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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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haltung der Welt convinciret sey, item §. 10. p. 11. daß dieser GOtt einig sey und einig seyn müsse, und daß er diesen GOtt §. 13. ehre und fürchte, und zwar was die Liebe belanget §. 14. ohne alle interessirte Absicht, mit Beyfügung der Ursache, daß wer GOtt wegen etwas anders liebe, sich selbst mehr als GOtt liebe; so viel aber den Gottesdienst betreffe §. 16. daß derselbe theils §. 17. p. 15. in einer tieffen Verwunderung über die Schöpffung der Welt: theils §. 18. in hertzlicher Dancksagung wegen der von GOtt Zeit lebens erwiesene und noch täglich continuirende Gutthaten; theils §. 19. in einem willigen Gehorsam bestehe, weil GOtt sein Herr und Regierer sey, dessen göttlichen Willen er sich selbst und alle das Seinige resignire und befehle, weßwegen er auch allezeit, so offt er bete, hinzusetze: Dein Wille, o GOtt, nicht aber der meinige geschehe: ich bitte dich zwar, aber erhöre mich nach deinem Wohlgefallen. Gib mir nicht, was ich bitte, sondern was du mir zu geben beschlossen: Mache es Herr mit mir, wie es dir gefällt: du bist mein Schöpffer, ich dein Geschöpffe; du bist mein Werckmeister, ich dein Werck, du mein König, ich dein Unterthaner, über welchen dir das Recht ihn zu tödten und beym Leben zu erhalten, ihn zu verdammen oder zu erlösen, zustehet: Welches alles ja, wenn sie so obenhin angesehen werden, solche Lehren zu seyn scheinen, die man auch von einen frommen und erleuchteten Christen nicht besser praetendiren könte; und ob schon hernach etliche andre beygefügte Lehr-Sätze allerdinges so beschaffen wären, daß selbige keinesweges mit dem Christenthum DECIMA SEPTIMA.bestehen könten, dennoch 17. die Entschuldigung des Autoris, daß er dieses nicht als ein Christe, sondern exercitii gratia als ein Philosophus Gentilis geschrieben, mit nichten als eine itzo erst zur Zeit der Noth ersonnene Entschuldigung angesehen werden müsse, sondern diese declaration alsobald in der Vorrede p. 4. zu lesen sey, da er, der Autor, ausdrücklich schreibet,

Der Leser solle wissen, daß er dieses nicht als ein Theologus, Juriste, oder Medicus, sondern als ein Philosophus und zwar ein solcher Philosophus geschrieben, der keiner von den Sectirischen Gesellschafften zugethan sey, und der die göttlichen und weltlichen Sachen, GOtt, die Welt, und den Menschen sich als einen Gegenwurff und das Ziel seiner Gedancken auserwehlet, und davon frey philosophiret, frey geredet, und frey geschrieben.

Zuletzt aber, wenn auch gleich das Tractätgen quaestionis für ein Atheistisch DECIMA OCTAVA.Tractätgen zu halten wäre, dennoch 18. vielen berühmten und gelehrten Männern unter denen Protestirenden einige Jahre her die Augen auffgegangen, daß sie mit gnungsamen Gründen behauptet, daß weder die Ke-

haltung der Welt convinciret sey, item §. 10. p. 11. daß dieser GOtt einig sey und einig seyn müsse, und daß er diesen GOtt §. 13. ehre und fürchte, und zwar was die Liebe belanget §. 14. ohne alle interessirte Absicht, mit Beyfügung der Ursache, daß wer GOtt wegen etwas anders liebe, sich selbst mehr als GOtt liebe; so viel aber den Gottesdienst betreffe §. 16. daß derselbe theils §. 17. p. 15. in einer tieffen Verwunderung über die Schöpffung der Welt: theils §. 18. in hertzlicher Dancksagung wegen der von GOtt Zeit lebens erwiesene und noch täglich continuirende Gutthaten; theils §. 19. in einem willigen Gehorsam bestehe, weil GOtt sein Herr und Regierer sey, dessen göttlichen Willen er sich selbst und alle das Seinige resignire und befehle, weßwegen er auch allezeit, so offt er bete, hinzusetze: Dein Wille, o GOtt, nicht aber der meinige geschehe: ich bitte dich zwar, aber erhöre mich nach deinem Wohlgefallen. Gib mir nicht, was ich bitte, sondern was du mir zu geben beschlossen: Mache es Herr mit mir, wie es dir gefällt: du bist mein Schöpffer, ich dein Geschöpffe; du bist mein Werckmeister, ich dein Werck, du mein König, ich dein Unterthaner, über welchen dir das Recht ihn zu tödten und beym Leben zu erhalten, ihn zu verdammen oder zu erlösen, zustehet: Welches alles ja, wenn sie so obenhin angesehen werden, solche Lehren zu seyn scheinen, die man auch von einen frommen und erleuchteten Christen nicht besser praetendiren könte; und ob schon hernach etliche andre beygefügte Lehr-Sätze allerdinges so beschaffen wären, daß selbige keinesweges mit dem Christenthum DECIMA SEPTIMA.bestehen könten, dennoch 17. die Entschuldigung des Autoris, daß er dieses nicht als ein Christe, sondern exercitii gratia als ein Philosophus Gentilis geschrieben, mit nichten als eine itzo erst zur Zeit der Noth ersonnene Entschuldigung angesehen werden müsse, sondern diese declaration alsobald in der Vorrede p. 4. zu lesen sey, da er, der Autor, ausdrücklich schreibet,

Der Leser solle wissen, daß er dieses nicht als ein Theologus, Juriste, oder Medicus, sondern als ein Philosophus und zwar ein solcher Philosophus geschrieben, der keiner von den Sectirischen Gesellschafften zugethan sey, und der die göttlichen und weltlichen Sachen, GOtt, die Welt, und den Menschen sich als einen Gegenwurff und das Ziel seiner Gedancken auserwehlet, und davon frey philosophiret, frey geredet, und frey geschrieben.

Zuletzt aber, wenn auch gleich das Tractätgen quaestionis für ein Atheistisch DECIMA OCTAVA.Tractätgen zu halten wäre, dennoch 18. vielen berühmten und gelehrten Männern unter denen Protestirenden einige Jahre her die Augen auffgegangen, daß sie mit gnungsamen Gründen behauptet, daß weder die Ke-

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[252/0268] haltung der Welt convinciret sey, item §. 10. p. 11. daß dieser GOtt einig sey und einig seyn müsse, und daß er diesen GOtt §. 13. ehre und fürchte, und zwar was die Liebe belanget §. 14. ohne alle interessirte Absicht, mit Beyfügung der Ursache, daß wer GOtt wegen etwas anders liebe, sich selbst mehr als GOtt liebe; so viel aber den Gottesdienst betreffe §. 16. daß derselbe theils §. 17. p. 15. in einer tieffen Verwunderung über die Schöpffung der Welt: theils §. 18. in hertzlicher Dancksagung wegen der von GOtt Zeit lebens erwiesene und noch täglich continuirende Gutthaten; theils §. 19. in einem willigen Gehorsam bestehe, weil GOtt sein Herr und Regierer sey, dessen göttlichen Willen er sich selbst und alle das Seinige resignire und befehle, weßwegen er auch allezeit, so offt er bete, hinzusetze: Dein Wille, o GOtt, nicht aber der meinige geschehe: ich bitte dich zwar, aber erhöre mich nach deinem Wohlgefallen. Gib mir nicht, was ich bitte, sondern was du mir zu geben beschlossen: Mache es Herr mit mir, wie es dir gefällt: du bist mein Schöpffer, ich dein Geschöpffe; du bist mein Werckmeister, ich dein Werck, du mein König, ich dein Unterthaner, über welchen dir das Recht ihn zu tödten und beym Leben zu erhalten, ihn zu verdammen oder zu erlösen, zustehet: Welches alles ja, wenn sie so obenhin angesehen werden, solche Lehren zu seyn scheinen, die man auch von einen frommen und erleuchteten Christen nicht besser praetendiren könte; und ob schon hernach etliche andre beygefügte Lehr-Sätze allerdinges so beschaffen wären, daß selbige keinesweges mit dem Christenthum bestehen könten, dennoch 17. die Entschuldigung des Autoris, daß er dieses nicht als ein Christe, sondern exercitii gratia als ein Philosophus Gentilis geschrieben, mit nichten als eine itzo erst zur Zeit der Noth ersonnene Entschuldigung angesehen werden müsse, sondern diese declaration alsobald in der Vorrede p. 4. zu lesen sey, da er, der Autor, ausdrücklich schreibet, DECIMA SEPTIMA. Der Leser solle wissen, daß er dieses nicht als ein Theologus, Juriste, oder Medicus, sondern als ein Philosophus und zwar ein solcher Philosophus geschrieben, der keiner von den Sectirischen Gesellschafften zugethan sey, und der die göttlichen und weltlichen Sachen, GOtt, die Welt, und den Menschen sich als einen Gegenwurff und das Ziel seiner Gedancken auserwehlet, und davon frey philosophiret, frey geredet, und frey geschrieben. Zuletzt aber, wenn auch gleich das Tractätgen quaestionis für ein Atheistisch Tractätgen zu halten wäre, dennoch 18. vielen berühmten und gelehrten Männern unter denen Protestirenden einige Jahre her die Augen auffgegangen, daß sie mit gnungsamen Gründen behauptet, daß weder die Ke- DECIMA OCTAVA.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/268>, abgerufen am 23.11.2024.