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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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verkauf zu lösende Kapital die doppelten Zinsen be-
zieht, und den Grund und Boden der Waldung noch
oben ein erhält, den er ebenfalls verkaufen kann. Ist
der Markt zu beschränkt, um alles Holz auf einmal,
verkaufen zu können, so muß der Besitzer das jähr-
lich gefällte Revier nicht wieder mit Holz besaamen
-- und so wird er, zwar langsamer aber nicht min-
der gewiß, mit der Ausrottung des Waldes zu
Stande kommen.
3) Ein solches allmäliges Ausrotten der Wälder muß
den Preis des Holzes steigern; aber das ist das Be-
sondere dieses Falls, daß die höchsten Holzpreise die
Forstkultur nicht vortheilhaft machen, und die Wäl-
der nicht vor der fernern Ausrottung schützen kön-
nen: denn mit den erhöh'ten Holzpreisen wächst auch
das in dem Holzbestande steckende Kapital, und die
Zinsen von demselben betragen immer doppelt so viel
als die Einkünfte aus der Waldung. Hohe Holz-
preise machen also die Ausrottung der Wälder nur
noch vortheilhafter und reizen um so mehr dazu an.
Nur das Herabsinken des Zinsfußes bis unter 21/2
prct. kann der Vernichtung der Wälder ein Ziel se-
tzen. Tritt aber das Sinken des Zinsfußes nicht ein
und soll ein so unentbehrliches Material, wie das
Brennholz ist, nicht gänzlich von der Erde verschwin-
den: so müssen die Regierungen allen Privatperso-
nen die freie Disposition über ihre Waldungen neh-
men und die Besitzer mit Gewalt zwingen, von ih-
rem Eigenthum nur den halben Nutzen zu ziehen,
den sie haben könnten. Nach dieser Verletzung des
Eigenthumsrechts wird aber die Waldkultur mit der
höchsten Nachlässigkeit betrieben werden, und somit
kann auch diese Maßregel nur auf eine kurze Zeit
Hülfe gewähren.

verkauf zu loͤſende Kapital die doppelten Zinſen be-
zieht, und den Grund und Boden der Waldung noch
oben ein erhaͤlt, den er ebenfalls verkaufen kann. Iſt
der Markt zu beſchraͤnkt, um alles Holz auf einmal,
verkaufen zu koͤnnen, ſo muß der Beſitzer das jaͤhr-
lich gefaͤllte Revier nicht wieder mit Holz beſaamen
— und ſo wird er, zwar langſamer aber nicht min-
der gewiß, mit der Ausrottung des Waldes zu
Stande kommen.
3) Ein ſolches allmaͤliges Ausrotten der Waͤlder muß
den Preis des Holzes ſteigern; aber das iſt das Be-
ſondere dieſes Falls, daß die hoͤchſten Holzpreiſe die
Forſtkultur nicht vortheilhaft machen, und die Waͤl-
der nicht vor der fernern Ausrottung ſchuͤtzen koͤn-
nen: denn mit den erhoͤh’ten Holzpreiſen waͤchſt auch
das in dem Holzbeſtande ſteckende Kapital, und die
Zinſen von demſelben betragen immer doppelt ſo viel
als die Einkuͤnfte aus der Waldung. Hohe Holz-
preiſe machen alſo die Ausrottung der Waͤlder nur
noch vortheilhafter und reizen um ſo mehr dazu an.
Nur das Herabſinken des Zinsfußes bis unter 2½
prct. kann der Vernichtung der Waͤlder ein Ziel ſe-
tzen. Tritt aber das Sinken des Zinsfußes nicht ein
und ſoll ein ſo unentbehrliches Material, wie das
Brennholz iſt, nicht gaͤnzlich von der Erde verſchwin-
den: ſo muͤſſen die Regierungen allen Privatperſo-
nen die freie Dispoſition uͤber ihre Waldungen neh-
men und die Beſitzer mit Gewalt zwingen, von ih-
rem Eigenthum nur den halben Nutzen zu ziehen,
den ſie haben koͤnnten. Nach dieſer Verletzung des
Eigenthumsrechts wird aber die Waldkultur mit der
hoͤchſten Nachlaͤſſigkeit betrieben werden, und ſomit
kann auch dieſe Maßregel nur auf eine kurze Zeit
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[146/0160] verkauf zu loͤſende Kapital die doppelten Zinſen be- zieht, und den Grund und Boden der Waldung noch oben ein erhaͤlt, den er ebenfalls verkaufen kann. Iſt der Markt zu beſchraͤnkt, um alles Holz auf einmal, verkaufen zu koͤnnen, ſo muß der Beſitzer das jaͤhr- lich gefaͤllte Revier nicht wieder mit Holz beſaamen — und ſo wird er, zwar langſamer aber nicht min- der gewiß, mit der Ausrottung des Waldes zu Stande kommen. 3) Ein ſolches allmaͤliges Ausrotten der Waͤlder muß den Preis des Holzes ſteigern; aber das iſt das Be- ſondere dieſes Falls, daß die hoͤchſten Holzpreiſe die Forſtkultur nicht vortheilhaft machen, und die Waͤl- der nicht vor der fernern Ausrottung ſchuͤtzen koͤn- nen: denn mit den erhoͤh’ten Holzpreiſen waͤchſt auch das in dem Holzbeſtande ſteckende Kapital, und die Zinſen von demſelben betragen immer doppelt ſo viel als die Einkuͤnfte aus der Waldung. Hohe Holz- preiſe machen alſo die Ausrottung der Waͤlder nur noch vortheilhafter und reizen um ſo mehr dazu an. Nur das Herabſinken des Zinsfußes bis unter 2½ prct. kann der Vernichtung der Waͤlder ein Ziel ſe- tzen. Tritt aber das Sinken des Zinsfußes nicht ein und ſoll ein ſo unentbehrliches Material, wie das Brennholz iſt, nicht gaͤnzlich von der Erde verſchwin- den: ſo muͤſſen die Regierungen allen Privatperſo- nen die freie Dispoſition uͤber ihre Waldungen neh- men und die Beſitzer mit Gewalt zwingen, von ih- rem Eigenthum nur den halben Nutzen zu ziehen, den ſie haben koͤnnten. Nach dieſer Verletzung des Eigenthumsrechts wird aber die Waldkultur mit der hoͤchſten Nachlaͤſſigkeit betrieben werden, und ſomit kann auch dieſe Maßregel nur auf eine kurze Zeit Huͤlfe gewaͤhren.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/160>, abgerufen am 22.12.2024.