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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 6. Haupstück von denen
Menschen unter einander zu entscheiden das
Gesicht.

60. endlich muß auch dieses wohl beobach-
tet werden/ daß die sensoria, in Vorstellung
der Dinge nach Unterscheid derer Sinne ein
Ding nicht allen Menschen oder nicht zu
aller Zeit auff gleiche Art vorstellen.

61. Wiewol solches nicht also zu verstehen
ist/ als ob das sensorium eines Menschen
dem andern eine Sache gantz wieder wärtig
und entgegen gesetzt
eindrucke/ denn sonsten
würde man gar keine gemeine Regeln von der
Warheit geben können/ sondern eines jeden
seiner Einbildung dieselbe anheim stellen
müssen.

62. Sondern ein sensorium ist in gewis-
sen Fällen mehr Verenderungen unter-
worffen/ als das andere/ oder bey einem Men-
schen mehr als dem andern.

63. Zwar was das Gesichte betrifft/ wird
man diese Veränderung fast gar nicht gewahr.
Denn was einem roth scheinet/ scheinet allen
Menschen roth/ und die Sache die uns z. e.
einmahl roth geschienen/ wenn nicht eine Ver-
änderung in ihr selbst/ oder in der Lufft vorge-
gangen/ scheinet uns niemahlen anders.

64. So

Das 6. Haupſtuͤck von denen
Menſchen unter einander zu entſcheiden das
Geſicht.

60. endlich muß auch dieſes wohl beobach-
tet werden/ daß die ſenſoria, in Vorſtellung
der Dinge nach Unterſcheid derer Sinne ein
Ding nicht allen Menſchen oder nicht zu
aller Zeit auff gleiche Art vorſtellen.

61. Wiewol ſolches nicht alſo zu verſtehen
iſt/ als ob das ſenſorium eines Menſchen
dem andern eine Sache gantz wieder waͤrtig
und entgegen geſetzt
eindrucke/ denn ſonſten
wuͤrde man gar keine gemeine Regeln von der
Warheit geben koͤnnen/ ſondern eines jeden
ſeiner Einbildung dieſelbe anheim ſtellen
muͤſſen.

62. Sondern ein ſenſorium iſt in gewiſ-
ſen Faͤllen mehr Verenderungen unter-
worffen/ als das andere/ oder bey einem Men-
ſchen mehr als dem andern.

63. Zwar was das Geſichte betrifft/ wird
man dieſe Veraͤnderung faſt gar nicht gewahr.
Denn was einem roth ſcheinet/ ſcheinet allen
Menſchen roth/ und die Sache die uns z. e.
einmahl roth geſchienen/ wenn nicht eine Ver-
aͤnderung in ihr ſelbſt/ oder in der Lufft vorge-
gangen/ ſcheinet uns niemahlen anders.

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[166/0184] Das 6. Haupſtuͤck von denen Menſchen unter einander zu entſcheiden das Geſicht. 60. endlich muß auch dieſes wohl beobach- tet werden/ daß die ſenſoria, in Vorſtellung der Dinge nach Unterſcheid derer Sinne ein Ding nicht allen Menſchen oder nicht zu aller Zeit auff gleiche Art vorſtellen. 61. Wiewol ſolches nicht alſo zu verſtehen iſt/ als ob das ſenſorium eines Menſchen dem andern eine Sache gantz wieder waͤrtig und entgegen geſetzt eindrucke/ denn ſonſten wuͤrde man gar keine gemeine Regeln von der Warheit geben koͤnnen/ ſondern eines jeden ſeiner Einbildung dieſelbe anheim ſtellen muͤſſen. 62. Sondern ein ſenſorium iſt in gewiſ- ſen Faͤllen mehr Verenderungen unter- worffen/ als das andere/ oder bey einem Men- ſchen mehr als dem andern. 63. Zwar was das Geſichte betrifft/ wird man dieſe Veraͤnderung faſt gar nicht gewahr. Denn was einem roth ſcheinet/ ſcheinet allen Menſchen roth/ und die Sache die uns z. e. einmahl roth geſchienen/ wenn nicht eine Ver- aͤnderung in ihr ſelbſt/ oder in der Lufft vorge- gangen/ ſcheinet uns niemahlen anders. 64. So

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/184>, abgerufen am 22.11.2024.