Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.ten finden, wenn Sie es suchen solte. Etwa den 3. Tag hernach wäre Anna aus der Kammer herunter kommen, an Michaelis-Tage mit gespeiset, und Sonntags hernach in die Kirche nacher K. gangen. Und wäre an Michaels-Tage der Magister von E. hinkommen und gesagt: Siehe ist doch Jungfer Ennigen wieder aufgestanden, worauf Frau Maria geantwortet: Sie ist heute so erschrocken, weil wir mit der Kutsche umbgefallen und ist das Fieber flugs davon vergangen. Nach dem 9. Tage hätte Sie mit der Köchin geredet, und gesagt, das Kind muß nun weg seyn; und als die Köchin gesagt: Sie haben es doch ins Wasser geworffen; hätte Sie geantwortet: Nein, das Wasser wirfft es aus: wenn ich aber suchen solte, ich wolte es wohl finden in Ihren Gärtgen, da kömt niemand hinein. Hernach hätten Sie mit einander gesucht, und es gefunden. Wer es aber vergraben, wisse Sie nicht. Wäre zwar nicht gar nahe zum Loche kommen, daß Sie sehen können, wie tieff es gewesen, auch bald davon gelauffen; die Köchin aber hätte den Praeceptor und Hauß-Knecht geholet, das Kind auf den Saal getragen, und angesehen: Sie die Zoffe hätte es erst den andern Tag gesehen. Nachdem Anna des Kindes loß gewesen, hätte Sie Ihre Wäsche, so zwar gewaschen, doch zimlich befleckt gewesen, hergegeben. Die Schachtel, worinnen das Kind gelegen, wäre Annen gewesen, hätte aber Marien Sophien vorher eine genommen, und mit Kirschen nach Leipzig geschickt, die Sie nicht wieder bekommen, dahero Marie Sophie es Annen vor und nach dem Fall fürgeworffen. Sie hielten nicht dafür, daß die Löcher oder Stiche, so an dem todten Kinde befunden worden, mit dem Bratspiesse, so Ihnen gezeiget worden, geschehen, aus Ursach, weil die 2. grössesten, so in der lincken Seite, nicht viereckigt, wie der Bratspieß, sondern länglicht, und dünne, auch etwas länger als der Bratspieß in der Breite gewesen. Zudem, so wären die Stiche unterschiedlich, als etliche in Rücken, etliche in der Brust, und etliche in Arm gewesen, und keiner durch das gantze Cadaver gangen. ten finden, wenn Sie es suchen solte. Etwa den 3. Tag hernach wäre Anna aus der Kammer herunter kommen, an Michaelis-Tage mit gespeiset, und Sonntags hernach in die Kirche nacher K. gangen. Und wäre an Michaels-Tage der Magister von E. hinkommen und gesagt: Siehe ist doch Jungfer Ennigen wieder aufgestanden, worauf Frau Maria geantwortet: Sie ist heute so erschrocken, weil wir mit der Kutsche umbgefallen und ist das Fieber flugs davon vergangen. Nach dem 9. Tage hätte Sie mit der Köchin geredet, und gesagt, das Kind muß nun weg seyn; und als die Köchin gesagt: Sie haben es doch ins Wasser geworffen; hätte Sie geantwortet: Nein, das Wasser wirfft es aus: wenn ich aber suchen solte, ich wolte es wohl finden in Ihren Gärtgen, da kömt niemand hinein. Hernach hätten Sie mit einander gesucht, und es gefunden. Wer es aber vergraben, wisse Sie nicht. Wäre zwar nicht gar nahe zum Loche kommen, daß Sie sehen können, wie tieff es gewesen, auch bald davon gelauffen; die Köchin aber hätte den Praeceptor und Hauß-Knecht geholet, das Kind auf den Saal getragen, und angesehen: Sie die Zoffe hätte es erst den andern Tag gesehen. Nachdem Anna des Kindes loß gewesen, hätte Sie Ihre Wäsche, so zwar gewaschen, doch zimlich befleckt gewesen, hergegeben. Die Schachtel, worinnen das Kind gelegen, wäre Annen gewesen, hätte aber Marien Sophien vorher eine genommen, und mit Kirschen nach Leipzig geschickt, die Sie nicht wieder bekommen, dahero Marie Sophie es Annen vor und nach dem Fall fürgeworffen. Sie hielten nicht dafür, daß die Löcher oder Stiche, so an dem todten Kinde befunden worden, mit dem Bratspiesse, so Ihnen gezeiget worden, geschehen, aus Ursach, weil die 2. grössesten, so in der lincken Seite, nicht viereckigt, wie der Bratspieß, sondern länglicht, und dünne, auch etwas länger als der Bratspieß in der Breite gewesen. Zudem, so wären die Stiche unterschiedlich, als etliche in Rücken, etliche in der Brust, und etliche in Arm gewesen, und keiner durch das gantze Cadaver gangen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0039" n="23"/> ten finden, wenn Sie es suchen solte. Etwa den 3. Tag hernach wäre Anna aus der Kammer herunter kommen, an Michaelis-Tage mit gespeiset, und Sonntags hernach in die Kirche nacher K. gangen. Und wäre an Michaels-Tage der Magister von E. hinkommen und gesagt: Siehe ist doch Jungfer Ennigen wieder aufgestanden, worauf Frau Maria geantwortet: Sie ist heute so erschrocken, weil wir mit der Kutsche umbgefallen und ist das Fieber flugs davon vergangen. Nach dem 9. Tage hätte Sie mit der Köchin geredet, und gesagt, das Kind muß nun weg seyn; und als die Köchin gesagt: Sie haben es doch ins Wasser geworffen; hätte Sie geantwortet: Nein, das Wasser wirfft es aus: wenn ich aber suchen solte, ich wolte es wohl finden in Ihren Gärtgen, da kömt niemand hinein. Hernach hätten Sie mit einander gesucht, und es gefunden. Wer es aber vergraben, wisse Sie nicht. Wäre zwar nicht gar nahe zum Loche kommen, daß Sie sehen können, wie tieff es gewesen, auch bald davon gelauffen; die Köchin aber hätte den Praeceptor und Hauß-Knecht geholet, das Kind auf den Saal getragen, und angesehen: Sie die Zoffe hätte es erst den andern Tag gesehen. Nachdem Anna des Kindes loß gewesen, hätte Sie Ihre Wäsche, so zwar gewaschen, doch zimlich befleckt gewesen, hergegeben. Die Schachtel, worinnen das Kind gelegen, wäre Annen gewesen, hätte aber Marien Sophien vorher eine genommen, und mit Kirschen nach Leipzig geschickt, die Sie nicht wieder bekommen, dahero Marie Sophie es Annen vor und nach dem Fall fürgeworffen.</p> <l>FOL. 57. 58. 59. 60. Die Zoffe, die Käse-Mutter, der Praeceptor, die Köchin beschweren d. 17. und 18. Octobris 1681. Ihre Aussagen, worbey die Zoffe nach berichtet, daß der Spieß, so in Amte liege, derjenige sey, mit welchen Sie gesucht hätten; der Praeceptor aber sich erklähret, daß er dasjenige, was er fol. 23. ausgesagt, daß Herr H. H. gesagt, er wolle denjenigen, der Annen Schuld gäbe, daß Sie schwanger sey, wohl hinein führen &c. nicht von Herr H. H. selbst gehöret, sondern von andern, die er nicht zu nennen wüste. Die Mittel-Magd aber hat Ihre Aussage nicht beschweren wollen, sondern gesagt, es könne seyn, daß die Zoffe nicht mehr, als was Sie gestanden, geredet hätte: weßhalben man die Mittel-Magd, meineyd zu verhüten, damit verschonet. FOL. 61. George Wilhelm W. Stadt-Physici, und Christian S. Amtsbarbirers Aussage d. 18 Octobris, als Ihnen der Inhalt des Rescripts von Z. eröffnet worden.</l> <p>Sie hielten nicht dafür, daß die Löcher oder Stiche, so an dem todten Kinde befunden worden, mit dem Bratspiesse, so Ihnen gezeiget worden, geschehen, aus Ursach, weil die 2. grössesten, so in der lincken Seite, nicht viereckigt, wie der Bratspieß, sondern länglicht, und dünne, auch etwas länger als der Bratspieß in der Breite gewesen. Zudem, so wären die Stiche unterschiedlich, als etliche in Rücken, etliche in der Brust, und etliche in Arm gewesen, und keiner durch das gantze Cadaver gangen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0039]
ten finden, wenn Sie es suchen solte. Etwa den 3. Tag hernach wäre Anna aus der Kammer herunter kommen, an Michaelis-Tage mit gespeiset, und Sonntags hernach in die Kirche nacher K. gangen. Und wäre an Michaels-Tage der Magister von E. hinkommen und gesagt: Siehe ist doch Jungfer Ennigen wieder aufgestanden, worauf Frau Maria geantwortet: Sie ist heute so erschrocken, weil wir mit der Kutsche umbgefallen und ist das Fieber flugs davon vergangen. Nach dem 9. Tage hätte Sie mit der Köchin geredet, und gesagt, das Kind muß nun weg seyn; und als die Köchin gesagt: Sie haben es doch ins Wasser geworffen; hätte Sie geantwortet: Nein, das Wasser wirfft es aus: wenn ich aber suchen solte, ich wolte es wohl finden in Ihren Gärtgen, da kömt niemand hinein. Hernach hätten Sie mit einander gesucht, und es gefunden. Wer es aber vergraben, wisse Sie nicht. Wäre zwar nicht gar nahe zum Loche kommen, daß Sie sehen können, wie tieff es gewesen, auch bald davon gelauffen; die Köchin aber hätte den Praeceptor und Hauß-Knecht geholet, das Kind auf den Saal getragen, und angesehen: Sie die Zoffe hätte es erst den andern Tag gesehen. Nachdem Anna des Kindes loß gewesen, hätte Sie Ihre Wäsche, so zwar gewaschen, doch zimlich befleckt gewesen, hergegeben. Die Schachtel, worinnen das Kind gelegen, wäre Annen gewesen, hätte aber Marien Sophien vorher eine genommen, und mit Kirschen nach Leipzig geschickt, die Sie nicht wieder bekommen, dahero Marie Sophie es Annen vor und nach dem Fall fürgeworffen.
FOL. 57. 58. 59. 60. Die Zoffe, die Käse-Mutter, der Praeceptor, die Köchin beschweren d. 17. und 18. Octobris 1681. Ihre Aussagen, worbey die Zoffe nach berichtet, daß der Spieß, so in Amte liege, derjenige sey, mit welchen Sie gesucht hätten; der Praeceptor aber sich erklähret, daß er dasjenige, was er fol. 23. ausgesagt, daß Herr H. H. gesagt, er wolle denjenigen, der Annen Schuld gäbe, daß Sie schwanger sey, wohl hinein führen &c. nicht von Herr H. H. selbst gehöret, sondern von andern, die er nicht zu nennen wüste. Die Mittel-Magd aber hat Ihre Aussage nicht beschweren wollen, sondern gesagt, es könne seyn, daß die Zoffe nicht mehr, als was Sie gestanden, geredet hätte: weßhalben man die Mittel-Magd, meineyd zu verhüten, damit verschonet. FOL. 61. George Wilhelm W. Stadt-Physici, und Christian S. Amtsbarbirers Aussage d. 18 Octobris, als Ihnen der Inhalt des Rescripts von Z. eröffnet worden. Sie hielten nicht dafür, daß die Löcher oder Stiche, so an dem todten Kinde befunden worden, mit dem Bratspiesse, so Ihnen gezeiget worden, geschehen, aus Ursach, weil die 2. grössesten, so in der lincken Seite, nicht viereckigt, wie der Bratspieß, sondern länglicht, und dünne, auch etwas länger als der Bratspieß in der Breite gewesen. Zudem, so wären die Stiche unterschiedlich, als etliche in Rücken, etliche in der Brust, und etliche in Arm gewesen, und keiner durch das gantze Cadaver gangen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI.
(2012-11-23T14:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-23T14:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |