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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 6. Hauptstück von denen
imprimiret hat/ kan man ihm wohl dieselbe
per impressionem contrariae phantasiae
exsensuum evidentia mediante aliqva ra-
tiocinatione
benehmen/ wenn man z. e. ihm
einbildet/ die Frösche wären per faeces von
ihm gangen/ wenn man ihn so lange schlägt/
biß er empfindet/ daß er nicht von Glase sey etc.

38. So kan man auch einen/ der nur ein
einig laedirtes sensorium hat gar leicht convin-
ci
ren/ daß er entweder gar keinen concept
von dem objecto desselbigen sensorii habe/
als z. e. ein Blinder von der Farbe/ oder ei-
nen Jrrigen/ z. e. ein Gelbsüchtiger/ einer
der den Schnupffen hat.

39. Jch weiß wohl/ daß von Natur blin-
de
de coloribus und zwar cum laude dispu-
tiret
haben/ aber deßwegen folgt nicht/ daß sie
einen warhafftigen concept de coloribus
gehabt hätten/ denn ich bin versichert/ daß
wenn diese Blinde gleich nach vollbrachter
disputation sehend worden wären/ sie nicht
eine einige vorgelegte Farbe würden haben
nennen können/ sondern es ist vielmehr ein
indicium, daß die Philosophie, aus welcher
diese Blinden disputiret/ eine blinde philoso-
phie
oder meri sine mente soni gewesen sey.

40. Ja

Das 6. Hauptſtuͤck von denen
imprimiret hat/ kan man ihm wohl dieſelbe
per impreſſionem contrariæ phantaſiæ
exſenſuum evidentia mediante aliqva ra-
tiocinatione
benehmen/ wenn man z. e. ihm
einbildet/ die Froͤſche waͤren per fæces von
ihm gangen/ wenn man ihn ſo lange ſchlaͤgt/
biß er empfindet/ daß er nicht von Glaſe ſey ꝛc.

38. So kan man auch einen/ der nur ein
einig lædirtes ſenſorium hat gar leicht convin-
ci
ren/ daß er entweder gar keinen concept
von dem objecto deſſelbigen ſenſorii habe/
als z. e. ein Blinder von der Farbe/ oder ei-
nen Jrrigen/ z. e. ein Gelbſuͤchtiger/ einer
der den Schnupffen hat.

39. Jch weiß wohl/ daß von Natur blin-
de
de coloribus und zwar cum laude diſpu-
tiret
haben/ aber deßwegen folgt nicht/ daß ſie
einen warhafftigen concept de coloribus
gehabt haͤtten/ denn ich bin verſichert/ daß
wenn dieſe Blinde gleich nach vollbrachter
diſputation ſehend worden waͤren/ ſie nicht
eine einige vorgelegte Farbe wuͤrden haben
nennen koͤnnen/ ſondern es iſt vielmehr ein
indicium, daß die Philoſophie, aus welcher
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phie
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40. Ja
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[160/0178] Das 6. Hauptſtuͤck von denen imprimiret hat/ kan man ihm wohl dieſelbe per impreſſionem contrariæ phantaſiæ exſenſuum evidentia mediante aliqva ra- tiocinatione benehmen/ wenn man z. e. ihm einbildet/ die Froͤſche waͤren per fæces von ihm gangen/ wenn man ihn ſo lange ſchlaͤgt/ biß er empfindet/ daß er nicht von Glaſe ſey ꝛc. 38. So kan man auch einen/ der nur ein einig lædirtes ſenſorium hat gar leicht convin- ciren/ daß er entweder gar keinen concept von dem objecto deſſelbigen ſenſorii habe/ als z. e. ein Blinder von der Farbe/ oder ei- nen Jrrigen/ z. e. ein Gelbſuͤchtiger/ einer der den Schnupffen hat. 39. Jch weiß wohl/ daß von Natur blin- de de coloribus und zwar cum laude diſpu- tiret haben/ aber deßwegen folgt nicht/ daß ſie einen warhafftigen concept de coloribus gehabt haͤtten/ denn ich bin verſichert/ daß wenn dieſe Blinde gleich nach vollbrachter diſputation ſehend worden waͤren/ ſie nicht eine einige vorgelegte Farbe wuͤrden haben nennen koͤnnen/ ſondern es iſt vielmehr ein indicium, daß die Philoſophie, aus welcher dieſe Blinden diſputiret/ eine blinde philoſo- phie oder meri ſine mente ſoni geweſen ſey. 40. Ja

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/178>, abgerufen am 24.11.2024.