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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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graben hätte; hat Sie geantwortet: Sie könte es auf niemand anders dencken, als auff die Frau Maria selber, weil sonst niemand zu Ihr, der Tochter gedurft. Zu dem hätte Ihr die Mittel-Magd erzehlet, daß Anna, als die Zoffe das Kind abgewaschen, und in die Schachtel geleget, solches bey den Händgen genommen, und gesagt: Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurft hätte, wodurch Sie sonder Zweiffel Ihre leibl. Mutter gemeinet. Ob nun der Vater Herr H. H. auch Wissenschaft darvon gehabt, könte Sie nicht wissen. Daß er aber davon gegangen, hätte er sich verdächtig gemacht. Von dem Grabescheide, (vide supra fol. 12.) so Sie Herrn H. H. gegeben haben soll, weiß Sie nichts.

FOL. 36. & 37. Reginen M. des Gänse-Mägdgens, Andreas H. des Hauß-Knechts. Jacob D. von O. des Kutschers Außage, ingl. der Köchin nochmahlige Aussage den 12. Octobr.

Das Gänse-Mägdgen von 14. Jahren sagt; sie wäre bey Annen damahls, als die Mutter zu St. gewesen, geblieben, biß die Mutter kommen, hernach aber wäre Sie zu Bette gangen. Hätte nichts schreyen gehört.

Der Hauß-Knecht, so 17. Jahr alt, sagt, er habe das Kind helffen suchen, wer es aber umbracht, wüste er nicht. Anna wäre des Sonnabends weggegangen, und der Herr des Nachts mit dem Schreiber, gestern Abends wäre der Schreiber wieder kommen, und heute frühe umb 3. Uhr wieder weggeritten.

Der Kutscher sagt: als die Köchin das Kind suchen wollen, hätte er Ihr einen Bratspieß zu geworffen, so etwan ein paar Ellen lang, er hätte aber das Kind nicht gesehen, wisse auch nicht, wer es umbgebracht. Herr und Frau wären des Abends noch da, Sonntages frühe aber weg gewesen.

Die Köchin berichtet weiter: die Schenckin zu O. hätte zu Ihr gesagt: wenn Sie sich lang herumb drehete, so könte Sie den Staupbesen davon bekommen. Ingleichen, wenn Sie sich doch besinnen könte, ob Sie das Vogelspießgen gehabt, da Sie das Kind gesucht, so könte Sie noch ein stücke Geld davon bekommen. Allein sie hätte das Vogelspießgen nicht, sondern einen Bratspieß, so forne an der Spitze rund gewesen, gehabt, und müste Sie tieff gestochen haben, wenn Sie Löcher in den Kinde machen sollen. Zu dem so hätte Sie über dreymahl nicht gestochen, auch nicht tieff, denn das Kind hätte, als Sie die Erde weggethan, schon da gelegen.

FOL. 38. seq. Elisabeth M der Mittel-Magd und Dorothen K. der Zoffe Aussagen den 12. Octobr. 1681. samt deren confrontation mit vorigen.

Die Mittel-Magd, so 19. Jahr, ist befragt worden: ob Sie hätte zur Köchin diese Worte geredet: Herrn H. H. älteste Tochter Anna hätte ihr Kind, als es die Zoffe abgewaschen gehabt, und in die Schachtel geleget, bey einem Händgen genommen, und gesagt. Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für denen Mei-

graben hätte; hat Sie geantwortet: Sie könte es auf niemand anders dencken, als auff die Frau Maria selber, weil sonst niemand zu Ihr, der Tochter gedurft. Zu dem hätte Ihr die Mittel-Magd erzehlet, daß Anna, als die Zoffe das Kind abgewaschen, und in die Schachtel geleget, solches bey den Händgen genommen, und gesagt: Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurft hätte, wodurch Sie sonder Zweiffel Ihre leibl. Mutter gemeinet. Ob nun der Vater Herr H. H. auch Wissenschaft darvon gehabt, könte Sie nicht wissen. Daß er aber davon gegangen, hätte er sich verdächtig gemacht. Von dem Grabescheide, (vide supra fol. 12.) so Sie Herrn H. H. gegeben haben soll, weiß Sie nichts.

FOL. 36. & 37. Reginen M. des Gänse-Mägdgens, Andreas H. des Hauß-Knechts. Jacob D. von O. des Kutschers Außage, ingl. der Köchin nochmahlige Aussage den 12. Octobr.

Das Gänse-Mägdgen von 14. Jahren sagt; sie wäre bey Annen damahls, als die Mutter zu St. gewesen, geblieben, biß die Mutter kommen, hernach aber wäre Sie zu Bette gangen. Hätte nichts schreyen gehört.

Der Hauß-Knecht, so 17. Jahr alt, sagt, er habe das Kind helffen suchen, wer es aber umbracht, wüste er nicht. Anna wäre des Sonnabends weggegangen, und der Herr des Nachts mit dem Schreiber, gestern Abends wäre der Schreiber wieder kommen, und heute frühe umb 3. Uhr wieder weggeritten.

Der Kutscher sagt: als die Köchin das Kind suchen wollen, hätte er Ihr einen Bratspieß zu geworffen, so etwan ein paar Ellen lang, er hätte aber das Kind nicht gesehen, wisse auch nicht, wer es umbgebracht. Herr und Frau wären des Abends noch da, Sonntages frühe aber weg gewesen.

Die Köchin berichtet weiter: die Schenckin zu O. hätte zu Ihr gesagt: wenn Sie sich lang herumb drehete, so könte Sie den Staupbesen davon bekommen. Ingleichen, wenn Sie sich doch besinnen könte, ob Sie das Vogelspießgen gehabt, da Sie das Kind gesucht, so könte Sie noch ein stücke Geld davon bekommen. Allein sie hätte das Vogelspießgen nicht, sondern einen Bratspieß, so forne an der Spitze rund gewesen, gehabt, und müste Sie tieff gestochen haben, wenn Sie Löcher in den Kinde machen sollen. Zu dem so hätte Sie über dreymahl nicht gestochen, auch nicht tieff, denn das Kind hätte, als Sie die Erde weggethan, schon da gelegen.

FOL. 38. seq. Elisabeth M der Mittel-Magd und Dorothen K. der Zoffe Aussagen den 12. Octobr. 1681. samt deren confrontation mit vorigen.

Die Mittel-Magd, so 19. Jahr, ist befragt worden: ob Sie hätte zur Köchin diese Worte geredet: Herrn H. H. älteste Tochter Anna hätte ihr Kind, als es die Zoffe abgewaschen gehabt, und in die Schachtel geleget, bey einem Händgen genommen, und gesagt. Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für denen Mei-

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        <p>Der Hauß-Knecht, so 17. Jahr alt, sagt, er habe das Kind helffen suchen, wer es                      aber umbracht, wüste er nicht. Anna wäre des Sonnabends weggegangen, und der                      Herr des Nachts mit dem Schreiber, gestern Abends wäre der Schreiber wieder                      kommen, und heute frühe umb 3. Uhr wieder weggeritten.</p>
        <p>Der Kutscher sagt: als die Köchin das Kind suchen wollen, hätte er Ihr einen                      Bratspieß zu geworffen, so etwan ein paar Ellen lang, er hätte aber das Kind                      nicht gesehen, wisse auch nicht, wer es umbgebracht. Herr und Frau wären des                      Abends noch da, Sonntages frühe aber weg gewesen.</p>
        <p>Die Köchin berichtet weiter: die Schenckin zu O. hätte zu Ihr gesagt: wenn Sie                      sich lang herumb drehete, so könte Sie den Staupbesen davon bekommen.                      Ingleichen, wenn Sie sich doch besinnen könte, ob Sie das Vogelspießgen gehabt,                      da Sie das Kind gesucht, so könte Sie noch ein stücke Geld davon bekommen.                      Allein sie hätte das Vogelspießgen nicht, sondern einen Bratspieß, so forne an                      der Spitze rund gewesen, gehabt, und müste Sie tieff gestochen haben, wenn Sie                      Löcher in den Kinde machen sollen. Zu dem so hätte Sie über dreymahl nicht                      gestochen, auch nicht tieff, denn das Kind hätte, als Sie die Erde weggethan,                      schon da gelegen.</p>
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        <p>Die Mittel-Magd, so 19. Jahr, ist befragt worden: ob Sie hätte zur Köchin diese                      Worte geredet: Herrn H. H. älteste Tochter Anna hätte ihr Kind, als es die Zoffe                      abgewaschen gehabt, und in die Schachtel geleget, bey einem Händgen genommen,                      und gesagt. Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für                      denen Mei-
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[11/0027] graben hätte; hat Sie geantwortet: Sie könte es auf niemand anders dencken, als auff die Frau Maria selber, weil sonst niemand zu Ihr, der Tochter gedurft. Zu dem hätte Ihr die Mittel-Magd erzehlet, daß Anna, als die Zoffe das Kind abgewaschen, und in die Schachtel geleget, solches bey den Händgen genommen, und gesagt: Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für den Meinigen gedurft hätte, wodurch Sie sonder Zweiffel Ihre leibl. Mutter gemeinet. Ob nun der Vater Herr H. H. auch Wissenschaft darvon gehabt, könte Sie nicht wissen. Daß er aber davon gegangen, hätte er sich verdächtig gemacht. Von dem Grabescheide, (vide supra fol. 12.) so Sie Herrn H. H. gegeben haben soll, weiß Sie nichts. FOL. 36. & 37. Reginen M. des Gänse-Mägdgens, Andreas H. des Hauß-Knechts. Jacob D. von O. des Kutschers Außage, ingl. der Köchin nochmahlige Aussage den 12. Octobr. Das Gänse-Mägdgen von 14. Jahren sagt; sie wäre bey Annen damahls, als die Mutter zu St. gewesen, geblieben, biß die Mutter kommen, hernach aber wäre Sie zu Bette gangen. Hätte nichts schreyen gehört. Der Hauß-Knecht, so 17. Jahr alt, sagt, er habe das Kind helffen suchen, wer es aber umbracht, wüste er nicht. Anna wäre des Sonnabends weggegangen, und der Herr des Nachts mit dem Schreiber, gestern Abends wäre der Schreiber wieder kommen, und heute frühe umb 3. Uhr wieder weggeritten. Der Kutscher sagt: als die Köchin das Kind suchen wollen, hätte er Ihr einen Bratspieß zu geworffen, so etwan ein paar Ellen lang, er hätte aber das Kind nicht gesehen, wisse auch nicht, wer es umbgebracht. Herr und Frau wären des Abends noch da, Sonntages frühe aber weg gewesen. Die Köchin berichtet weiter: die Schenckin zu O. hätte zu Ihr gesagt: wenn Sie sich lang herumb drehete, so könte Sie den Staupbesen davon bekommen. Ingleichen, wenn Sie sich doch besinnen könte, ob Sie das Vogelspießgen gehabt, da Sie das Kind gesucht, so könte Sie noch ein stücke Geld davon bekommen. Allein sie hätte das Vogelspießgen nicht, sondern einen Bratspieß, so forne an der Spitze rund gewesen, gehabt, und müste Sie tieff gestochen haben, wenn Sie Löcher in den Kinde machen sollen. Zu dem so hätte Sie über dreymahl nicht gestochen, auch nicht tieff, denn das Kind hätte, als Sie die Erde weggethan, schon da gelegen. FOL. 38. seq. Elisabeth M der Mittel-Magd und Dorothen K. der Zoffe Aussagen den 12. Octobr. 1681. samt deren confrontation mit vorigen. Die Mittel-Magd, so 19. Jahr, ist befragt worden: ob Sie hätte zur Köchin diese Worte geredet: Herrn H. H. älteste Tochter Anna hätte ihr Kind, als es die Zoffe abgewaschen gehabt, und in die Schachtel geleget, bey einem Händgen genommen, und gesagt. Du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich für denen Mei-

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/27>, abgerufen am 25.04.2024.