Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 2. H. von der Geschickligkeit
rer/ und auff die Gegenseitige Meinung ohne
Ansehung einiger autorität geantwortet wer-
den solle. Erwehle aber solche controver-
sien,
die man im gemeinen Leben nutzen kan/
der andern entschlage dich/ es wäre denn/ daß
dieselben dem gemeinen Jrrthum nach für sehr
nützlich gehalten würden/ und du woltest denen
Zuhörern die Eitelkeit dieser Meinung dar-
thun.

127. Hierbey aber laß dich nicht verdriessen/
dann und wann einen angenehmen Schertz/
ein ungezwungen Histörgen/ ein anmuthig
exempel oder casum mit unter zu mischen/ weil
dadurch die Lust und attention junger Leute
fürtrefflich erhalten wird. Und also hüte dich
für zweyen extremis, daß du nicht durch eine
Spanische und Pedantische gravität deine
Zuhörer verdrüßlich machst/ und daß du an-
ders theils durch einen groben oder unzeiti-
gen Schertz
die Ehrfurcht/ die man dir schul-
dig ist/ nicht verminderst/ sondern daß du ein
solch temperament treffest/ dadurch allezeit
zwischen dir und deinen Zuhörern eine ehrer-
bietige Liebe/ und vertrauliche Hochachtung er-
halten werde.

128. Erklährestu ihnen aber einen Auto-

rem,

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
rer/ und auff die Gegenſeitige Meinung ohne
Anſehung einiger autoritaͤt geantwortet wer-
den ſolle. Erwehle aber ſolche controver-
ſien,
die man im gemeinen Leben nutzen kan/
der andern entſchlage dich/ es waͤre denn/ daß
dieſelben dem gemeinen Jrrthum nach fuͤr ſehr
nuͤtzlich gehalten wuͤrden/ und du wolteſt denen
Zuhoͤrern die Eitelkeit dieſer Meinung dar-
thun.

127. Hierbey aber laß dich nicht verdrieſſen/
dann und wann einen angenehmen Schertz/
ein ungezwungen Hiſtoͤrgen/ ein anmuthig
exempel oder caſum mit unter zu miſchen/ weil
dadurch die Luſt und attention junger Leute
fuͤrtrefflich erhalten wird. Und alſo huͤte dich
fuͤr zweyen extremis, daß du nicht durch eine
Spaniſche und Pedantiſche gravitaͤt deine
Zuhoͤrer verdruͤßlich machſt/ und daß du an-
ders theils durch einen groben oder unzeiti-
gen Schertz
die Ehrfurcht/ die man dir ſchul-
dig iſt/ nicht verminderſt/ ſondern daß du ein
ſolch temperament treffeſt/ dadurch allezeit
zwiſchen dir und deinen Zuhoͤrern eine ehrer-
bietige Liebe/ und vertrauliche Hochachtung er-
halten werde.

128. Erklaͤhreſtu ihnen aber einen Auto-

rem,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 2. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">r</hi></hi>er/ und auff die Gegen&#x017F;eitige Meinung ohne<lb/>
An&#x017F;ehung einiger <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">autorit</hi></hi>a&#x0364;t geantwortet wer-<lb/>
den &#x017F;olle. Erwehle aber &#x017F;olche <hi rendition="#aq">controver-<lb/>
&#x017F;ien,</hi> die man im gemeinen Leben nutzen kan/<lb/>
der andern ent&#x017F;chlage dich/ es wa&#x0364;re denn/ daß<lb/>
die&#x017F;elben dem gemeinen Jrrthum nach fu&#x0364;r &#x017F;ehr<lb/>
nu&#x0364;tzlich gehalten wu&#x0364;rden/ und du wolte&#x017F;t denen<lb/>
Zuho&#x0364;rern die Eitelkeit die&#x017F;er Meinung dar-<lb/>
thun.</p><lb/>
        <p>127. Hierbey aber laß dich nicht verdrie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dann und wann <hi rendition="#fr">einen angenehmen Schertz/</hi><lb/>
ein ungezwungen Hi&#x017F;to&#x0364;rgen/ ein anmuthig<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">exempel</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ca&#x017F;um</hi></hi> mit unter zu mi&#x017F;chen/ weil<lb/>
dadurch die <hi rendition="#fr">Lu&#x017F;t und</hi> <hi rendition="#aq">attention</hi> junger Leute<lb/>
fu&#x0364;rtrefflich erhalten wird. Und al&#x017F;o hu&#x0364;te dich<lb/>
fu&#x0364;r zweyen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">extremis</hi>,</hi> daß du nicht durch eine<lb/><hi rendition="#fr">Spani&#x017F;che und</hi> <hi rendition="#aq">Pedanti</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">gravit</hi><hi rendition="#fr">a&#x0364;t</hi> deine<lb/>
Zuho&#x0364;rer verdru&#x0364;ßlich mach&#x017F;t/ und daß du an-<lb/>
ders theils durch <hi rendition="#fr">einen groben oder unzeiti-<lb/>
gen Schertz</hi> die Ehrfurcht/ die man dir &#x017F;chul-<lb/>
dig i&#x017F;t/ nicht verminder&#x017F;t/ &#x017F;ondern daß du ein<lb/>
&#x017F;olch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">temperament</hi></hi> treffe&#x017F;t/ dadurch allezeit<lb/>
zwi&#x017F;chen dir und deinen Zuho&#x0364;rern eine ehrer-<lb/>
bietige Liebe/ und vertrauliche Hochachtung er-<lb/>
halten werde.</p><lb/>
        <p>128. Erkla&#x0364;hre&#x017F;tu ihnen aber <hi rendition="#fr">einen</hi> <hi rendition="#aq">Auto-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">rem,</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0162] Das 2. H. von der Geſchickligkeit rer/ und auff die Gegenſeitige Meinung ohne Anſehung einiger autoritaͤt geantwortet wer- den ſolle. Erwehle aber ſolche controver- ſien, die man im gemeinen Leben nutzen kan/ der andern entſchlage dich/ es waͤre denn/ daß dieſelben dem gemeinen Jrrthum nach fuͤr ſehr nuͤtzlich gehalten wuͤrden/ und du wolteſt denen Zuhoͤrern die Eitelkeit dieſer Meinung dar- thun. 127. Hierbey aber laß dich nicht verdrieſſen/ dann und wann einen angenehmen Schertz/ ein ungezwungen Hiſtoͤrgen/ ein anmuthig exempel oder caſum mit unter zu miſchen/ weil dadurch die Luſt und attention junger Leute fuͤrtrefflich erhalten wird. Und alſo huͤte dich fuͤr zweyen extremis, daß du nicht durch eine Spaniſche und Pedantiſche gravitaͤt deine Zuhoͤrer verdruͤßlich machſt/ und daß du an- ders theils durch einen groben oder unzeiti- gen Schertz die Ehrfurcht/ die man dir ſchul- dig iſt/ nicht verminderſt/ ſondern daß du ein ſolch temperament treffeſt/ dadurch allezeit zwiſchen dir und deinen Zuhoͤrern eine ehrer- bietige Liebe/ und vertrauliche Hochachtung er- halten werde. 128. Erklaͤhreſtu ihnen aber einen Auto- rem,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/162
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/162>, abgerufen am 18.05.2024.