Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Jrrthümern und deren Ursprung. doch zum wenigsten daßjenige/ was sie in derJugend von andern begriffen/ nur für wahr- scheinlich hielten/ und sich solches nicht als un- streitige wahre Dinge imprimirteu/ so wür- den vielleicht gar keine oder wenig Jrrthümer in der Welt seyn. Alleine nachdem leider ! durchgehends die menschliche Gesellschafft so verderbet ist/ daß fast überall in allen diesen Stücken das Gegentheil beobachtet wird/ darff man sich nicht wundern/ daß alles voller Jrr- thümer wimmelt/ und daß solcher gestalt/ de- nen Kindern nebst etlichen wenigen War- heiten viel millionen Jrrthümer nothwen- dig beygebracht werden müssen. 22. Denu anfänglich ist es ausgemacht/ 23. Ja die Eltern selbst begehen in diesem Stück T 5
Jrrthuͤmern und deren Urſprung. doch zum wenigſten daßjenige/ was ſie in derJugend von andern begriffen/ nur fuͤr wahr- ſcheinlich hielten/ und ſich ſolches nicht als un- ſtreitige wahre Dinge imprimirteu/ ſo wuͤr- den vielleicht gar keine oder wenig Jrrthuͤmer in der Welt ſeyn. Alleine nachdem leider ! durchgehends die menſchliche Geſellſchafft ſo verderbet iſt/ daß faſt uͤberall in allen dieſen Stuͤcken das Gegentheil beobachtet wird/ darff man ſich nicht wundern/ daß alles voller Jrr- thuͤmer wimmelt/ und daß ſolcher geſtalt/ de- nen Kindern nebſt etlichen wenigen War- heiten viel millionen Jrrthuͤmer nothwen- dig beygebracht werden muͤſſen. 22. Denu anfaͤnglich iſt es ausgemacht/ 23. Ja die Eltern ſelbſt begehen in dieſem Stuͤck T 5
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Jrrthuͤmern und deren Urſprung.
doch zum wenigſten daßjenige/ was ſie in der
Jugend von andern begriffen/ nur fuͤr wahr-
ſcheinlich hielten/ und ſich ſolches nicht als un-
ſtreitige wahre Dinge imprimirteu/ ſo wuͤr-
den vielleicht gar keine oder wenig Jrrthuͤmer
in der Welt ſeyn. Alleine nachdem leider !
durchgehends die menſchliche Geſellſchafft ſo
verderbet iſt/ daß faſt uͤberall in allen dieſen
Stuͤcken das Gegentheil beobachtet wird/ darff
man ſich nicht wundern/ daß alles voller Jrr-
thuͤmer wimmelt/ und daß ſolcher geſtalt/ de-
nen Kindern nebſt etlichen wenigen War-
heiten viel millionen Jrrthuͤmer nothwen-
dig beygebracht werden muͤſſen.
22. Denu anfaͤnglich iſt es ausgemacht/
daß/ weil die erwachſenen Menſchen/ die mit
denen Kindern umgehen/ ſelbſten groſſe Maͤn-
gel entweder am Verſtande oder am Willen
haben/ ſo wollen ſie auch nicht/ oder koͤnnen
zum wenigſten nicht/ wenn ſie gleich gerne
wolten/ denen Kindern Warheiten beybrin-
gen/ ſondern ſie ſuchen vielmehr ihnen ihre ei-
gene Jrrthuͤmer theilhafftig zu machen/ oder
bereden ſie etwas falſches aus Schertz/ oder ih-
rer zu ſpotten/ u. ſ. w.
23. Ja die Eltern ſelbſt begehen in dieſem
Stuͤck
T 5
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