Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

den wären. Er entsahe sich auch nicht, einen berühmten Theologum, den ich in meinen Bedencken, da ich von des Ambrosii excommunication des Käysers Theodosii gehandelt, citirt hatte, mit eben so groben Schmähe-Worten als mich zu tractiren, als von welchen er §. 24. p. 137. schreibet: Was der Leipziger Novatus von Ambrosii excommunication halte, oder nicht halte, daran lieget gar wenig: und möchte es ihm vielleicht zu seiner Seelen Heyl ersprießlich seyn, wenn man ihn in Leipzig so lange aus dem Beichtstuhl und von heiligen Abendmahl abhielte, bis er seine Pietistische und Terministische Schwermereyen erkennet und bereuet. Ob nun wohl dergleichen öffentliche Beschimpffungen nach allen Rechten empfindliche Leibes-Straffe meritireten; so begnüget sich doch ein Christliches Gemüth, das sich bemühet, die Mittelstrasse zwischen der Ruchlosigkeit und Scheinheiligkeit zu beobachten, daß es seinen Lästerern von Hertzen vergiebet, und da ohne dem dieselben bey der gantzen vernünfftigen Welt durch ihre infame Schreibart sich ipso jure selbst infamiren, sich daran genung seyn lässet, und achtet es sich vielmehr für eine Ehre, von solchen Edzardischen Gemüthern geschändet zu seyn; ja es würde es für eine injurie aufnehmen, wenn ein solcher Edzardi sich unterfangen solte, es zu loben und zu rühmen. Und eben dieses auch von mir zu bezeigen, habe ich obbesagte Schmähungen des Edzardi völlig hieher drücken lassen, damit, wenn etwa die Edzardische Schmähe-Schrifft verlohren gehen solte, die posterität daraus erkennen möge, was für ein Zustand damahls in der guten Stadt Hamburg gewesen, und daß man solche infame injurianten als Professores darinnen dulden müssen, weil sie sich auf den Pöbel, und ihres gleichen aufrührige Demagogos verlassen. Daferne aber einem unpartheyischen Leser eine Begierde ankommen solte zu lesen, was von dieses Edzardi infamen Schreibart in gantzen Reich gehalten worden, der kan nur z. E. des neubestellten Agenten erste fonction p. 832. seq. und in der andern function p. 253. seq. item 814. seq. auffschlagen. Denn was itzo mit ihm passirt, ist ohne dem iedermann aus denen Zeitungen bekant.

§. XXI. Und wenn auch gleich von etlichen unpartheyischen GemüthernEtliche Anmerckungen von D. Pertschens, Thomae E- damals nicht ohne Ursache gewünschet worden, daß mein Bedencken wegen des Bindeschlüssels wieder die neuen Einwürffe dieser beyden adversariorum in einen und andern Puncte etwas deutlicher erleutert worden wäre; so wird es doch itzo nicht mehr nöthig seyn, theils weil alle diese puncte, die etwan damahlen eine mehrere Erklährung und

den wären. Er entsahe sich auch nicht, einen berühmten Theologum, den ich in meinen Bedencken, da ich von des Ambrosii excommunication des Käysers Theodosii gehandelt, citirt hatte, mit eben so groben Schmähe-Worten als mich zu tractiren, als von welchen er §. 24. p. 137. schreibet: Was der Leipziger Novatus von Ambrosii excommunication halte, oder nicht halte, daran lieget gar wenig: und möchte es ihm vielleicht zu seiner Seelen Heyl ersprießlich seyn, wenn man ihn in Leipzig so lange aus dem Beichtstuhl und von heiligen Abendmahl abhielte, bis er seine Pietistische und Terministische Schwermereyen erkennet und bereuet. Ob nun wohl dergleichen öffentliche Beschimpffungen nach allen Rechten empfindliche Leibes-Straffe meritireten; so begnüget sich doch ein Christliches Gemüth, das sich bemühet, die Mittelstrasse zwischen der Ruchlosigkeit und Scheinheiligkeit zu beobachten, daß es seinen Lästerern von Hertzen vergiebet, und da ohne dem dieselben bey der gantzen vernünfftigen Welt durch ihre infame Schreibart sich ipso jure selbst infamiren, sich daran genung seyn lässet, und achtet es sich vielmehr für eine Ehre, von solchen Edzardischen Gemüthern geschändet zu seyn; ja es würde es für eine injurie aufnehmen, wenn ein solcher Edzardi sich unterfangen solte, es zu loben und zu rühmen. Und eben dieses auch von mir zu bezeigen, habe ich obbesagte Schmähungen des Edzardi völlig hieher drücken lassen, damit, wenn etwa die Edzardische Schmähe-Schrifft verlohren gehen solte, die posterität daraus erkennen möge, was für ein Zustand damahls in der guten Stadt Hamburg gewesen, und daß man solche infame injurianten als Professores darinnen dulden müssen, weil sie sich auf den Pöbel, und ihres gleichen aufrührige Demagogos verlassen. Daferne aber einem unpartheyischen Leser eine Begierde ankommen solte zu lesen, was von dieses Edzardi infamen Schreibart in gantzen Reich gehalten worden, der kan nur z. E. des neubestellten Agenten erste fonction p. 832. seq. und in der andern function p. 253. seq. item 814. seq. auffschlagen. Denn was itzo mit ihm passirt, ist ohne dem iedermann aus denen Zeitungen bekant.

§. XXI. Und wenn auch gleich von etlichen unpartheyischen GemüthernEtliche Anmerckungen von D. Pertschens, Thomae E- damals nicht ohne Ursache gewünschet worden, daß mein Bedencken wegen des Bindeschlüssels wieder die neuen Einwürffe dieser beyden adversariorum in einen und andern Puncte etwas deutlicher erleutert worden wäre; so wird es doch itzo nicht mehr nöthig seyn, theils weil alle diese puncte, die etwan damahlen eine mehrere Erklährung und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0215" n="207"/>
den wären. Er entsahe sich auch nicht, einen berühmten Theologum, den ich in                      meinen Bedencken, da ich von des Ambrosii excommunication des Käysers Theodosii                      gehandelt, citirt hatte, mit eben so groben Schmähe-Worten als mich zu                      tractiren, als von welchen er §. 24. p. 137. schreibet: Was der Leipziger <hi rendition="#i">Novatus</hi> von <hi rendition="#i">Ambrosii                          excommunication</hi> halte, oder nicht halte, daran lieget gar wenig: und                      möchte es ihm vielleicht zu seiner Seelen Heyl ersprießlich seyn, wenn man ihn                      in Leipzig so lange aus dem Beichtstuhl und von heiligen Abendmahl abhielte, bis                      er seine Pietistische und <hi rendition="#i">Termini</hi>stische Schwermereyen                      erkennet und bereuet. Ob nun wohl dergleichen öffentliche Beschimpffungen nach                      allen Rechten empfindliche Leibes-Straffe meritireten; so begnüget sich doch ein                      Christliches Gemüth, das sich bemühet, die Mittelstrasse zwischen der                      Ruchlosigkeit und Scheinheiligkeit zu beobachten, daß es seinen Lästerern von                      Hertzen vergiebet, und da ohne dem dieselben bey der gantzen vernünfftigen Welt                      durch ihre infame Schreibart sich ipso jure selbst infamiren, sich daran genung                      seyn lässet, und achtet es sich vielmehr für eine Ehre, von solchen Edzardischen                      Gemüthern geschändet zu seyn; ja es würde es für eine injurie aufnehmen, wenn                      ein solcher Edzardi sich unterfangen solte, es zu loben und zu rühmen. Und eben                      dieses auch von mir zu bezeigen, habe ich obbesagte Schmähungen des Edzardi                      völlig hieher drücken lassen, damit, wenn etwa die Edzardische Schmähe-Schrifft                      verlohren gehen solte, die posterität daraus erkennen möge, was für ein Zustand                      damahls in der guten Stadt Hamburg gewesen, und daß man solche infame                      injurianten als Professores darinnen dulden müssen, weil sie sich auf den Pöbel,                      und ihres gleichen aufrührige Demagogos verlassen. Daferne aber einem                      unpartheyischen Leser eine Begierde ankommen solte zu lesen, was von dieses                      Edzardi infamen Schreibart in gantzen Reich gehalten worden, der kan nur z. E.                      des neubestellten Agenten erste fonction p. 832. seq. und in der andern function                      p. 253. seq. item 814. seq. auffschlagen. Denn was itzo mit ihm passirt, ist                      ohne dem iedermann aus denen Zeitungen bekant.</p>
        <p>§. XXI. Und wenn auch gleich von etlichen unpartheyischen Gemüthern<note place="right">Etliche Anmerckungen von <hi rendition="#i">D.</hi> Pertschens, <hi rendition="#i">Thomae E-</hi></note> damals nicht ohne                      Ursache gewünschet worden, daß mein Bedencken wegen des Bindeschlüssels wieder                      die neuen Einwürffe dieser beyden adversariorum in einen und andern Puncte etwas                      deutlicher erleutert worden wäre; so wird es doch itzo nicht mehr nöthig seyn,                      theils weil alle diese puncte, die etwan damahlen eine mehrere Erklährung und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0215] den wären. Er entsahe sich auch nicht, einen berühmten Theologum, den ich in meinen Bedencken, da ich von des Ambrosii excommunication des Käysers Theodosii gehandelt, citirt hatte, mit eben so groben Schmähe-Worten als mich zu tractiren, als von welchen er §. 24. p. 137. schreibet: Was der Leipziger Novatus von Ambrosii excommunication halte, oder nicht halte, daran lieget gar wenig: und möchte es ihm vielleicht zu seiner Seelen Heyl ersprießlich seyn, wenn man ihn in Leipzig so lange aus dem Beichtstuhl und von heiligen Abendmahl abhielte, bis er seine Pietistische und Terministische Schwermereyen erkennet und bereuet. Ob nun wohl dergleichen öffentliche Beschimpffungen nach allen Rechten empfindliche Leibes-Straffe meritireten; so begnüget sich doch ein Christliches Gemüth, das sich bemühet, die Mittelstrasse zwischen der Ruchlosigkeit und Scheinheiligkeit zu beobachten, daß es seinen Lästerern von Hertzen vergiebet, und da ohne dem dieselben bey der gantzen vernünfftigen Welt durch ihre infame Schreibart sich ipso jure selbst infamiren, sich daran genung seyn lässet, und achtet es sich vielmehr für eine Ehre, von solchen Edzardischen Gemüthern geschändet zu seyn; ja es würde es für eine injurie aufnehmen, wenn ein solcher Edzardi sich unterfangen solte, es zu loben und zu rühmen. Und eben dieses auch von mir zu bezeigen, habe ich obbesagte Schmähungen des Edzardi völlig hieher drücken lassen, damit, wenn etwa die Edzardische Schmähe-Schrifft verlohren gehen solte, die posterität daraus erkennen möge, was für ein Zustand damahls in der guten Stadt Hamburg gewesen, und daß man solche infame injurianten als Professores darinnen dulden müssen, weil sie sich auf den Pöbel, und ihres gleichen aufrührige Demagogos verlassen. Daferne aber einem unpartheyischen Leser eine Begierde ankommen solte zu lesen, was von dieses Edzardi infamen Schreibart in gantzen Reich gehalten worden, der kan nur z. E. des neubestellten Agenten erste fonction p. 832. seq. und in der andern function p. 253. seq. item 814. seq. auffschlagen. Denn was itzo mit ihm passirt, ist ohne dem iedermann aus denen Zeitungen bekant. §. XXI. Und wenn auch gleich von etlichen unpartheyischen Gemüthern damals nicht ohne Ursache gewünschet worden, daß mein Bedencken wegen des Bindeschlüssels wieder die neuen Einwürffe dieser beyden adversariorum in einen und andern Puncte etwas deutlicher erleutert worden wäre; so wird es doch itzo nicht mehr nöthig seyn, theils weil alle diese puncte, die etwan damahlen eine mehrere Erklährung und Etliche Anmerckungen von D. Pertschens, Thomae E-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/215
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/215>, abgerufen am 09.11.2024.