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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Vorrede.
Jahr über abzuwarten Lust hat/ und alle beyde
Stunden besuchen wil/ ihm das honorarium
dennoch nicht viel höher komme/ als mir von
meinen privatisten, die die Jurisprudentz
ohne die Philosophie durchgehöret/ und mit
denen ich ordentlich nur zwey Jahr/ und des
tages eine Stunde zugebracht/ nun etliche Jahr
hero mit guten Willen gegeben worden. De-
nen aber diese Stunde zu theuer fallen möchte/
die dörffen nur bey der ersten desto fleißiger seyn/
und ein wenig mehr Mühe an statt des Gel-
des drauff anwenden. Jch wolte zwar wün-
schen/ daß mein eigen Vermögen so beschaffen
wäre/ daß ich meine wenige Wissenschafft allen
Studierenden umbsonst beybringen könte/ ich
wolte gewiß denen alten Philosophen an Be-
gierde/ sie ohne entgelt zu unterweisen/ nichts
nachgeben. Aber so hat es GOtt gefallen/
daß ich mich durch das/ so ich gelernet habe/
sustentiren soll. Die alten Philosophi hat-
ten gut machen; Sie hatten zum theil selbsten
ein gutes Vermögen; zum theil erhielten sie
von der Freygebigkeit grosser Herren auff ein-
mahl mehr/ als wir in vielen Jahren mit Col-
legiis,
für uns bringen können. Und wer da
ein ansehnliches Landgut/ dort etliche tausend

Thaler

Vorrede.
Jahr uͤber abzuwarten Luſt hat/ und alle beyde
Stunden beſuchen wil/ ihm das honorarium
dennoch nicht viel hoͤher komme/ als mir von
meinen privatiſten, die die Jurisprudentz
ohne die Philoſophie durchgehoͤret/ und mit
denen ich ordentlich nur zwey Jahr/ und des
tages eine Stunde zugebracht/ nun etliche Jahr
hero mit guten Willen gegeben worden. De-
nen aber dieſe Stunde zu theuer fallen moͤchte/
die doͤrffen nur bey der erſten deſto fleißiger ſeyn/
und ein wenig mehr Muͤhe an ſtatt des Gel-
des drauff anwenden. Jch wolte zwar wuͤn-
ſchen/ daß mein eigen Vermoͤgen ſo beſchaffen
waͤre/ daß ich meine wenige Wiſſenſchafft allen
Studierenden umbſonſt beybringen koͤnte/ ich
wolte gewiß denen alten Philoſophen an Be-
gierde/ ſie ohne entgelt zu unterweiſen/ nichts
nachgeben. Aber ſo hat es GOtt gefallen/
daß ich mich durch das/ ſo ich gelernet habe/
ſuſtentiren ſoll. Die alten Philoſophi hat-
ten gut machen; Sie hatten zum theil ſelbſten
ein gutes Vermoͤgen; zum theil erhielten ſie
von der Freygebigkeit groſſer Herren auff ein-
mahl mehr/ als wir in vielen Jahren mit Col-
legiis,
fuͤr uns bringen koͤnnen. Und wer da
ein anſehnliches Landgut/ dort etliche tauſend

Thaler
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[22/0040] Vorrede. Jahr uͤber abzuwarten Luſt hat/ und alle beyde Stunden beſuchen wil/ ihm das honorarium dennoch nicht viel hoͤher komme/ als mir von meinen privatiſten, die die Jurisprudentz ohne die Philoſophie durchgehoͤret/ und mit denen ich ordentlich nur zwey Jahr/ und des tages eine Stunde zugebracht/ nun etliche Jahr hero mit guten Willen gegeben worden. De- nen aber dieſe Stunde zu theuer fallen moͤchte/ die doͤrffen nur bey der erſten deſto fleißiger ſeyn/ und ein wenig mehr Muͤhe an ſtatt des Gel- des drauff anwenden. Jch wolte zwar wuͤn- ſchen/ daß mein eigen Vermoͤgen ſo beſchaffen waͤre/ daß ich meine wenige Wiſſenſchafft allen Studierenden umbſonſt beybringen koͤnte/ ich wolte gewiß denen alten Philoſophen an Be- gierde/ ſie ohne entgelt zu unterweiſen/ nichts nachgeben. Aber ſo hat es GOtt gefallen/ daß ich mich durch das/ ſo ich gelernet habe/ ſuſtentiren ſoll. Die alten Philoſophi hat- ten gut machen; Sie hatten zum theil ſelbſten ein gutes Vermoͤgen; zum theil erhielten ſie von der Freygebigkeit groſſer Herren auff ein- mahl mehr/ als wir in vielen Jahren mit Col- legiis, fuͤr uns bringen koͤnnen. Und wer da ein anſehnliches Landgut/ dort etliche tauſend Thaler

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/40>, abgerufen am 30.04.2024.