Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

starck nemlich die Hoffhaltung solche gehalten, und darzu ein deputat ernennet werden, damit das Capitul nicht in weitere Beschwehrung kommen möchte, und sey hiermit von demselben in die Heyrath consentiret worden. Welches ich per in fra §. seq. dicenda für merckwürdiger halte, als was von andern angemerckt worden, daß der Administrator in folgenden 1615. Jahre den 21. Januarii mit dieser seiner neuen Gemahlin Heimführung gehalten, auch mit derselben den 29. December auf dem Schlitten gefahren und auf der Wage abgetreten. Anno 1617. ist allhier das Evangelische Lutherische Jubel-Jahr solenniter gehalten worden, und finde ich hierbey zwar annotirt, daß dieserwegen viel wiederwärtige Schrifften zwischen den Catholischen und Lutherischen gewechselt worden, aber daß dergleichen zwischen den Reformirten und Lutherischen solte fürgegangen seyn, habe ich nicht gefunden: zu geschweigen, daß der Herr Administrator sich recht orthodox zu diesem Jubilaeo praepariret, indem er vorher an dem Sonntage Trinitatis und folgende Tage mit nach dem Vogel geschossen. Noch merckwürdiger ist es, daß Anno 1621. den 17. Sept. der Administrator auf der Moritzburg eine Theologische Disputation de scriptura sacra sub praesidio des Hoff-Predigers gehalten; wenn nur der context nicht wiese, daß allhier ein Druckfehler mit untergelauffen wäre, und es etwa heissen solle, daß der Herr Administrator dieser disputation nur beygewohnet, wie von ihm dergleichen zu Ende des 1623. Jahres gemeldet wird. Jedoch ist in denen zu Ende der Halygraphie angemerckten Druckfehlern dieser nicht mit notiret worden. Ich will dannenhero die übrigen Umstände von dem Leben dieses Administratoris nach Anleitung dessen, was Layritz kürtzlich davon gemeldet, erzehlen. Anno 1618. gienge, wie bekannt, der dreyßigjährige Krieg in Teutschland an; in welchem der Administrator, weil er es in dem Nieder-Sächsisch. Krieg anno 1625. mit Dennomarck gehalten, anno 1628. vom Käyser in die Acht erklähret wurde, zumahl, da dieser gerne das Ertzstifft Magdeburg auf seinen Sohn hätte verweltzt gesehen; darauf die Dom-Herren von Magdeburg von ihm abgesetzt, und ihn, ob hätte er wieder die Verträge gehandelt, beschuldiget. Demnach verfügte er sich zum König Gustav Adolff in Schweden, und suchte bey ihm um Volck und Geld-Hülffe an. Inzwischen übergaben die Dom-Herren zu Magdeburg die Administration selben Ertzstiffts A. 1628 an statt des entsatzten Christian Wilhelms, dem Hertzog Augusto zu Sachsen, den sie zuvorher zu Ende des 1625. allbereit zum Coadjutor gewehlet hatten, ob sich gleich der Käyser für seinen Printzen möglichst bewarb. Er Marggraff Christian Wilhelm, als er hiervon

starck nemlich die Hoffhaltung solche gehalten, und darzu ein deputat ernennet werden, damit das Capitul nicht in weitere Beschwehrung kommen möchte, und sey hiermit von demselben in die Heyrath consentiret worden. Welches ich per in fra §. seq. dicenda für merckwürdiger halte, als was von andern angemerckt worden, daß der Administrator in folgenden 1615. Jahre den 21. Januarii mit dieser seiner neuen Gemahlin Heimführung gehalten, auch mit derselben den 29. December auf dem Schlitten gefahren und auf der Wage abgetreten. Anno 1617. ist allhier das Evangelische Lutherische Jubel-Jahr solenniter gehalten worden, und finde ich hierbey zwar annotirt, daß dieserwegen viel wiederwärtige Schrifften zwischen den Catholischen und Lutherischen gewechselt worden, aber daß dergleichen zwischen den Reformirten und Lutherischen solte fürgegangen seyn, habe ich nicht gefunden: zu geschweigen, daß der Herr Administrator sich recht orthodox zu diesem Jubilaeo praepariret, indem er vorher an dem Sonntage Trinitatis und folgende Tage mit nach dem Vogel geschossen. Noch merckwürdiger ist es, daß Anno 1621. den 17. Sept. der Administrator auf der Moritzburg eine Theologische Disputation de scriptura sacra sub praesidio des Hoff-Predigers gehalten; wenn nur der context nicht wiese, daß allhier ein Druckfehler mit untergelauffen wäre, und es etwa heissen solle, daß der Herr Administrator dieser disputation nur beygewohnet, wie von ihm dergleichen zu Ende des 1623. Jahres gemeldet wird. Jedoch ist in denen zu Ende der Halygraphie angemerckten Druckfehlern dieser nicht mit notiret worden. Ich will dannenhero die übrigen Umstände von dem Leben dieses Administratoris nach Anleitung dessen, was Layritz kürtzlich davon gemeldet, erzehlen. Anno 1618. gienge, wie bekannt, der dreyßigjährige Krieg in Teutschland an; in welchem der Administrator, weil er es in dem Nieder-Sächsisch. Krieg anno 1625. mit Dennomarck gehalten, anno 1628. vom Käyser in die Acht erklähret wurde, zumahl, da dieser gerne das Ertzstifft Magdeburg auf seinen Sohn hätte verweltzt gesehen; darauf die Dom-Herren von Magdeburg von ihm abgesetzt, und ihn, ob hätte er wieder die Verträge gehandelt, beschuldiget. Demnach verfügte er sich zum König Gustav Adolff in Schweden, und suchte bey ihm um Volck und Geld-Hülffe an. Inzwischen übergaben die Dom-Herren zu Magdeburg die Administration selben Ertzstiffts A. 1628 an statt des entsatzten Christian Wilhelms, dem Hertzog Augusto zu Sachsen, den sie zuvorher zu Ende des 1625. allbereit zum Coadjutor gewehlet hatten, ob sich gleich der Käyser für seinen Printzen möglichst bewarb. Er Marggraff Christian Wilhelm, als er hiervon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0256" n="248"/>
starck nemlich die Hoffhaltung                      solche gehalten, und darzu ein deputat ernennet werden, damit das Capitul nicht                      in weitere Beschwehrung kommen möchte, und sey hiermit von demselben in die                      Heyrath consentiret worden. Welches ich per in fra §. seq. dicenda für                      merckwürdiger halte, als was von andern angemerckt worden, daß der Administrator                      in folgenden 1615. Jahre den 21. Januarii mit dieser seiner neuen Gemahlin                      Heimführung gehalten, auch mit derselben den 29. December auf dem Schlitten                      gefahren und auf der Wage abgetreten. Anno 1617. ist allhier das Evangelische                      Lutherische Jubel-Jahr solenniter gehalten worden, und finde ich hierbey zwar                      annotirt, daß dieserwegen viel wiederwärtige Schrifften zwischen den                      Catholischen und Lutherischen gewechselt worden, aber daß dergleichen zwischen                      den Reformirten und Lutherischen solte fürgegangen seyn, habe ich nicht                      gefunden: zu geschweigen, daß der Herr Administrator sich recht orthodox zu                      diesem Jubilaeo praepariret, indem er vorher an dem Sonntage Trinitatis und                      folgende Tage mit nach dem Vogel geschossen. Noch merckwürdiger ist es, daß Anno                      1621. den 17. Sept. der Administrator auf der Moritzburg eine Theologische                      Disputation de scriptura sacra sub praesidio des Hoff-Predigers gehalten; wenn                      nur der context nicht wiese, daß allhier ein Druckfehler mit untergelauffen                      wäre, und es etwa heissen solle, daß der Herr Administrator dieser disputation                      nur beygewohnet, wie von ihm dergleichen zu Ende des 1623. Jahres gemeldet wird.                      Jedoch ist in denen zu Ende der Halygraphie angemerckten Druckfehlern dieser                      nicht mit notiret worden. Ich will dannenhero die übrigen Umstände von dem Leben                      dieses Administratoris nach Anleitung dessen, was Layritz kürtzlich davon                      gemeldet, erzehlen. Anno 1618. gienge, wie bekannt, der dreyßigjährige Krieg in                      Teutschland an; in welchem der Administrator, weil er es in dem                      Nieder-Sächsisch. Krieg anno 1625. mit Dennomarck gehalten, anno 1628. vom                      Käyser in die Acht erklähret wurde, zumahl, da dieser gerne das Ertzstifft                      Magdeburg auf seinen Sohn hätte verweltzt gesehen; darauf die Dom-Herren von                      Magdeburg von ihm abgesetzt, und ihn, ob hätte er wieder die Verträge gehandelt,                      beschuldiget. Demnach verfügte er sich zum König Gustav Adolff in Schweden, und                      suchte bey ihm um Volck und Geld-Hülffe an. Inzwischen übergaben die Dom-Herren                      zu Magdeburg die Administration selben Ertzstiffts A. 1628 an statt des                      entsatzten Christian Wilhelms, dem Hertzog Augusto zu Sachsen, den sie zuvorher                      zu Ende des 1625. allbereit zum Coadjutor gewehlet hatten, ob sich gleich der                      Käyser für seinen Printzen möglichst bewarb. Er Marggraff Christian Wilhelm, als                      er hiervon
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0256] starck nemlich die Hoffhaltung solche gehalten, und darzu ein deputat ernennet werden, damit das Capitul nicht in weitere Beschwehrung kommen möchte, und sey hiermit von demselben in die Heyrath consentiret worden. Welches ich per in fra §. seq. dicenda für merckwürdiger halte, als was von andern angemerckt worden, daß der Administrator in folgenden 1615. Jahre den 21. Januarii mit dieser seiner neuen Gemahlin Heimführung gehalten, auch mit derselben den 29. December auf dem Schlitten gefahren und auf der Wage abgetreten. Anno 1617. ist allhier das Evangelische Lutherische Jubel-Jahr solenniter gehalten worden, und finde ich hierbey zwar annotirt, daß dieserwegen viel wiederwärtige Schrifften zwischen den Catholischen und Lutherischen gewechselt worden, aber daß dergleichen zwischen den Reformirten und Lutherischen solte fürgegangen seyn, habe ich nicht gefunden: zu geschweigen, daß der Herr Administrator sich recht orthodox zu diesem Jubilaeo praepariret, indem er vorher an dem Sonntage Trinitatis und folgende Tage mit nach dem Vogel geschossen. Noch merckwürdiger ist es, daß Anno 1621. den 17. Sept. der Administrator auf der Moritzburg eine Theologische Disputation de scriptura sacra sub praesidio des Hoff-Predigers gehalten; wenn nur der context nicht wiese, daß allhier ein Druckfehler mit untergelauffen wäre, und es etwa heissen solle, daß der Herr Administrator dieser disputation nur beygewohnet, wie von ihm dergleichen zu Ende des 1623. Jahres gemeldet wird. Jedoch ist in denen zu Ende der Halygraphie angemerckten Druckfehlern dieser nicht mit notiret worden. Ich will dannenhero die übrigen Umstände von dem Leben dieses Administratoris nach Anleitung dessen, was Layritz kürtzlich davon gemeldet, erzehlen. Anno 1618. gienge, wie bekannt, der dreyßigjährige Krieg in Teutschland an; in welchem der Administrator, weil er es in dem Nieder-Sächsisch. Krieg anno 1625. mit Dennomarck gehalten, anno 1628. vom Käyser in die Acht erklähret wurde, zumahl, da dieser gerne das Ertzstifft Magdeburg auf seinen Sohn hätte verweltzt gesehen; darauf die Dom-Herren von Magdeburg von ihm abgesetzt, und ihn, ob hätte er wieder die Verträge gehandelt, beschuldiget. Demnach verfügte er sich zum König Gustav Adolff in Schweden, und suchte bey ihm um Volck und Geld-Hülffe an. Inzwischen übergaben die Dom-Herren zu Magdeburg die Administration selben Ertzstiffts A. 1628 an statt des entsatzten Christian Wilhelms, dem Hertzog Augusto zu Sachsen, den sie zuvorher zu Ende des 1625. allbereit zum Coadjutor gewehlet hatten, ob sich gleich der Käyser für seinen Printzen möglichst bewarb. Er Marggraff Christian Wilhelm, als er hiervon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/256
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/256>, abgerufen am 23.11.2024.