Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690].Gevatter Jhre Handschuh in verwahrung gehabt. Sitzet Was ist nun hierbey zuthun/ meine Herren? Sollen wir den
Gevatter Jhre Handſchuh in verwahrung gehabt. Sitzet Was iſt nun hierbey zuthun/ meine Herren? Sollen wir den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="20"/><hi rendition="#fr">Gevatter</hi> Jhre Handſchuh in verwahrung gehabt. <hi rendition="#fr">Sitzet<lb/> nun ein ſolcher ſchon in der hoͤchſten</hi> <hi rendition="#aq">Dignité,</hi> <hi rendition="#fr">ſo<lb/> wird doch ſeines Weibes unehr des Mannes und<lb/> der Kinder Ehre keinen geringen Flecken abwi-<lb/> ſchen/ und mag die</hi> <hi rendition="#aq">Comœdie</hi> <hi rendition="#fr">des</hi> <hi rendition="#aq">Moliere</hi> <hi rendition="#fr">oder<lb/> das Frantzoͤſiſche Sprichwort.</hi> <hi rendition="#aq">Il a cela du com-<lb/> mun avec des grands Seigneurs</hi> <hi rendition="#fr">d. i. Er haͤlt die-<lb/> ſe mit andern groſſen Herren</hi> auff der gemeinen Streue<lb/><hi rendition="#fr">andere aber mich nicht troͤſten.</hi> [8] <hi rendition="#aq">La mort ſu-<lb/> bite eſt des toutes la plus commode au ſage & a<lb/> un homme de bien.</hi> <hi rendition="#fr">Ein geſchwinder Todt iſt<lb/> einem klugen und beguͤterten Menſchen der aller-<lb/> beqvemſte.</hi> (9) <hi rendition="#aq">Avec uu bon mot Monſieur, l’<lb/> on me feroit aller aux Jndes.</hi> <hi rendition="#fr">Mit einem eintzi-<lb/> gen guten Wort/ mein Herr/</hi> bracht ich es dahin/ daß<lb/> man mich <hi rendition="#fr">in Jndien ziehen lieſſe. (10) Einer der eine<lb/> gantz ungeſtalte und</hi> <hi rendition="#aq">difforme perſon,</hi> <hi rendition="#fr">weil er</hi> <hi rendition="#aq">un<lb/> paure Cadet,</hi> <hi rendition="#fr">und ſie Geld und Mittel hatte/ hey-<lb/> rathet/ und ſie hernach ſitzen laͤſſet oder ſich an-<lb/> ders wo und im Hauſe mit</hi> <hi rendition="#aq">Catton divertiret,</hi> <hi rendition="#fr">oder<lb/> mit</hi> einem Catoniſchen ernſtlichen Sauerſehen <hi rendition="#fr">beluſti-<lb/> get ꝛc.</hi></p><lb/> <p>Was iſt nun hierbey zuthun/ meine Herren? Sollen wir<lb/> uns bemuͤhen die teutſche Sprache durchgehends in Hochachtung<lb/> zubringeu/ um dadurch der Ausbreitung der Gelehrſamkeit den<lb/> Weg zu bahnen? Dieſes duͤrffte ſchwerlich angehen/ und wuͤr-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0022]
Gevatter Jhre Handſchuh in verwahrung gehabt. Sitzet
nun ein ſolcher ſchon in der hoͤchſten Dignité, ſo
wird doch ſeines Weibes unehr des Mannes und
der Kinder Ehre keinen geringen Flecken abwi-
ſchen/ und mag die Comœdie des Moliere oder
das Frantzoͤſiſche Sprichwort. Il a cela du com-
mun avec des grands Seigneurs d. i. Er haͤlt die-
ſe mit andern groſſen Herren auff der gemeinen Streue
andere aber mich nicht troͤſten. [8] La mort ſu-
bite eſt des toutes la plus commode au ſage & a
un homme de bien. Ein geſchwinder Todt iſt
einem klugen und beguͤterten Menſchen der aller-
beqvemſte. (9) Avec uu bon mot Monſieur, l’
on me feroit aller aux Jndes. Mit einem eintzi-
gen guten Wort/ mein Herr/ bracht ich es dahin/ daß
man mich in Jndien ziehen lieſſe. (10) Einer der eine
gantz ungeſtalte und difforme perſon, weil er un
paure Cadet, und ſie Geld und Mittel hatte/ hey-
rathet/ und ſie hernach ſitzen laͤſſet oder ſich an-
ders wo und im Hauſe mit Catton divertiret, oder
mit einem Catoniſchen ernſtlichen Sauerſehen beluſti-
get ꝛc.
Was iſt nun hierbey zuthun/ meine Herren? Sollen wir
uns bemuͤhen die teutſche Sprache durchgehends in Hochachtung
zubringeu/ um dadurch der Ausbreitung der Gelehrſamkeit den
Weg zu bahnen? Dieſes duͤrffte ſchwerlich angehen/ und wuͤr-
den
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690], S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_discours_1690/22>, abgerufen am 16.02.2025. |