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Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690].

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fertiget worden/ die entweder aus itzerwehnten Mangel guter
Belohnung und daß sie öffters mehr famis sedandae als famae
acqvirendae gratia
die Feder ergreiffen müssen/ oder aber aus
Mangel eines reinen und Hochteutschen Styli, als welchen
man nicht in Schulen/ sondern in Gesellfchafft anderer Leute
und Lesung anderer Bücher begreiffet/ uns keine anmuthige
Version geben wollen/ oder können. Zugeschweigen/ daß viel-
fältig Exempel könten angeführet werden/ wie offtermahlen ar-
me Stümper/ die kaum zwey oder drey Worte von der Sprache/
aus welcher die Ubersetzung geschehen soll/ verstehen/ und bey ieder
Phrasi das Lexicon brauchen müssen/ sich des dollmetschens
anmassen/ und es auch so dann toll und tämisch genung machen.
Jch entsinne mich/ daß für etlichen Jahren ein politisch Tractät-
gen heraus kommen/ in welchen der autor seine Schreibart de-
sto besser zuverbergen viel Frantzösisch unter das Teutsche gemi-
schet hatte. Als nun die Exemplaria hiervon meistens abgan-
gen/ und selbiges wieder auffgelegt werden solte/ wolte der Ver-
leger denen jenigen zu gute/ so kein Frantzösich verstehen die
Frantzösischen Worte und paragraphos alsbald darbey teutsch
mit übersetzen lassen/ und trug dannenhero diese Mühewaltung
einem auff/ der das vertiren nicht gelernet hatte/ welcher auch in
der That eine solche Probe ablegte/ daß man zum wenigsten bey
der geradebrechten Version was zulachen kriegte; denn es waren
in der Warheit etliche Redens-Arten so ungereimbt übersetzt/
daß auch Heraclitus seine Thränen hätte auff eine zeitlang ab-
trocknen müssen/ wenn er solche gelesen hätte. Jch will nur
Exempels weise die vornehmsten hier anführen. (1.) Er
wird dadurch den Ruhm
d' un homme sage er-
werben: da er sonst
par un emportement brutal
oder durch eine brutale ausführung seiner Sache sich

über-

fertiget worden/ die entweder aus itzerwehnten Mangel guter
Belohnung und daß ſie oͤffters mehr famis ſedandæ als famæ
acqvirendæ gratia
die Feder ergreiffen muͤſſen/ oder aber aus
Mangel eines reinen und Hochteutſchen Styli, als welchen
man nicht in Schulen/ ſondern in Geſellfchafft anderer Leute
und Leſung anderer Buͤcher begreiffet/ uns keine anmuthige
Verſion geben wollen/ oder koͤnnen. Zugeſchweigen/ daß viel-
faͤltig Exempel koͤnten angefuͤhret werden/ wie offtermahlen ar-
me Stuͤmper/ die kaum zwey oder drey Worte von der Sprache/
aus welcher die Uberſetzung geſchehen ſoll/ verſtehen/ und bey ieder
Phraſi das Lexicon brauchen muͤſſen/ ſich des dollmetſchens
anmaſſen/ und es auch ſo dann toll und taͤmiſch genung machen.
Jch entſinne mich/ daß fuͤr etlichen Jahren ein politiſch Tractaͤt-
gen heraus kommen/ in welchen der autor ſeine Schreibart de-
ſto beſſer zuverbergen viel Frantzoͤſiſch unter das Teutſche gemi-
ſchet hatte. Als nun die Exemplaria hiervon meiſtens abgan-
gen/ und ſelbiges wieder auffgelegt werden ſolte/ wolte der Ver-
leger denen jenigen zu gute/ ſo kein Frantzoͤſich verſtehen die
Frantzoͤſiſchen Worte und paragraphos alsbald darbey teutſch
mit uͤberſetzen laſſen/ und trug dannenhero dieſe Muͤhewaltung
einem auff/ der das vertiren nicht gelernet hatte/ welcher auch in
der That eine ſolche Probe ablegte/ daß man zum wenigſten bey
der geradebrechten Verſion was zulachen kriegte; denn es waren
in der Warheit etliche Redens-Arten ſo ungereimbt uͤberſetzt/
daß auch Heraclitus ſeine Thraͤnen haͤtte auff eine zeitlang ab-
trocknen muͤſſen/ wenn er ſolche geleſen haͤtte. Jch will nur
Exempels weiſe die vornehmſten hier anfuͤhren. (1.) Er
wird dadurch den Ruhm
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[18/0020] fertiget worden/ die entweder aus itzerwehnten Mangel guter Belohnung und daß ſie oͤffters mehr famis ſedandæ als famæ acqvirendæ gratia die Feder ergreiffen muͤſſen/ oder aber aus Mangel eines reinen und Hochteutſchen Styli, als welchen man nicht in Schulen/ ſondern in Geſellfchafft anderer Leute und Leſung anderer Buͤcher begreiffet/ uns keine anmuthige Verſion geben wollen/ oder koͤnnen. Zugeſchweigen/ daß viel- faͤltig Exempel koͤnten angefuͤhret werden/ wie offtermahlen ar- me Stuͤmper/ die kaum zwey oder drey Worte von der Sprache/ aus welcher die Uberſetzung geſchehen ſoll/ verſtehen/ und bey ieder Phraſi das Lexicon brauchen muͤſſen/ ſich des dollmetſchens anmaſſen/ und es auch ſo dann toll und taͤmiſch genung machen. Jch entſinne mich/ daß fuͤr etlichen Jahren ein politiſch Tractaͤt- gen heraus kommen/ in welchen der autor ſeine Schreibart de- ſto beſſer zuverbergen viel Frantzoͤſiſch unter das Teutſche gemi- ſchet hatte. Als nun die Exemplaria hiervon meiſtens abgan- gen/ und ſelbiges wieder auffgelegt werden ſolte/ wolte der Ver- leger denen jenigen zu gute/ ſo kein Frantzoͤſich verſtehen die Frantzoͤſiſchen Worte und paragraphos alsbald darbey teutſch mit uͤberſetzen laſſen/ und trug dannenhero dieſe Muͤhewaltung einem auff/ der das vertiren nicht gelernet hatte/ welcher auch in der That eine ſolche Probe ablegte/ daß man zum wenigſten bey der geradebrechten Verſion was zulachen kriegte; denn es waren in der Warheit etliche Redens-Arten ſo ungereimbt uͤberſetzt/ daß auch Heraclitus ſeine Thraͤnen haͤtte auff eine zeitlang ab- trocknen muͤſſen/ wenn er ſolche geleſen haͤtte. Jch will nur Exempels weiſe die vornehmſten hier anfuͤhren. (1.) Er wird dadurch den Ruhm d’ un homme ſage er- werben: da er ſonſt par un emportement brutal oder durch eine brutale ausfuͤhrung ſeiner Sache ſich uͤber-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_discours_1690/20>, abgerufen am 24.11.2024.