Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 2. H. von den Gemüths Neig.
o) Woraus offenbar ist/ daß Cartesi9 dafür halte/
man solle und könne die Affecten wohl dämpf-
fen
aber nicht austilgen; Welches er auch
verstehen will/ wenn er anderswo p) saget:
daß die allerschwächsten Seelen vermögend
wären/ die absoluteste und gröste Gewalt über
alle ihre Leidenschafften zuerlangen/ wenn sie
nur genug Fleiß anwendeten dieselbe zuerwe-
cken und zu dirigiren.

35. Von denen Bestien sagt er ausdrücklich
q) daß ob sie wohl keine Vernunfft/ und vie-
leicht (wiewohl ich dieses vielleicht nicht verste-
he/ und gerne von einem Cartesianer dessen Erklä-
rung hören möchte) keine Gedancken hätten/
dennoch die Bewegungen ihrer Geister und der
glandulae, die in uns die Affecten erregeten/ gleich-
fals bey Jhnen wären/ und darzu dieneten/ daß
zwar nicht/ wie in uns die Affecten/ aber dennoch
die Bewegungen der nerven und musculen er-
halten und gemehret würden; Womit er de-
nen
Bestien die Affecten gar deutlich ab-
spricht
.

36. Cartesius machet Sechs Haupt Affecten/
1. die Bewunderung/ 2. die Liebe/ 3. den
Haß/ 4. die Begierde/ 5. die Freude und 6. die
Traurigkeit; r) aus welchen er alle andere

Ge-
o) Art. 45. 46.
p) Art. 50.
q) eod. art. 50.
r) vid. art. 69.

Das 2. H. von den Gemuͤths Neig.
o) Woraus offenbar iſt/ daß Carteſi9 dafuͤr halte/
man ſolle und koͤnne die Affecten wohl daͤmpf-
fen
aber nicht austilgen; Welches er auch
verſtehen will/ wenn er anderswo p) ſaget:
daß die allerſchwaͤchſten Seelen vermoͤgend
waͤren/ die abſoluteſte und groͤſte Gewalt uͤber
alle ihre Leidenſchafften zuerlangen/ wenn ſie
nur genug Fleiß anwendeten dieſelbe zuerwe-
cken und zu dirigiren.

35. Von denen Beſtien ſagt er ausdruͤcklich
q) daß ob ſie wohl keine Vernunfft/ und vie-
leicht (wiewohl ich dieſes vielleicht nicht verſte-
he/ und gerne von einem Carteſianer deſſen Erklaͤ-
rung hoͤren moͤchte) keine Gedancken haͤtten/
dennoch die Bewegungen ihrer Geiſter und der
glandulæ, die in uns die Affecten erregeten/ gleich-
fals bey Jhnen waͤren/ und darzu dieneten/ daß
zwar nicht/ wie in uns die Affecten/ aber dennoch
die Bewegungen der nerven und muſculen er-
halten und gemehret wuͤrden; Womit er de-
nen
Beſtien die Affecten gar deutlich ab-
ſpricht
.

36. Carteſius machet Sechs Haupt Affecten/
1. die Bewunderung/ 2. die Liebe/ 3. den
Haß/ 4. die Begierde/ 5. die Freude und 6. die
Traurigkeit; r) aus welchen er alle andere

Ge-
o) Art. 45. 46.
p) Art. 50.
q) eod. art. 50.
r) vid. art. 69.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 2. H. von den Gemu&#x0364;ths Neig.</hi></fw><lb/><note place="foot" n="o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Art. 45. 46.</hi></hi></note> Woraus offenbar i&#x017F;t/ daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carte&#x017F;i9</hi></hi> dafu&#x0364;r halte/<lb/>
man &#x017F;olle und ko&#x0364;nne die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Affect</hi></hi>en <hi rendition="#fr">wohl da&#x0364;mpf-<lb/>
fen</hi> aber nicht <hi rendition="#fr">austilgen</hi>; Welches er auch<lb/>
ver&#x017F;tehen will/ wenn er anderswo <note place="foot" n="p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Art. 50.</hi></hi></note> &#x017F;aget:<lb/>
daß die aller&#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;ten Seelen vermo&#x0364;gend<lb/>
wa&#x0364;ren/ die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ab&#x017F;olute</hi></hi>&#x017F;te und gro&#x0364;&#x017F;te Gewalt u&#x0364;ber<lb/>
alle ihre Leiden&#x017F;chafften zuerlangen/ wenn &#x017F;ie<lb/>
nur genug Fleiß anwendeten die&#x017F;elbe zuerwe-<lb/>
cken und zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dirigi</hi></hi>ren.</p><lb/>
        <p>35. Von denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Be&#x017F;tien</hi></hi> &#x017F;agt er ausdru&#x0364;cklich<lb/><note place="foot" n="q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">eod. art. 50.</hi></hi></note> daß ob &#x017F;ie wohl keine Vernunfft/ und vie-<lb/>
leicht (wiewohl ich die&#x017F;es <hi rendition="#fr">viel</hi>l<hi rendition="#fr">eicht</hi> nicht ver&#x017F;te-<lb/>
he/ und gerne von einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carte&#x017F;ianer</hi></hi> de&#x017F;&#x017F;en Erkla&#x0364;-<lb/>
rung ho&#x0364;ren mo&#x0364;chte) keine Gedancken ha&#x0364;tten/<lb/>
dennoch die Bewegungen ihrer Gei&#x017F;ter und der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">glandulæ,</hi></hi> die in uns die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Affect</hi></hi>en erregeten/ gleich-<lb/>
fals bey Jhnen wa&#x0364;ren/ und darzu dieneten/ daß<lb/>
zwar nicht/ wie in uns die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Affect</hi></hi>en/ aber dennoch<lb/>
die Bewegungen der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nerven</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mu&#x017F;culen</hi></hi> er-<lb/>
halten und gemehret wu&#x0364;rden; Womit <hi rendition="#fr">er de-<lb/>
nen</hi> <hi rendition="#aq">Be&#x017F;ti</hi><hi rendition="#fr">en die</hi> <hi rendition="#aq">Affect</hi><hi rendition="#fr">en gar deutlich</hi> a<hi rendition="#fr">b-<lb/>
&#x017F;pricht</hi>.</p><lb/>
        <p>36. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carte&#x017F;ius</hi></hi> machet <hi rendition="#fr">Sechs Haupt</hi> <hi rendition="#aq">Affect</hi><hi rendition="#fr">en/</hi><lb/>
1. die <hi rendition="#fr">Bewunderung/</hi> 2. die <hi rendition="#fr">Liebe/</hi> 3. den<lb/><hi rendition="#fr">Haß/</hi> 4. die <hi rendition="#fr">Begierde/</hi> 5. die <hi rendition="#fr">Freude</hi> und 6. die<lb/><hi rendition="#fr">Traurigkeit</hi>; <note place="foot" n="r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vid. art. 69.</hi></hi></note> aus welchen er alle andere<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0076] Das 2. H. von den Gemuͤths Neig. o) Woraus offenbar iſt/ daß Carteſi9 dafuͤr halte/ man ſolle und koͤnne die Affecten wohl daͤmpf- fen aber nicht austilgen; Welches er auch verſtehen will/ wenn er anderswo p) ſaget: daß die allerſchwaͤchſten Seelen vermoͤgend waͤren/ die abſoluteſte und groͤſte Gewalt uͤber alle ihre Leidenſchafften zuerlangen/ wenn ſie nur genug Fleiß anwendeten dieſelbe zuerwe- cken und zu dirigiren. 35. Von denen Beſtien ſagt er ausdruͤcklich q) daß ob ſie wohl keine Vernunfft/ und vie- leicht (wiewohl ich dieſes vielleicht nicht verſte- he/ und gerne von einem Carteſianer deſſen Erklaͤ- rung hoͤren moͤchte) keine Gedancken haͤtten/ dennoch die Bewegungen ihrer Geiſter und der glandulæ, die in uns die Affecten erregeten/ gleich- fals bey Jhnen waͤren/ und darzu dieneten/ daß zwar nicht/ wie in uns die Affecten/ aber dennoch die Bewegungen der nerven und muſculen er- halten und gemehret wuͤrden; Womit er de- nen Beſtien die Affecten gar deutlich ab- ſpricht. 36. Carteſius machet Sechs Haupt Affecten/ 1. die Bewunderung/ 2. die Liebe/ 3. den Haß/ 4. die Begierde/ 5. die Freude und 6. die Traurigkeit; r) aus welchen er alle andere Ge- o) Art. 45. 46. p) Art. 50. q) eod. art. 50. r) vid. art. 69.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/76
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/76>, abgerufen am 24.11.2024.