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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 11. H. von denen unterschied.

70. Und weil die Lufft noch subtiler ist als
das Feuer/ so ist auch die Erkäntnüß davon
noch dunckeler/ weil ihre Bewegung öffters
gar durch keinen Sinne empfunden wird/ ob
sie gleich nahe um uns ist/ und unsere sensoria
stetswährend berühret.

71. Was wollen wir den solchergestalt
uns vieler unstreitigen Warheiten von denen
himmlischen Cörpern/ von der Sonne und
Sternen/ de aethere de lumine u. s. w. be-
rühmen/ da alle diese Dinge noch viel fliessen-
der subtiler/ und von uns weit entferneter sind
als die Lufft/ Feuer und Wasser.

72. Wir lassen dannenhero die Philoso-
phos
um die gewisse Erkäntnüß dieser Din-
ge
mit einander zancken/ so lange sie wollen/
und stellen zwischen ihren Schrifften fast keine
andere Vergleichung an/ als z. e. zwischen der
Aramene, dem Amadis/ dem Käyser Octa-
vianus
u. s. w. bey deren keinen man beküm-
mert ist/ wer was Wahres oder Falsches ge-
schrieben habe/ sondern welches Buch an
wahrscheinlichsten sey/ welches unsere Ge-
müther belustige/ und nützlich angewendet
werden könne/ und welches hinwiederum un-
ter die alten Weiber Mährlein gerechnet
werden müsse.

73. Dan-
Das 11. H. von denen unterſchied.

70. Und weil die Lufft noch ſubtiler iſt als
das Feuer/ ſo iſt auch die Erkaͤntnuͤß davon
noch dunckeler/ weil ihre Bewegung oͤffters
gar durch keinen Sinne empfunden wird/ ob
ſie gleich nahe um uns iſt/ und unſere ſenſoria
ſtetswaͤhrend beruͤhret.

71. Was wollen wir den ſolchergeſtalt
uns vieler unſtreitigen Warheiten von denen
himmliſchen Coͤrpern/ von der Sonne und
Sternen/ de æthere de lumine u. ſ. w. be-
ruͤhmen/ da alle dieſe Dinge noch viel flieſſen-
der ſubtiler/ und von uns weit entferneter ſind
als die Lufft/ Feuer und Waſſer.

72. Wir laſſen dannenhero die Philoſo-
phos
um die gewiſſe Erkaͤntnuͤß dieſer Din-
ge
mit einander zancken/ ſo lange ſie wollen/
und ſtellen zwiſchen ihren Schrifften faſt keine
andere Vergleichung an/ als z. e. zwiſchen der
Aramene, dem Amadis/ dem Kaͤyſer Octa-
vianus
u. ſ. w. bey deren keinen man bekuͤm-
mert iſt/ wer was Wahres oder Falſches ge-
ſchrieben habe/ ſondern welches Buch an
wahrſcheinlichſten ſey/ welches unſere Ge-
muͤther beluſtige/ und nuͤtzlich angewendet
werden koͤnne/ und welches hinwiederum un-
ter die alten Weiber Maͤhrlein gerechnet
werden muͤſſe.

73. Dan-
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[258/0276] Das 11. H. von denen unterſchied. 70. Und weil die Lufft noch ſubtiler iſt als das Feuer/ ſo iſt auch die Erkaͤntnuͤß davon noch dunckeler/ weil ihre Bewegung oͤffters gar durch keinen Sinne empfunden wird/ ob ſie gleich nahe um uns iſt/ und unſere ſenſoria ſtetswaͤhrend beruͤhret. 71. Was wollen wir den ſolchergeſtalt uns vieler unſtreitigen Warheiten von denen himmliſchen Coͤrpern/ von der Sonne und Sternen/ de æthere de lumine u. ſ. w. be- ruͤhmen/ da alle dieſe Dinge noch viel flieſſen- der ſubtiler/ und von uns weit entferneter ſind als die Lufft/ Feuer und Waſſer. 72. Wir laſſen dannenhero die Philoſo- phos um die gewiſſe Erkaͤntnuͤß dieſer Din- ge mit einander zancken/ ſo lange ſie wollen/ und ſtellen zwiſchen ihren Schrifften faſt keine andere Vergleichung an/ als z. e. zwiſchen der Aramene, dem Amadis/ dem Kaͤyſer Octa- vianus u. ſ. w. bey deren keinen man bekuͤm- mert iſt/ wer was Wahres oder Falſches ge- ſchrieben habe/ ſondern welches Buch an wahrſcheinlichſten ſey/ welches unſere Ge- muͤther beluſtige/ und nuͤtzlich angewendet werden koͤnne/ und welches hinwiederum un- ter die alten Weiber Maͤhrlein gerechnet werden muͤſſe. 73. Dan-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/276>, abgerufen am 29.11.2024.