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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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köstlichen Weins mitgebracht. Sie öffnete
eine davon, und schenkte mit wohlthätigen
Händen ihrem Liebhaber und Vater schäu-
mende Gläser ein. Lange besah der Magister
das unbekannte Getränke, kostete es mit der
Mine des Kenners, und ließ doch sein Feuer
verrauchen! Endlich fragte er pedantisch:
liebe Mamsel, für was kann ich das eigent-
lich trinken? Lächelnd antwortete sie: Es
ist von unserm Burgunder. Nach ihm
setzte man auch eine langhälsichte Flasche des
stillscheinenden bleichen Champagners auf
die Tafel. Schon ganz freundlich durch den
Burgunder reichte sie der Magister den be-
fehlenden Händen der Schöne; aber er wä-
re bald vor Schrecken versunken, als der be-
trügerische Wein den Stöpsel an die Wand
schmiß, und wie der vogelfreye Spion, der
sich einsant und sicher in dem Walde geglaubt
hat, durch den Mörser eines feindlichen
Hinterhalts aus seiner Ruhe geschreckt wird,

so

koͤſtlichen Weins mitgebracht. Sie oͤffnete
eine davon, und ſchenkte mit wohlthaͤtigen
Haͤnden ihrem Liebhaber und Vater ſchaͤu-
mende Glaͤſer ein. Lange beſah der Magiſter
das unbekannte Getraͤnke, koſtete es mit der
Mine des Kenners, und ließ doch ſein Feuer
verrauchen! Endlich fragte er pedantiſch:
liebe Mamſel, fuͤr was kann ich das eigent-
lich trinken? Laͤchelnd antwortete ſie: Es
iſt von unſerm Burgunder. Nach ihm
ſetzte man auch eine langhaͤlſichte Flaſche des
ſtillſcheinenden bleichen Champagners auf
die Tafel. Schon ganz freundlich durch den
Burgunder reichte ſie der Magiſter den be-
fehlenden Haͤnden der Schoͤne; aber er waͤ-
re bald vor Schrecken verſunken, als der be-
truͤgeriſche Wein den Stoͤpſel an die Wand
ſchmiß, und wie der vogelfreye Spion, der
ſich einſant und ſicher in dem Walde geglaubt
hat, durch den Moͤrſer eines feindlichen
Hinterhalts aus ſeiner Ruhe geſchreckt wird,

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[30/0034] koͤſtlichen Weins mitgebracht. Sie oͤffnete eine davon, und ſchenkte mit wohlthaͤtigen Haͤnden ihrem Liebhaber und Vater ſchaͤu- mende Glaͤſer ein. Lange beſah der Magiſter das unbekannte Getraͤnke, koſtete es mit der Mine des Kenners, und ließ doch ſein Feuer verrauchen! Endlich fragte er pedantiſch: liebe Mamſel, fuͤr was kann ich das eigent- lich trinken? Laͤchelnd antwortete ſie: Es iſt von unſerm Burgunder. Nach ihm ſetzte man auch eine langhaͤlſichte Flaſche des ſtillſcheinenden bleichen Champagners auf die Tafel. Schon ganz freundlich durch den Burgunder reichte ſie der Magiſter den be- fehlenden Haͤnden der Schoͤne; aber er waͤ- re bald vor Schrecken verſunken, als der be- truͤgeriſche Wein den Stoͤpſel an die Wand ſchmiß, und wie der vogelfreye Spion, der ſich einſant und ſicher in dem Walde geglaubt hat, durch den Moͤrſer eines feindlichen Hinterhalts aus ſeiner Ruhe geſchreckt wird, ſo

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/34>, abgerufen am 28.11.2024.