untermischt sind, in welchen Bäume vorhan-
den sind, die überhaupt nicht mehr wachsen, die aber ei-
nen großen Raum einnehmen und das junge Holz unter-
drücken, wo folglich der absolute Zuwachs selbst sehr ge-
ringe ist, und dieser mit einem sehr großen Holzbestand
verglichen werden muß; da kann auch leicht der relative
Zuwachs bis zu 1/40 und noch tiefer herabsinken.

Eine solche Forstkultur oder vielmehr Unkultur kann
nur da gerechtfertigt werden, wo das Holz nicht abzuse-
tzen ist, und der Boden selbst einen so geringen Werth
hat, daß die Kosten des Ausrodens der Baumstämme und
der Verwandlung des Forstgrundes in Ackerland nicht be-
zahlt werden.

In den frühern Jahrhunderten mochte dies für einen
großen Theil Deutschlands der Fall seyn. Die Verhält-
nisse haben sich seitdem sehr geändert; aber diese Aende-
rung der Verhältnisse hat nicht überall eine Aenderung in
der Behandlung der Forsten hervorgebracht, und wir fin-
den auch in unsern Tagen noch viele Waldungen, die auf
die herkömmliche aber jetzt höchst unkonsequente Weise
behandelt werden.

Aber auch da, wo die richtige Einsicht schon vorwal-

mit juͤngern Baͤumen aber bedeutend ſtaͤrker iſt, ſo muß
auch der Zuwachs im Durchſchnitt, d. i. fuͤr alle Kaveln
zuſammen, groͤßer als 1/20 ſeyn.

Iſt es alſo einerſeits voͤllig entſchieden, daß die Na-
tur der Baͤume einen noch ſtaͤrkern relativen Zuwachs
als 1/20 moͤglich macht, und iſt andererſeits die Erfahrung,
daß in manchen Waͤldern der Zuwachs nur 1/40 betraͤgt,
unbeſtreitbar: ſo folgt hieraus, daß die Bewirthſchaftung
ſolcher Waldungen hoͤchſt unrichtig und fehlerhaft ſeyn
muͤſſe.

In Waldungen, wo 100 und 200jaͤhrige Baͤume
mit Baͤumen von 10 und 20jaͤhrigem Alter zuſammen-
ſtehen und untermiſcht ſind, in welchen Baͤume vorhan-
den ſind, die uͤberhaupt nicht mehr wachſen, die aber ei-
nen großen Raum einnehmen und das junge Holz unter-
druͤcken, wo folglich der abſolute Zuwachs ſelbſt ſehr ge-
ringe iſt, und dieſer mit einem ſehr großen Holzbeſtand
verglichen werden muß; da kann auch leicht der relative
Zuwachs bis zu 1/40 und noch tiefer herabſinken.

Eine ſolche Forſtkultur oder vielmehr Unkultur kann
nur da gerechtfertigt werden, wo das Holz nicht abzuſe-
tzen iſt, und der Boden ſelbſt einen ſo geringen Werth
hat, daß die Koſten des Ausrodens der Baumſtaͤmme und
der Verwandlung des Forſtgrundes in Ackerland nicht be-
zahlt werden.

In den fruͤhern Jahrhunderten mochte dies fuͤr einen
großen Theil Deutſchlands der Fall ſeyn. Die Verhaͤlt-
niſſe haben ſich ſeitdem ſehr geaͤndert; aber dieſe Aende-
rung der Verhaͤltniſſe hat nicht uͤberall eine Aenderung in
der Behandlung der Forſten hervorgebracht, und wir fin-
den auch in unſern Tagen noch viele Waldungen, die auf
die herkoͤmmliche aber jetzt hoͤchſt unkonſequente Weiſe
behandelt werden.

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[148/0162] mit juͤngern Baͤumen aber bedeutend ſtaͤrker iſt, ſo muß auch der Zuwachs im Durchſchnitt, d. i. fuͤr alle Kaveln zuſammen, groͤßer als 1/20 ſeyn. Iſt es alſo einerſeits voͤllig entſchieden, daß die Na- tur der Baͤume einen noch ſtaͤrkern relativen Zuwachs als 1/20 moͤglich macht, und iſt andererſeits die Erfahrung, daß in manchen Waͤldern der Zuwachs nur 1/40 betraͤgt, unbeſtreitbar: ſo folgt hieraus, daß die Bewirthſchaftung ſolcher Waldungen hoͤchſt unrichtig und fehlerhaft ſeyn muͤſſe. In Waldungen, wo 100 und 200jaͤhrige Baͤume mit Baͤumen von 10 und 20jaͤhrigem Alter zuſammen- ſtehen und untermiſcht ſind, in welchen Baͤume vorhan- den ſind, die uͤberhaupt nicht mehr wachſen, die aber ei- nen großen Raum einnehmen und das junge Holz unter- druͤcken, wo folglich der abſolute Zuwachs ſelbſt ſehr ge- ringe iſt, und dieſer mit einem ſehr großen Holzbeſtand verglichen werden muß; da kann auch leicht der relative Zuwachs bis zu 1/40 und noch tiefer herabſinken. Eine ſolche Forſtkultur oder vielmehr Unkultur kann nur da gerechtfertigt werden, wo das Holz nicht abzuſe- tzen iſt, und der Boden ſelbſt einen ſo geringen Werth hat, daß die Koſten des Ausrodens der Baumſtaͤmme und der Verwandlung des Forſtgrundes in Ackerland nicht be- zahlt werden. In den fruͤhern Jahrhunderten mochte dies fuͤr einen großen Theil Deutſchlands der Fall ſeyn. Die Verhaͤlt- niſſe haben ſich ſeitdem ſehr geaͤndert; aber dieſe Aende- rung der Verhaͤltniſſe hat nicht uͤberall eine Aenderung in der Behandlung der Forſten hervorgebracht, und wir fin- den auch in unſern Tagen noch viele Waldungen, die auf die herkoͤmmliche aber jetzt hoͤchſt unkonſequente Weiſe behandelt werden. Aber auch da, wo die richtige Einſicht ſchon vorwal-

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/162>, abgerufen am 22.12.2024.