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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 1. H. Von der Geschickligkeit
ihn allezeit von Jugend auff etlicher un-
streitiger Warheiten/
daß wenn er diesel-
ben leugnen wolte/ er sich so dann nothwen-
dig alles Gebrauchs seiner Vernunfft unfähig
machen würde.

35. Wir haben oben gesagt/ daß bey den
kleinen Kindern in denen ersten Jahren/
ob sie gleich darinnen an capabelsten seyn/
daß man sie unzehlige Jrrthümer bereden
könne; dennoch z. e. alle Mühe vergebens
seyn würde/ wenn man sie bereden wolte:
das gantze sey kleiner als das halbe/ das
schwartze sey weiß; eine Katze sey eine Maus
u.s.w.

36. Bey fortgehenden Alter/ da die Kin-
der bißweilen etliche Jrrthümer/ derer man
sie oder sie sich selbst beredet/ entdecken/ erken-
nen sie zugleich bey der Entdeckung/ daß
etwas gewiß wahr seyn müsse. Denn wie
wolten sie sonst sagen können/ daß sie geirret
hätten/ wenn sie gegläubet/ z. e. der heilige
Christ komme von Himmel; der Thurm sey
rund/ der Steckel in Wasser sey krum/ wenn
sie nicht versichert wären/ daß es unstreitig
wahr sey/
daß die Menschen den H. Christ a-
girt
en/ daß der Thurm viereckicht sey/ daß der
Stecken gerade sey/ u.s.w.

37. Ja

Das 1. H. Von der Geſchickligkeit
ihn allezeit von Jugend auff etlicher un-
ſtreitiger Warheiten/
daß wenn er dieſel-
ben leugnen wolte/ er ſich ſo dann nothwen-
dig alles Gebrauchs ſeiner Vernunfft unfaͤhig
machen wuͤrde.

35. Wir haben oben geſagt/ daß bey den
kleinen Kindern in denen erſten Jahren/
ob ſie gleich darinnen an capabelſten ſeyn/
daß man ſie unzehlige Jrrthuͤmer bereden
koͤnne; dennoch z. e. alle Muͤhe vergebens
ſeyn wuͤrde/ wenn man ſie bereden wolte:
das gantze ſey kleiner als das halbe/ das
ſchwartze ſey weiß; eine Katze ſey eine Maus
u.ſ.w.

36. Bey fortgehenden Alter/ da die Kin-
der bißweilen etliche Jrrthuͤmer/ derer man
ſie oder ſie ſich ſelbſt beredet/ entdecken/ erken-
nen ſie zugleich bey der Entdeckung/ daß
etwas gewiß wahr ſeyn muͤſſe. Denn wie
wolten ſie ſonſt ſagen koͤnnen/ daß ſie geirret
haͤtten/ wenn ſie geglaͤubet/ z. e. der heilige
Chriſt komme von Himmel; der Thurm ſey
rund/ der Steckel in Waſſer ſey krum/ wenn
ſie nicht verſichert waͤren/ daß es unſtreitig
wahr ſey/
daß die Menſchen den H. Chriſt a-
girt
en/ daß der Thurm viereckicht ſey/ daß der
Stecken gerade ſey/ u.ſ.w.

37. Ja
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[18/0044] Das 1. H. Von der Geſchickligkeit ihn allezeit von Jugend auff etlicher un- ſtreitiger Warheiten/ daß wenn er dieſel- ben leugnen wolte/ er ſich ſo dann nothwen- dig alles Gebrauchs ſeiner Vernunfft unfaͤhig machen wuͤrde. 35. Wir haben oben geſagt/ daß bey den kleinen Kindern in denen erſten Jahren/ ob ſie gleich darinnen an capabelſten ſeyn/ daß man ſie unzehlige Jrrthuͤmer bereden koͤnne; dennoch z. e. alle Muͤhe vergebens ſeyn wuͤrde/ wenn man ſie bereden wolte: das gantze ſey kleiner als das halbe/ das ſchwartze ſey weiß; eine Katze ſey eine Maus u.ſ.w. 36. Bey fortgehenden Alter/ da die Kin- der bißweilen etliche Jrrthuͤmer/ derer man ſie oder ſie ſich ſelbſt beredet/ entdecken/ erken- nen ſie zugleich bey der Entdeckung/ daß etwas gewiß wahr ſeyn muͤſſe. Denn wie wolten ſie ſonſt ſagen koͤnnen/ daß ſie geirret haͤtten/ wenn ſie geglaͤubet/ z. e. der heilige Chriſt komme von Himmel; der Thurm ſey rund/ der Steckel in Waſſer ſey krum/ wenn ſie nicht verſichert waͤren/ daß es unſtreitig wahr ſey/ daß die Menſchen den H. Chriſt a- girten/ daß der Thurm viereckicht ſey/ daß der Stecken gerade ſey/ u.ſ.w. 37. Ja

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/44>, abgerufen am 25.11.2024.