Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Vorrede. Sprache übersetzt/ und durch öfftern GebrauchGelehrter Leute in schwang gebracht worden/ derer man sich zu schämen heut zu Tage nicht fernern Ursache hat. Dannenhero muß man hierinnen seinen natürlichen Verstand brau- chen/ daß man die Mittel-Strasse gehe/ und weder allzusehr affectire, ausländische Wör- ter in eine Sprache zu mischen/ noch auch alle Kunst-Wörter in die Sprache/ darinnen man schreibet/ übersetzen wolle. Der Gebrauch und die Deutlichkeit muß wohl allemahl des- sen/ so etwas schreibet/ seine vornehmste Richt- schnur seyn. Dannenhero/ gleichwie ich mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem Selbständigen Wesen/ von dem Gegen- stand eines Dinges/ von dem Stoff desselbi- gen und so weiter zu reden; Also werde ich mich doch vieleicht öffters der substanz, des Objecti der materie u. s. w. bedienen; aber niemahls werde ich Unterlage an statt Sub- jecti, oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/ an statt Natur brauchen. 6. Jch erinnere mich hierbey einer deut- An
Vorrede. Sprache uͤberſetzt/ und durch oͤfftern GebrauchGelehrter Leute in ſchwang gebracht worden/ derer man ſich zu ſchaͤmen heut zu Tage nicht fernern Urſache hat. Dannenhero muß man hierinnen ſeinen natuͤrlichen Verſtand brau- chen/ daß man die Mittel-Straſſe gehe/ und weder allzuſehr affectire, auslaͤndiſche Woͤr- ter in eine Sprache zu miſchen/ noch auch alle Kunſt-Woͤrter in die Sprache/ darinnen man ſchreibet/ uͤberſetzen wolle. Der Gebrauch und die Deutlichkeit muß wohl allemahl deſ- ſen/ ſo etwas ſchreibet/ ſeine vornehmſte Richt- ſchnur ſeyn. Dannenhero/ gleichwie ich mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem Selbſtaͤndigen Weſen/ von dem Gegen- ſtand eines Dinges/ von dem Stoff deſſelbi- gen und ſo weiter zu reden; Alſo werde ich mich doch vieleicht oͤffters der ſubſtanz, des Objecti der materie u. ſ. w. bedienen; aber niemahls werde ich Unterlage an ſtatt Sub- jecti, oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/ an ſtatt Natur brauchen. 6. Jch erinnere mich hierbey einer deut- An
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Vorrede.
Sprache uͤberſetzt/ und durch oͤfftern Gebrauch
Gelehrter Leute in ſchwang gebracht worden/
derer man ſich zu ſchaͤmen heut zu Tage nicht
fernern Urſache hat. Dannenhero muß man
hierinnen ſeinen natuͤrlichen Verſtand brau-
chen/ daß man die Mittel-Straſſe gehe/ und
weder allzuſehr affectire, auslaͤndiſche Woͤr-
ter in eine Sprache zu miſchen/ noch auch alle
Kunſt-Woͤrter in die Sprache/ darinnen man
ſchreibet/ uͤberſetzen wolle. Der Gebrauch
und die Deutlichkeit muß wohl allemahl deſ-
ſen/ ſo etwas ſchreibet/ ſeine vornehmſte Richt-
ſchnur ſeyn. Dannenhero/ gleichwie ich
mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem
Selbſtaͤndigen Weſen/ von dem Gegen-
ſtand eines Dinges/ von dem Stoff deſſelbi-
gen und ſo weiter zu reden; Alſo werde ich
mich doch vieleicht oͤffters der ſubſtanz, des
Objecti der materie u. ſ. w. bedienen; aber
niemahls werde ich Unterlage an ſtatt Sub-
jecti, oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/
an ſtatt Natur brauchen.
6. Jch erinnere mich hierbey einer deut-
ſchen Logic die anno 1621. zu Coͤthen ge-
druckt iſt/ und den Titul hat: Kurtzer Be-
griff der Verſtand Lehre zu der Lehr-Art.
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/34>, abgerufen am 17.02.2025. |