Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Sprache übersetzt/ und durch öfftern Gebrauch
Gelehrter Leute in schwang gebracht worden/
derer man sich zu schämen heut zu Tage nicht
fernern Ursache hat. Dannenhero muß man
hierinnen seinen natürlichen Verstand brau-
chen/ daß man die Mittel-Strasse gehe/ und
weder allzusehr affectire, ausländische Wör-
ter in eine Sprache zu mischen/ noch auch alle
Kunst-Wörter in die Sprache/ darinnen man
schreibet/ übersetzen wolle. Der Gebrauch
und die Deutlichkeit muß wohl allemahl des-
sen/ so etwas schreibet/ seine vornehmste Richt-
schnur seyn. Dannenhero/ gleichwie ich
mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem
Selbständigen Wesen/ von dem Gegen-
stand
eines Dinges/ von dem Stoff desselbi-
gen und so weiter zu reden; Also werde ich
mich doch vieleicht öffters der substanz, des
Objecti der materie u. s. w. bedienen; aber
niemahls werde ich Unterlage an statt Sub-
jecti,
oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/
an statt Natur brauchen.

6. Jch erinnere mich hierbey einer deut-
schen Logic die anno 1621. zu Cöthen ge-
druckt ist/ und den Titul hat: Kurtzer Be-
griff der Verstand Lehre zu der Lehr-Art.

An

Vorrede.
Sprache uͤberſetzt/ und durch oͤfftern Gebrauch
Gelehrter Leute in ſchwang gebracht worden/
derer man ſich zu ſchaͤmen heut zu Tage nicht
fernern Urſache hat. Dannenhero muß man
hierinnen ſeinen natuͤrlichen Verſtand brau-
chen/ daß man die Mittel-Straſſe gehe/ und
weder allzuſehr affectire, auslaͤndiſche Woͤr-
ter in eine Sprache zu miſchen/ noch auch alle
Kunſt-Woͤrter in die Sprache/ darinnen man
ſchreibet/ uͤberſetzen wolle. Der Gebrauch
und die Deutlichkeit muß wohl allemahl deſ-
ſen/ ſo etwas ſchreibet/ ſeine vornehmſte Richt-
ſchnur ſeyn. Dannenhero/ gleichwie ich
mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem
Selbſtaͤndigen Weſen/ von dem Gegen-
ſtand
eines Dinges/ von dem Stoff deſſelbi-
gen und ſo weiter zu reden; Alſo werde ich
mich doch vieleicht oͤffters der ſubſtanz, des
Objecti der materie u. ſ. w. bedienen; aber
niemahls werde ich Unterlage an ſtatt Sub-
jecti,
oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/
an ſtatt Natur brauchen.

6. Jch erinnere mich hierbey einer deut-
ſchen Logic die anno 1621. zu Coͤthen ge-
druckt iſt/ und den Titul hat: Kurtzer Be-
griff der Verſtand Lehre zu der Lehr-Art.

An
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0034" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Sprache u&#x0364;ber&#x017F;etzt/ und durch o&#x0364;fftern Gebrauch<lb/>
Gelehrter Leute in &#x017F;chwang gebracht worden/<lb/>
derer man &#x017F;ich zu &#x017F;cha&#x0364;men heut zu Tage nicht<lb/>
fernern Ur&#x017F;ache hat. Dannenhero muß man<lb/>
hierinnen &#x017F;einen natu&#x0364;rlichen Ver&#x017F;tand brau-<lb/>
chen/ daß man die Mittel-Stra&#x017F;&#x017F;e gehe/ und<lb/>
weder allzu&#x017F;ehr <hi rendition="#aq">affectire,</hi> ausla&#x0364;ndi&#x017F;che Wo&#x0364;r-<lb/>
ter in eine Sprache zu mi&#x017F;chen/ noch auch alle<lb/>
Kun&#x017F;t-Wo&#x0364;rter in die Sprache/ darinnen man<lb/>
&#x017F;chreibet/ u&#x0364;ber&#x017F;etzen wolle. Der Gebrauch<lb/>
und die Deutlichkeit muß wohl allemahl de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;o etwas &#x017F;chreibet/ &#x017F;eine vornehm&#x017F;te Richt-<lb/>
&#x017F;chnur &#x017F;eyn. Dannenhero/ gleichwie ich<lb/>
mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem<lb/><hi rendition="#fr">Selb&#x017F;ta&#x0364;ndigen We&#x017F;en/</hi> von dem <hi rendition="#fr">Gegen-<lb/>
&#x017F;tand</hi> eines Dinges/ von dem <hi rendition="#fr">Stoff</hi> de&#x017F;&#x017F;elbi-<lb/>
gen und &#x017F;o weiter zu reden; Al&#x017F;o werde ich<lb/>
mich doch vieleicht o&#x0364;ffters der <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tanz,</hi> des<lb/><hi rendition="#aq">Objecti</hi> der <hi rendition="#aq">materie</hi> u. &#x017F;. w. bedienen; aber<lb/>
niemahls werde ich <hi rendition="#fr">Unterlage</hi> an &#x017F;tatt <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
jecti,</hi> oder die <hi rendition="#fr">Zeuge-Mutter aller Dinge/</hi><lb/>
an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">Natur</hi> brauchen.</p><lb/>
          <p>6. Jch erinnere mich hierbey einer deut-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Logic</hi> die <hi rendition="#aq">anno</hi> 1621. zu Co&#x0364;then ge-<lb/>
druckt i&#x017F;t/ und den Titul hat: <hi rendition="#fr">Kurtzer Be-<lb/>
griff der Ver&#x017F;tand Lehre zu der Lehr-Art.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[16/0034] Vorrede. Sprache uͤberſetzt/ und durch oͤfftern Gebrauch Gelehrter Leute in ſchwang gebracht worden/ derer man ſich zu ſchaͤmen heut zu Tage nicht fernern Urſache hat. Dannenhero muß man hierinnen ſeinen natuͤrlichen Verſtand brau- chen/ daß man die Mittel-Straſſe gehe/ und weder allzuſehr affectire, auslaͤndiſche Woͤr- ter in eine Sprache zu miſchen/ noch auch alle Kunſt-Woͤrter in die Sprache/ darinnen man ſchreibet/ uͤberſetzen wolle. Der Gebrauch und die Deutlichkeit muß wohl allemahl deſ- ſen/ ſo etwas ſchreibet/ ſeine vornehmſte Richt- ſchnur ſeyn. Dannenhero/ gleichwie ich mich nicht entbrechen werde zu weilen vom dem Selbſtaͤndigen Weſen/ von dem Gegen- ſtand eines Dinges/ von dem Stoff deſſelbi- gen und ſo weiter zu reden; Alſo werde ich mich doch vieleicht oͤffters der ſubſtanz, des Objecti der materie u. ſ. w. bedienen; aber niemahls werde ich Unterlage an ſtatt Sub- jecti, oder die Zeuge-Mutter aller Dinge/ an ſtatt Natur brauchen. 6. Jch erinnere mich hierbey einer deut- ſchen Logic die anno 1621. zu Coͤthen ge- druckt iſt/ und den Titul hat: Kurtzer Be- griff der Verſtand Lehre zu der Lehr-Art. An

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/34
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/34>, abgerufen am 30.04.2024.