Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

se quisitinnen von dem Defensore vorgenommen, und derselben Nutzen.Summe Geldes, die zur Caution erfordert werden würde, zu hazardiren, wenn die Frau und Tochter die wieder Sie streitige Indicia nicht vernünfftiger Weise zubeantworten wüsten, oder sonst so beschaffen wären, daß man zu befahren hätte, Sie möchten mit Ihren unrichtigen Antworten, die ohnedem nicht gute Sache noch schlimmer machen, ich für rathsam hielte, daß Er, der Vater, mich an den Ort Ihres verborgenen Auffenthalts mit sich nähme, damit ich vor allen Dingen noch vor rechter Unternehmung der Sache mit Ihnen wegen der wieder Sie streitenden indiciorum umständlich reden, und was Sie darauf antworten würden, vernünfftig betrachten und überlegen könte. Denn so viel Ihn den Vater betraff, war ich schon aus dem mit Ihn gehabten Discurs versichert, daß er mir die Warheit gesagt hatte, und es mit Ihm bey diesen Proceß keine grosse Noth haben würde. Der Vater war mit diesen Vorschlag zufrieden, und wir reiseten nebst den offtgedachten Freunde alle drey den Morgen drauff an den Ort quaestionis, und so bald wir daselbst ankommen, setzte ich mich nieder, und verfertigte selbst aus dem, was ich in actis gelesen, und sonst gehöret hatte, genaue articulos inquisitionales, darüber ich selbst die Mutter und Tochter vernehmen wolte: bate indessen der Vater, daß er Ihnen beyden zureden folte, daß Sie ein zuversichtliches Vertrauen in mir setzen solten, daß ich Ihr bestes suchte, und sich also kein Gewissen machten, oder für mir fürchteten, mir die Warheit zusagen, und sich daneben versicherten, daß Sie zu mir als Ihren Advocato ja so ein gewisses Vertrauen wegen der Verschwiegenheit haben könten, als wenn Sie Ihren Beicht-Vater in der Beichte etwas offenbahreten. Indessen kam die Mittags-Mahlzeit herbey, und da hatte ich über derselben Gelegenheit, so wohl mit der Mutter und Tochter von andern Dingen zu reden, auch was sie mit andern über Tische redeten, anzuhören, da ich denn zum Voraus so viel gewahr wurde, daß die Tochter Anna ein blödes und einfältiges, auch dabey offenhertziges Mensche und die wenig zu simuliren oder zu dissimuliren wüste, zu seyn schiene. Die Mutter Frau Maria aber schiene mehr zu Intigruen und Verstellung geneigt zu seyn, welches mir abermahls Anleitung zu einer Betrachtung gab, wie behutsam ich mit Examinirung beyder Personen hernach mich würde zu verhalten haben. Nach der Mahlzeit nahme ich die Tochter Annen an ersten vor, und befand, daß Sie ohne Umbschweiffe und Zweiffelhafftigkeit mir auf die vorgestellten Fragen mit Ja und Nein oder sonst gehörig antwortete, und eben dieses oder dergleichen vorbrachte, was ich unten von Ihrer gerichtlichen Antwort auf die articulos inquisitionales melden werde, dergestalt, daß ich Sie auf keiner Lügen oder Variation ertap-

se quisitinnen von dem Defensore vorgenommen, und derselben Nutzen.Summe Geldes, die zur Caution erfordert werden würde, zu hazardiren, wenn die Frau und Tochter die wieder Sie streitige Indicia nicht vernünfftiger Weise zubeantworten wüsten, oder sonst so beschaffen wären, daß man zu befahren hätte, Sie möchten mit Ihren unrichtigen Antworten, die ohnedem nicht gute Sache noch schlimmer machen, ich für rathsam hielte, daß Er, der Vater, mich an den Ort Ihres verborgenen Auffenthalts mit sich nähme, damit ich vor allen Dingen noch vor rechter Unternehmung der Sache mit Ihnen wegen der wieder Sie streitenden indiciorum umständlich reden, und was Sie darauf antworten würden, vernünfftig betrachten und überlegen könte. Denn so viel Ihn den Vater betraff, war ich schon aus dem mit Ihn gehabten Discurs versichert, daß er mir die Warheit gesagt hatte, und es mit Ihm bey diesen Proceß keine grosse Noth haben würde. Der Vater war mit diesen Vorschlag zufrieden, und wir reiseten nebst den offtgedachten Freunde alle drey den Morgen drauff an den Ort quaestionis, und so bald wir daselbst ankommen, setzte ich mich nieder, und verfertigte selbst aus dem, was ich in actis gelesen, und sonst gehöret hatte, genaue articulos inquisitionales, darüber ich selbst die Mutter und Tochter vernehmen wolte: bate indessen der Vater, daß er Ihnen beyden zureden folte, daß Sie ein zuversichtliches Vertrauen in mir setzen solten, daß ich Ihr bestes suchte, und sich also kein Gewissen machten, oder für mir fürchteten, mir die Warheit zusagen, und sich daneben versicherten, daß Sie zu mir als Ihren Advocato ja so ein gewisses Vertrauen wegen der Verschwiegenheit haben könten, als wenn Sie Ihren Beicht-Vater in der Beichte etwas offenbahreten. Indessen kam die Mittags-Mahlzeit herbey, und da hatte ich über derselben Gelegenheit, so wohl mit der Mutter und Tochter von andern Dingen zu reden, auch was sie mit andern über Tische redeten, anzuhören, da ich denn zum Voraus so viel gewahr wurde, daß die Tochter Anna ein blödes und einfältiges, auch dabey offenhertziges Mensche und die wenig zu simuliren oder zu dissimuliren wüste, zu seyn schiene. Die Mutter Frau Maria aber schiene mehr zu Intigruen und Verstellung geneigt zu seyn, welches mir abermahls Anleitung zu einer Betrachtung gab, wie behutsam ich mit Examinirung beyder Personen hernach mich würde zu verhalten haben. Nach der Mahlzeit nahme ich die Tochter Annen an ersten vor, und befand, daß Sie ohne Umbschweiffe und Zweiffelhafftigkeit mir auf die vorgestellten Fragen mit Ja und Nein oder sonst gehörig antwortete, und eben dieses oder dergleichen vorbrachte, was ich unten von Ihrer gerichtlichen Antwort auf die articulos inquisitionales melden werde, dergestalt, daß ich Sie auf keiner Lügen oder Variation ertap-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0034" n="18"/>
se                      <note place="left"><hi rendition="#i">quisitin</hi>nen von dem <hi rendition="#i">Defensore</hi> vorgenommen, und derselben                      Nutzen.</note>Summe Geldes, die zur Caution erfordert werden würde, zu                      hazardiren, wenn die Frau und Tochter die wieder Sie streitige Indicia nicht                      vernünfftiger Weise zubeantworten wüsten, oder sonst so beschaffen wären, daß                      man zu befahren hätte, Sie möchten mit Ihren unrichtigen Antworten, die ohnedem                      nicht gute Sache noch schlimmer machen, ich für rathsam hielte, daß Er, der                      Vater, mich an den Ort Ihres verborgenen Auffenthalts mit sich nähme, damit ich                      vor allen Dingen noch vor rechter Unternehmung der Sache mit Ihnen wegen der                      wieder Sie streitenden indiciorum umständlich reden, und was Sie darauf                      antworten würden, vernünfftig betrachten und überlegen könte. Denn so viel Ihn                      den Vater betraff, war ich schon aus dem mit Ihn gehabten Discurs versichert,                      daß er mir die Warheit gesagt hatte, und es mit Ihm bey diesen Proceß keine                      grosse Noth haben würde. Der Vater war mit diesen Vorschlag zufrieden, und wir                      reiseten nebst den offtgedachten Freunde alle drey den Morgen drauff an den Ort                      quaestionis, und so bald wir daselbst ankommen, setzte ich mich nieder, und                      verfertigte selbst aus dem, was ich in actis gelesen, und sonst gehöret hatte,                      genaue articulos inquisitionales, darüber ich selbst die Mutter und Tochter                      vernehmen wolte: bate indessen der Vater, daß er Ihnen beyden zureden folte, daß                      Sie ein zuversichtliches Vertrauen in mir setzen solten, daß ich Ihr bestes                      suchte, und sich also kein Gewissen machten, oder für mir fürchteten, mir die                      Warheit zusagen, und sich daneben versicherten, daß Sie zu mir als Ihren                      Advocato ja so ein gewisses Vertrauen wegen der Verschwiegenheit haben könten,                      als wenn Sie Ihren Beicht-Vater in der Beichte etwas offenbahreten. Indessen kam                      die Mittags-Mahlzeit herbey, und da hatte ich über derselben Gelegenheit, so                      wohl mit der Mutter und Tochter von andern Dingen zu reden, auch was sie mit                      andern über Tische redeten, anzuhören, da ich denn zum Voraus so viel gewahr                      wurde, daß die Tochter Anna ein blödes und einfältiges, auch dabey                      offenhertziges Mensche und die wenig zu simuliren oder zu dissimuliren wüste, zu                      seyn schiene. Die Mutter Frau Maria aber schiene mehr zu Intigruen und                      Verstellung geneigt zu seyn, welches mir abermahls Anleitung zu einer                      Betrachtung gab, wie behutsam ich mit Examinirung beyder Personen hernach mich                      würde zu verhalten haben. Nach der Mahlzeit nahme ich die Tochter Annen an                      ersten vor, und befand, daß Sie ohne Umbschweiffe und Zweiffelhafftigkeit mir                      auf die vorgestellten Fragen mit Ja und Nein oder sonst gehörig antwortete, und                      eben dieses oder dergleichen vorbrachte, was ich unten von Ihrer gerichtlichen                      Antwort auf die articulos inquisitionales melden werde, dergestalt, daß ich Sie                      auf keiner Lügen oder Variation ertap-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0034] se Summe Geldes, die zur Caution erfordert werden würde, zu hazardiren, wenn die Frau und Tochter die wieder Sie streitige Indicia nicht vernünfftiger Weise zubeantworten wüsten, oder sonst so beschaffen wären, daß man zu befahren hätte, Sie möchten mit Ihren unrichtigen Antworten, die ohnedem nicht gute Sache noch schlimmer machen, ich für rathsam hielte, daß Er, der Vater, mich an den Ort Ihres verborgenen Auffenthalts mit sich nähme, damit ich vor allen Dingen noch vor rechter Unternehmung der Sache mit Ihnen wegen der wieder Sie streitenden indiciorum umständlich reden, und was Sie darauf antworten würden, vernünfftig betrachten und überlegen könte. Denn so viel Ihn den Vater betraff, war ich schon aus dem mit Ihn gehabten Discurs versichert, daß er mir die Warheit gesagt hatte, und es mit Ihm bey diesen Proceß keine grosse Noth haben würde. Der Vater war mit diesen Vorschlag zufrieden, und wir reiseten nebst den offtgedachten Freunde alle drey den Morgen drauff an den Ort quaestionis, und so bald wir daselbst ankommen, setzte ich mich nieder, und verfertigte selbst aus dem, was ich in actis gelesen, und sonst gehöret hatte, genaue articulos inquisitionales, darüber ich selbst die Mutter und Tochter vernehmen wolte: bate indessen der Vater, daß er Ihnen beyden zureden folte, daß Sie ein zuversichtliches Vertrauen in mir setzen solten, daß ich Ihr bestes suchte, und sich also kein Gewissen machten, oder für mir fürchteten, mir die Warheit zusagen, und sich daneben versicherten, daß Sie zu mir als Ihren Advocato ja so ein gewisses Vertrauen wegen der Verschwiegenheit haben könten, als wenn Sie Ihren Beicht-Vater in der Beichte etwas offenbahreten. Indessen kam die Mittags-Mahlzeit herbey, und da hatte ich über derselben Gelegenheit, so wohl mit der Mutter und Tochter von andern Dingen zu reden, auch was sie mit andern über Tische redeten, anzuhören, da ich denn zum Voraus so viel gewahr wurde, daß die Tochter Anna ein blödes und einfältiges, auch dabey offenhertziges Mensche und die wenig zu simuliren oder zu dissimuliren wüste, zu seyn schiene. Die Mutter Frau Maria aber schiene mehr zu Intigruen und Verstellung geneigt zu seyn, welches mir abermahls Anleitung zu einer Betrachtung gab, wie behutsam ich mit Examinirung beyder Personen hernach mich würde zu verhalten haben. Nach der Mahlzeit nahme ich die Tochter Annen an ersten vor, und befand, daß Sie ohne Umbschweiffe und Zweiffelhafftigkeit mir auf die vorgestellten Fragen mit Ja und Nein oder sonst gehörig antwortete, und eben dieses oder dergleichen vorbrachte, was ich unten von Ihrer gerichtlichen Antwort auf die articulos inquisitionales melden werde, dergestalt, daß ich Sie auf keiner Lügen oder Variation ertap- quisitinnen von dem Defensore vorgenommen, und derselben Nutzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/34
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/34>, abgerufen am 23.11.2024.