Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

nigen gedurfft hätte, hat geantwortet: Ja, sie hätte es zwar zur Köchin gesagt, hätte es aber selbst von der Tochter nicht gehört, und wüste nicht eben, ob es ihr die Zoffe oder die Käse-Mutter gesagt. Man hat weiter gefragt, wenn die Tochter, die Mutter und Vater fortgegangen, hat berichtet, die Tochter wäre Sonnabends nach mittage gangen, Herr H. H. des Nachts weggeritten, und die Mutter unter der Frühe-Predigt wegkommen. Die Zoffe, so 19. biß 20. Jahr alt, ist befraget worden: ob Sie von Annen Vogtin gehöret, daß Sie, als Sie das Kind abgewaschen, und die Käse-Mutter helffen es in die Schachtel legen (nachdem die Frau Maria Ihr und Annen der Tochter geheißen, sie solten das Kind aus dem Camin hohlen) zu solchen gesaget: du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich vor den Meinigen gedurfft; hat geantwortet: Die Anna hätte das Kind angesehen und gesagt: ich will es immer behalten: Sie aber die Zoffe hätte geantwortet: was will Sie nun mit dem todten Kinde machen, hätte Sie es erst behalten. Als Ihr nun die Mittel-Magd unter Augen gesagt, daß es vorige Worte gewesen, hat die Zoffe geantwortet, die Anna hätte gesagt: Ach wenn ichs dürffte behalten, und hätte mit den Händen gezittert. Die Mittel-Magd bleibet darbey, es wären vorige Reden zu Ihr gesagt worden, ob es aber die Zoffe oder Käse-Mutter zu ihr gesagt, das könte Sie nicht eigentlich wissen. Denn sie hätte nicht darnach gefragt, wäre ihr auch nichts angegangen, gleichwohl wäre es von diesen beyden geredet worden, der Zoffe oder Käse-Mutter. Die Zoffe bleibt darbey, Anna hätte nicht mehr gesagt, als: Ach ich wills immer behalten, oder: Ach, wenn ichs dürffte behalten.

Die Käse-Mutter sagt, sie wäre bey dem Abwaschen nicht gewesen, sondern als die Zoffe und Sie auff der Frau Befehl das Kind in die Schachtel gelegt, da wäre Anna nicht mehr dabey, sondern schon hinweg gewesen. Die Zoffe berichtet weiter: Zuvor, als das Gesinde zur Fr. Maria gesagt, daß das Kind da wäre, hätte Sie zu Annen der Tochter und der Zoffe gesagt: gehet doch hin, es soll drüben in Ofen liegen, und bringet es her über, darauf wäre Sie die Zoffe, weil viel Volcks in Hause gewesen, alleine hinüber auffs neue Gebäude gangen, und es gehohlet. Ehe sie aber herunter kommen, hätte die Tochter in Hause auffgewartet, und es von Ihr genommen, und in Ihre Cammer hinauff getragen, sagende, sie solte Ihr eine Kanne Wasser hohlen, sie wolte es abwaschen, welches sie auch gethan, und hätte die Tochter Anna Ihr Kind selber abgewaschen, hätte vorige Worte: Ach wenn ichs doch behalten dürffte / geredet, und wäre herunter ins Hauß gangen, da hätte Frau Maria sie gefragt: ob Sie die Kammer zugemacht hätte, und Sie nein geantwortet; hätte Sie Ihr und der Käse-Mutter befohlen, Sie solten es in eine Schachtel, so in der Cammer gestanden, legen, so Sie auch gethan, und von dar hätten Sie es müssen ins Gewölbe ins neue Gebäude tragen. Die Anna hätte das Kind bey keiner Hand, sondern beym Beingen ergriffen, und mit der andern Hand ins Wasser gelegt.

nigen gedurfft hätte, hat geantwortet: Ja, sie hätte es zwar zur Köchin gesagt, hätte es aber selbst von der Tochter nicht gehört, und wüste nicht eben, ob es ihr die Zoffe oder die Käse-Mutter gesagt. Man hat weiter gefragt, wenn die Tochter, die Mutter und Vater fortgegangen, hat berichtet, die Tochter wäre Sonnabends nach mittage gangen, Herr H. H. des Nachts weggeritten, und die Mutter unter der Frühe-Predigt wegkommen. Die Zoffe, so 19. biß 20. Jahr alt, ist befraget worden: ob Sie von Annen Vogtin gehöret, daß Sie, als Sie das Kind abgewaschen, und die Käse-Mutter helffen es in die Schachtel legen (nachdem die Frau Maria Ihr und Annen der Tochter geheißen, sie solten das Kind aus dem Camin hohlen) zu solchen gesaget: du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich vor den Meinigen gedurfft; hat geantwortet: Die Anna hätte das Kind angesehen und gesagt: ich will es immer behalten: Sie aber die Zoffe hätte geantwortet: was will Sie nun mit dem todten Kinde machen, hätte Sie es erst behalten. Als Ihr nun die Mittel-Magd unter Augen gesagt, daß es vorige Worte gewesen, hat die Zoffe geantwortet, die Anna hätte gesagt: Ach wenn ichs dürffte behalten, und hätte mit den Händen gezittert. Die Mittel-Magd bleibet darbey, es wären vorige Reden zu Ihr gesagt worden, ob es aber die Zoffe oder Käse-Mutter zu ihr gesagt, das könte Sie nicht eigentlich wissen. Denn sie hätte nicht darnach gefragt, wäre ihr auch nichts angegangen, gleichwohl wäre es von diesen beyden geredet worden, der Zoffe oder Käse-Mutter. Die Zoffe bleibt darbey, Anna hätte nicht mehr gesagt, als: Ach ich wills immer behalten, oder: Ach, wenn ichs dürffte behalten.

Die Käse-Mutter sagt, sie wäre bey dem Abwaschen nicht gewesen, sondern als die Zoffe und Sie auff der Frau Befehl das Kind in die Schachtel gelegt, da wäre Anna nicht mehr dabey, sondern schon hinweg gewesen. Die Zoffe berichtet weiter: Zuvor, als das Gesinde zur Fr. Maria gesagt, daß das Kind da wäre, hätte Sie zu Annen der Tochter und der Zoffe gesagt: gehet doch hin, es soll drüben in Ofen liegen, und bringet es her über, darauf wäre Sie die Zoffe, weil viel Volcks in Hause gewesen, alleine hinüber auffs neue Gebäude gangen, und es gehohlet. Ehe sie aber herunter kommen, hätte die Tochter in Hause auffgewartet, und es von Ihr genommen, und in Ihre Cammer hinauff getragen, sagende, sie solte Ihr eine Kanne Wasser hohlen, sie wolte es abwaschen, welches sie auch gethan, und hätte die Tochter Anna Ihr Kind selber abgewaschen, hätte vorige Worte: Ach wenn ichs doch behalten dürffte / geredet, und wäre herunter ins Hauß gangen, da hätte Frau Maria sie gefragt: ob Sie die Kammer zugemacht hätte, und Sie nein geantwortet; hätte Sie Ihr und der Käse-Mutter befohlen, Sie solten es in eine Schachtel, so in der Cammer gestanden, legen, so Sie auch gethan, und von dar hätten Sie es müssen ins Gewölbe ins neue Gebäude tragen. Die Anna hätte das Kind bey keiner Hand, sondern beym Beingen ergriffen, und mit der andern Hand ins Wasser gelegt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0028" n="12"/>
nigen gedurfft hätte, hat geantwortet:                      Ja, sie hätte es zwar zur Köchin gesagt, hätte es aber selbst von der Tochter                      nicht gehört, und wüste nicht eben, ob es ihr die Zoffe oder die Käse-Mutter                      gesagt. Man hat weiter gefragt, wenn die Tochter, die Mutter und Vater                      fortgegangen, hat berichtet, die Tochter wäre Sonnabends nach mittage gangen,                      Herr H. H. des Nachts weggeritten, und die Mutter unter der Frühe-Predigt                      wegkommen. Die Zoffe, so 19. biß 20. Jahr alt, ist befraget worden: ob Sie von                      Annen Vogtin gehöret, daß Sie, als Sie das Kind abgewaschen, und die Käse-Mutter                      helffen es in die Schachtel legen (nachdem die Frau Maria Ihr und Annen der                      Tochter geheißen, sie solten das Kind aus dem Camin hohlen) zu solchen gesaget:                      du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich vor den Meinigen                      gedurfft; hat geantwortet: Die Anna hätte das Kind angesehen und gesagt: ich                      will es immer behalten: Sie aber die Zoffe hätte geantwortet: was will Sie nun                      mit dem todten Kinde machen, hätte Sie es erst behalten. Als Ihr nun die                      Mittel-Magd unter Augen gesagt, daß es vorige Worte gewesen, hat die Zoffe                      geantwortet, die Anna hätte gesagt: Ach wenn ichs dürffte behalten, und hätte                      mit den Händen gezittert. Die Mittel-Magd bleibet darbey, es wären vorige Reden                      zu Ihr gesagt worden, ob es aber die Zoffe oder Käse-Mutter zu ihr gesagt, das                      könte Sie nicht eigentlich wissen. Denn sie hätte nicht darnach gefragt, wäre                      ihr auch nichts angegangen, gleichwohl wäre es von diesen beyden geredet worden,                      der Zoffe oder Käse-Mutter. Die Zoffe bleibt darbey, Anna hätte nicht mehr                      gesagt, als: Ach ich wills immer behalten, oder: Ach, wenn ichs dürffte                      behalten.</p>
        <p>Die Käse-Mutter sagt, sie wäre bey dem Abwaschen nicht gewesen, sondern als die                      Zoffe und Sie auff der Frau Befehl das Kind in die Schachtel gelegt, da wäre                      Anna nicht mehr dabey, sondern schon hinweg gewesen. Die Zoffe berichtet weiter:                      Zuvor, als das Gesinde zur Fr. Maria gesagt, daß das Kind da wäre, hätte Sie zu                      Annen der Tochter und der Zoffe gesagt: gehet doch hin, es soll drüben in Ofen                      liegen, und bringet es her über, darauf wäre Sie die Zoffe, weil viel Volcks in                      Hause gewesen, alleine hinüber auffs neue Gebäude gangen, und es gehohlet. Ehe                      sie aber herunter kommen, hätte die Tochter in Hause auffgewartet, und es von                      Ihr genommen, und in Ihre Cammer hinauff getragen, sagende, sie solte Ihr eine                      Kanne Wasser hohlen, sie wolte es abwaschen, welches sie auch gethan, und hätte                      die Tochter Anna Ihr Kind selber abgewaschen, hätte vorige Worte: Ach wenn ichs                      doch behalten dürffte / geredet, und wäre herunter ins Hauß gangen, da hätte                      Frau Maria sie gefragt: ob Sie die Kammer zugemacht hätte, und Sie nein                      geantwortet; hätte Sie Ihr und der Käse-Mutter befohlen, Sie solten es in eine                      Schachtel, so in der Cammer gestanden, legen, so Sie auch gethan, und von dar                      hätten Sie es müssen ins Gewölbe ins neue Gebäude tragen. Die Anna hätte das                      Kind bey keiner Hand, sondern beym Beingen ergriffen, und mit der andern Hand                      ins Wasser gelegt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0028] nigen gedurfft hätte, hat geantwortet: Ja, sie hätte es zwar zur Köchin gesagt, hätte es aber selbst von der Tochter nicht gehört, und wüste nicht eben, ob es ihr die Zoffe oder die Käse-Mutter gesagt. Man hat weiter gefragt, wenn die Tochter, die Mutter und Vater fortgegangen, hat berichtet, die Tochter wäre Sonnabends nach mittage gangen, Herr H. H. des Nachts weggeritten, und die Mutter unter der Frühe-Predigt wegkommen. Die Zoffe, so 19. biß 20. Jahr alt, ist befraget worden: ob Sie von Annen Vogtin gehöret, daß Sie, als Sie das Kind abgewaschen, und die Käse-Mutter helffen es in die Schachtel legen (nachdem die Frau Maria Ihr und Annen der Tochter geheißen, sie solten das Kind aus dem Camin hohlen) zu solchen gesaget: du liebes Kind, ich hätte dich gerne behalten wollen, wenn ich vor den Meinigen gedurfft; hat geantwortet: Die Anna hätte das Kind angesehen und gesagt: ich will es immer behalten: Sie aber die Zoffe hätte geantwortet: was will Sie nun mit dem todten Kinde machen, hätte Sie es erst behalten. Als Ihr nun die Mittel-Magd unter Augen gesagt, daß es vorige Worte gewesen, hat die Zoffe geantwortet, die Anna hätte gesagt: Ach wenn ichs dürffte behalten, und hätte mit den Händen gezittert. Die Mittel-Magd bleibet darbey, es wären vorige Reden zu Ihr gesagt worden, ob es aber die Zoffe oder Käse-Mutter zu ihr gesagt, das könte Sie nicht eigentlich wissen. Denn sie hätte nicht darnach gefragt, wäre ihr auch nichts angegangen, gleichwohl wäre es von diesen beyden geredet worden, der Zoffe oder Käse-Mutter. Die Zoffe bleibt darbey, Anna hätte nicht mehr gesagt, als: Ach ich wills immer behalten, oder: Ach, wenn ichs dürffte behalten. Die Käse-Mutter sagt, sie wäre bey dem Abwaschen nicht gewesen, sondern als die Zoffe und Sie auff der Frau Befehl das Kind in die Schachtel gelegt, da wäre Anna nicht mehr dabey, sondern schon hinweg gewesen. Die Zoffe berichtet weiter: Zuvor, als das Gesinde zur Fr. Maria gesagt, daß das Kind da wäre, hätte Sie zu Annen der Tochter und der Zoffe gesagt: gehet doch hin, es soll drüben in Ofen liegen, und bringet es her über, darauf wäre Sie die Zoffe, weil viel Volcks in Hause gewesen, alleine hinüber auffs neue Gebäude gangen, und es gehohlet. Ehe sie aber herunter kommen, hätte die Tochter in Hause auffgewartet, und es von Ihr genommen, und in Ihre Cammer hinauff getragen, sagende, sie solte Ihr eine Kanne Wasser hohlen, sie wolte es abwaschen, welches sie auch gethan, und hätte die Tochter Anna Ihr Kind selber abgewaschen, hätte vorige Worte: Ach wenn ichs doch behalten dürffte / geredet, und wäre herunter ins Hauß gangen, da hätte Frau Maria sie gefragt: ob Sie die Kammer zugemacht hätte, und Sie nein geantwortet; hätte Sie Ihr und der Käse-Mutter befohlen, Sie solten es in eine Schachtel, so in der Cammer gestanden, legen, so Sie auch gethan, und von dar hätten Sie es müssen ins Gewölbe ins neue Gebäude tragen. Die Anna hätte das Kind bey keiner Hand, sondern beym Beingen ergriffen, und mit der andern Hand ins Wasser gelegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/28
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/28>, abgerufen am 29.03.2024.