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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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Worte übelhandeln gestehen, daß vorangeregte Censur gar zu hart sey, ben, und derer Beweiß aus klaren Worten Catholischer Lehrer. ja man muß vielmehr bekennen, daß in der Catholischen Kirche allerdings Christus nach dem geoffenbarten Worte für das eintzige Mittel der Seeligkeit gelehret werde, auch darinn dafür gehalten und geglaubet werden könne, wie auch noch in diesem 1705ten Jahre Fr. Dionys. Werlensis Provinciae Colonienfis Cappucinus, in seinem Buche unter dem Titul: Der eintzige Mittler zwischen GOtt und den Menschen, der Mensch Christus JEsus, solches rechtschaffen ausgeführet, und noch einige Jahre vorhero in seinen Catholischen Ehren-Retter 1698. mit einer grossen Menge Zeugnüssen 50. unterschiedlicher Catholischer Scribenten befestiget hat, unter welchen des Alphonsi Tostati eines gelehrten Spanischen Bischoffs Worte: Durch niemand, denn nur allein durch Christum und dessen Blut kan man ins Himmelreich kommen, fast gäntzlich mit denen Worten erster Frage übereinstimmen; die ihnen vorgeworffene Vorbitte, oder wie man zu reden pfleget, Ehre der Heiligen aber, wo sie zum Nachtheil Christi zu geschehen ihnen beygemessen wird, eine angedichtete Blame sey, massen es mit derselben eine gantz andere Bewandnüß hat, und die Heiligen dem Verdienste Christi von ihnen gar nicht an die Seite gesetzet werden. Wie Fr. Dion. Werlens. in seinen erst angeführten Tractat p. 13. §. 14. lehret, wenn er schreibet: Daß nur allein Christus unmittelbar und durch sich selber bey dem allerhöchsten GOtt für uns bitte und spräche etc. Und §. 15. Daß alle Engel und Heiligen, gleichwie sie GOtt nicht durch sich selber gefallen, uns nicht de condigno verdienet haben, oder verdienen können, also auch mit nichten durch sich selber und durch ihre eigene Verdienste, sondern nur allein durch Christum und dessen theure Verdienste für uns bitten und erhöret werden. Wenn nun dieses fest gesetzet ist, daß bey den Catholischen nach dem geoffenbarten Worte Christus für das eintzige Mittel der Seeligkeit gehalten werde, und bey ihnen gehalten werden könne, wie sie es ja selbsten aus Heil. Schrifft und zwar aus der I. Tim. II. 5. Joh. II. 12. Esai. LIII. behaupten, so wolte daher auch folgen, daß die erste Frage mit Ja zu beantworten, daß nemlich ein jeder bey den Catholischen, wenn er Christum nach dem geoffenbahrten Wort GOttes für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienste und Gerechtigkeit durch den wahren Glauben ergreiffet, und darinnen beständig biß an sein Ende verharret, das ewige Leben erlange. Joh. III. 16. Cap. XVII. 3. Act. X. 43.

Wo aber die folgende und 2te Frage daher deduciret und beiahet wer-

Worte übelhandeln gestehen, daß vorangeregte Censur gar zu hart sey, ben, und derer Beweiß aus klaren Worten Catholischer Lehrer. ja man muß vielmehr bekennen, daß in der Catholischen Kirche allerdings Christus nach dem geoffenbarten Worte für das eintzige Mittel der Seeligkeit gelehret werde, auch darinn dafür gehalten und geglaubet werden könne, wie auch noch in diesem 1705ten Jahre Fr. Dionys. Werlensis Provinciae Colonienfis Cappucinus, in seinem Buche unter dem Titul: Der eintzige Mittler zwischen GOtt und den Menschen, der Mensch Christus JEsus, solches rechtschaffen ausgeführet, und noch einige Jahre vorhero in seinen Catholischen Ehren-Retter 1698. mit einer grossen Menge Zeugnüssen 50. unterschiedlicher Catholischer Scribenten befestiget hat, unter welchen des Alphonsi Tostati eines gelehrten Spanischen Bischoffs Worte: Durch niemand, denn nur allein durch Christum und dessen Blut kan man ins Himmelreich kommen, fast gäntzlich mit denen Worten erster Frage übereinstimmen; die ihnen vorgeworffene Vorbitte, oder wie man zu reden pfleget, Ehre der Heiligen aber, wo sie zum Nachtheil Christi zu geschehen ihnen beygemessen wird, eine angedichtete Blame sey, massen es mit derselben eine gantz andere Bewandnüß hat, und die Heiligen dem Verdienste Christi von ihnen gar nicht an die Seite gesetzet werden. Wie Fr. Dion. Werlens. in seinen erst angeführten Tractat p. 13. §. 14. lehret, wenn er schreibet: Daß nur allein Christus unmittelbar und durch sich selber bey dem allerhöchsten GOtt für uns bitte und spräche etc. Und §. 15. Daß alle Engel und Heiligen, gleichwie sie GOtt nicht durch sich selber gefallen, uns nicht de condigno verdienet haben, oder verdienen können, also auch mit nichten durch sich selber und durch ihre eigene Verdienste, sondern nur allein durch Christum und dessen theure Verdienste für uns bitten und erhöret werden. Wenn nun dieses fest gesetzet ist, daß bey den Catholischen nach dem geoffenbarten Worte Christus für das eintzige Mittel der Seeligkeit gehalten werde, und bey ihnen gehalten werden könne, wie sie es ja selbsten aus Heil. Schrifft und zwar aus der I. Tim. II. 5. Joh. II. 12. Esai. LIII. behaupten, so wolte daher auch folgen, daß die erste Frage mit Ja zu beantworten, daß nemlich ein jeder bey den Catholischen, wenn er Christum nach dem geoffenbahrten Wort GOttes für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienste und Gerechtigkeit durch den wahren Glauben ergreiffet, und darinnen beständig biß an sein Ende verharret, das ewige Leben erlange. Joh. III. 16. Cap. XVII. 3. Act. X. 43.

Wo aber die folgende und 2te Frage daher deduciret und beiahet wer-

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[31/0039] Worte übelhandeln gestehen, daß vorangeregte Censur gar zu hart sey, ja man muß vielmehr bekennen, daß in der Catholischen Kirche allerdings Christus nach dem geoffenbarten Worte für das eintzige Mittel der Seeligkeit gelehret werde, auch darinn dafür gehalten und geglaubet werden könne, wie auch noch in diesem 1705ten Jahre Fr. Dionys. Werlensis Provinciae Colonienfis Cappucinus, in seinem Buche unter dem Titul: Der eintzige Mittler zwischen GOtt und den Menschen, der Mensch Christus JEsus, solches rechtschaffen ausgeführet, und noch einige Jahre vorhero in seinen Catholischen Ehren-Retter 1698. mit einer grossen Menge Zeugnüssen 50. unterschiedlicher Catholischer Scribenten befestiget hat, unter welchen des Alphonsi Tostati eines gelehrten Spanischen Bischoffs Worte: Durch niemand, denn nur allein durch Christum und dessen Blut kan man ins Himmelreich kommen, fast gäntzlich mit denen Worten erster Frage übereinstimmen; die ihnen vorgeworffene Vorbitte, oder wie man zu reden pfleget, Ehre der Heiligen aber, wo sie zum Nachtheil Christi zu geschehen ihnen beygemessen wird, eine angedichtete Blame sey, massen es mit derselben eine gantz andere Bewandnüß hat, und die Heiligen dem Verdienste Christi von ihnen gar nicht an die Seite gesetzet werden. Wie Fr. Dion. Werlens. in seinen erst angeführten Tractat p. 13. §. 14. lehret, wenn er schreibet: Daß nur allein Christus unmittelbar und durch sich selber bey dem allerhöchsten GOtt für uns bitte und spräche etc. Und §. 15. Daß alle Engel und Heiligen, gleichwie sie GOtt nicht durch sich selber gefallen, uns nicht de condigno verdienet haben, oder verdienen können, also auch mit nichten durch sich selber und durch ihre eigene Verdienste, sondern nur allein durch Christum und dessen theure Verdienste für uns bitten und erhöret werden. Wenn nun dieses fest gesetzet ist, daß bey den Catholischen nach dem geoffenbarten Worte Christus für das eintzige Mittel der Seeligkeit gehalten werde, und bey ihnen gehalten werden könne, wie sie es ja selbsten aus Heil. Schrifft und zwar aus der I. Tim. II. 5. Joh. II. 12. Esai. LIII. behaupten, so wolte daher auch folgen, daß die erste Frage mit Ja zu beantworten, daß nemlich ein jeder bey den Catholischen, wenn er Christum nach dem geoffenbahrten Wort GOttes für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienste und Gerechtigkeit durch den wahren Glauben ergreiffet, und darinnen beständig biß an sein Ende verharret, das ewige Leben erlange. Joh. III. 16. Cap. XVII. 3. Act. X. 43. ben, und derer Beweiß aus klaren Worten Catholischer Lehrer. Wo aber die folgende und 2te Frage daher deduciret und beiahet wer-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/39>, abgerufen am 16.04.2024.