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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Vorrede.
vergrössert werde/ sich von dem elenden Joch
der Ungewißheit oder verlarvten Gelahrheit
loß zureissen/ und daß hernach dieselbigen durch
Erkäntnüs derer primorum falsorum bey
jeder Disciplin geschickt werden/ die antithe-
ses Dissentientium
auf gantz leichte Weise zu
wiederlegen/ massen denn wenn das proton
pseudos einer irrigen Lehre niedergerissen ist/ die
daraus fliessenden Conclusiones von sich selbst
nachfallen. Wiewohl ich nicht leugnen kan/
daß es mit diesen Stunden etwas langsam um-
gehen werde/ weil/ ob schon meines wissens
niemand ex professo von dieser Materie ge-
schrieben/ dennoch dieselbige so fertil ist/ daß ich
nicht alleine die gantzen drey Jahre über/ so lan-
ge sich der Lauff meines gantzes Collegii erstre-
cket/ sondern noch eine viel längere Zeit genung
Vorrath zu discuriren vor mir finden werde.
Weßhalben ich auch das nöthigste von dieser
Doctrin in gegenwertigen Begriff der Ver-
nunfft-Lehre
in einen absonderlichen Capitel
entwerffen werde/ von welchen Begriff ich noch
etwas weniges zu sagen habe.

9. Es sind ja Logicken genung in öffentli-
chen Schrifften/ und wenn ich mir nichts an-
ders vorgesetzet hätte/ als die selbe ab zucopiren/

würde

Vorrede.
vergroͤſſert werde/ ſich von dem elenden Joch
der Ungewißheit oder verlarvten Gelahrheit
loß zureiſſen/ und daß hernach dieſelbigen durch
Erkaͤntnuͤs derer primorum falſorum bey
jeder Diſciplin geſchickt werden/ die antithe-
ſes Diſſentientium
auf gantz leichte Weiſe zu
wiederlegen/ maſſen denn wenn das πρῶτον
ψεύδος einer irrigen Lehre niedergeriſſen iſt/ die
daraus flieſſenden Concluſiones von ſich ſelbſt
nachfallen. Wiewohl ich nicht leugnen kan/
daß es mit dieſen Stunden etwas langſam um-
gehen werde/ weil/ ob ſchon meines wiſſens
niemand ex profeſſo von dieſer Materie ge-
ſchrieben/ dennoch dieſelbige ſo fertil iſt/ daß ich
nicht alleine die gantzen drey Jahre uͤber/ ſo lan-
ge ſich der Lauff meines gantzes Collegii erſtre-
cket/ ſondern noch eine viel laͤngere Zeit genung
Vorrath zu diſcuriren vor mir finden werde.
Weßhalben ich auch das noͤthigſte von dieſer
Doctrin in gegenwertigen Begriff der Ver-
nunfft-Lehre
in einen abſonderlichen Capitel
entwerffen werde/ von welchen Begriff ich noch
etwas weniges zu ſagen habe.

9. Es ſind ja Logicken genung in oͤffentli-
chen Schrifften/ und wenn ich mir nichts an-
ders vorgeſetzet haͤtte/ als die ſelbe ab zucopiren/

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[27/0045] Vorrede. vergroͤſſert werde/ ſich von dem elenden Joch der Ungewißheit oder verlarvten Gelahrheit loß zureiſſen/ und daß hernach dieſelbigen durch Erkaͤntnuͤs derer primorum falſorum bey jeder Diſciplin geſchickt werden/ die antithe- ſes Diſſentientium auf gantz leichte Weiſe zu wiederlegen/ maſſen denn wenn das πρῶτον ψεύδος einer irrigen Lehre niedergeriſſen iſt/ die daraus flieſſenden Concluſiones von ſich ſelbſt nachfallen. Wiewohl ich nicht leugnen kan/ daß es mit dieſen Stunden etwas langſam um- gehen werde/ weil/ ob ſchon meines wiſſens niemand ex profeſſo von dieſer Materie ge- ſchrieben/ dennoch dieſelbige ſo fertil iſt/ daß ich nicht alleine die gantzen drey Jahre uͤber/ ſo lan- ge ſich der Lauff meines gantzes Collegii erſtre- cket/ ſondern noch eine viel laͤngere Zeit genung Vorrath zu diſcuriren vor mir finden werde. Weßhalben ich auch das noͤthigſte von dieſer Doctrin in gegenwertigen Begriff der Ver- nunfft-Lehre in einen abſonderlichen Capitel entwerffen werde/ von welchen Begriff ich noch etwas weniges zu ſagen habe. 9. Es ſind ja Logicken genung in oͤffentli- chen Schrifften/ und wenn ich mir nichts an- ders vorgeſetzet haͤtte/ als die ſelbe ab zucopiren/ wuͤrde

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/45>, abgerufen am 27.11.2024.