Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 14. H. von der vernünfft. Kunst/ meiden/ und sich vielmehr in denen lectionen/die wir ihm vorgeschrieben/ zu üben. Wie ein Patient/ der sich zu zeitlich ausgemachet/ und bey nahe ein Recidiv davon getragen/ sich desto behutsamer innen hält/ und seine Artzney mit mehrer Attention gebrauchet. Oder wie ein Scholar/ der bey dem ersten contra fechten nichts als Stösse davon träget/ das contra fechten noch etwa einen Monat lang gar bleiben läst/ und fleißiger im lection nehmen ist. Merckt er aber/ daß er gar wohl hätte Widerstand thun können/ wenn er sich nur hätte in acht genom- men/ oder daß die Unterliegung nicht so wohl durch die Reitzung der Gesellschafft/ oder der angenehmen Sache/ als durch seine eigene Unvorsichtigkeit und praecipitanz oder Unge- dult geschehen/ wird er befinden/ daß der Man- gel daran lieget/ daß er noch nicht ernsthafft ge- nung denen Betrachtungen obgelegen/ die wir ihm oben im 17. 18. und 19. Paragrapho gleich- sam zu seiner Diaet vorgeschrieben/ und wird dannenhero künfftig in denenselben sich fleißiger üben. 26. Es wird nun nicht schwer seyn/ diese An-
Das 14. H. von der vernuͤnfft. Kunſt/ meiden/ und ſich vielmehr in denen lectionen/die wir ihm vorgeſchrieben/ zu uͤben. Wie ein Patient/ der ſich zu zeitlich ausgemachet/ und bey nahe ein Recidiv davon getragen/ ſich deſto behutſamer innen haͤlt/ und ſeine Artzney mit mehrer Attention gebrauchet. Oder wie ein Scholar/ der bey dem erſten contra fechten nichts als Stoͤſſe davon traͤget/ das contra fechten noch etwa einen Monat lang gar bleiben laͤſt/ und fleißiger im lection nehmen iſt. Merckt er aber/ daß er gar wohl haͤtte Widerſtand thun koͤnnen/ wenn er ſich nur haͤtte in acht genom- men/ oder daß die Unterliegung nicht ſo wohl durch die Reitzung der Geſellſchafft/ oder der angenehmen Sache/ als durch ſeine eigene Unvorſichtigkeit und præcipitanz oder Unge- dult geſchehen/ wird er befinden/ daß der Man- gel daran lieget/ daß er noch nicht ernſthafft ge- nung denen Betrachtungen obgelegen/ die wir ihm oben im 17. 18. und 19. Paragrapho gleich- ſam zu ſeiner Diæt vorgeſchrieben/ und wird dannenhero kuͤnfftig in denenſelben ſich fleißiger uͤben. 26. Es wird nun nicht ſchwer ſeyn/ dieſe An-
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Das 14. H. von der vernuͤnfft. Kunſt/
meiden/ und ſich vielmehr in denen lectionen/
die wir ihm vorgeſchrieben/ zu uͤben. Wie ein
Patient/ der ſich zu zeitlich ausgemachet/ und
bey nahe ein Recidiv davon getragen/ ſich deſto
behutſamer innen haͤlt/ und ſeine Artzney mit
mehrer Attention gebrauchet. Oder wie ein
Scholar/ der bey dem erſten contra fechten nichts
als Stoͤſſe davon traͤget/ das contra fechten
noch etwa einen Monat lang gar bleiben laͤſt/
und fleißiger im lection nehmen iſt. Merckt er
aber/ daß er gar wohl haͤtte Widerſtand thun
koͤnnen/ wenn er ſich nur haͤtte in acht genom-
men/ oder daß die Unterliegung nicht ſo wohl
durch die Reitzung der Geſellſchafft/ oder der
angenehmen Sache/ als durch ſeine eigene
Unvorſichtigkeit und præcipitanz oder Unge-
dult geſchehen/ wird er befinden/ daß der Man-
gel daran lieget/ daß er noch nicht ernſthafft ge-
nung denen Betrachtungen obgelegen/ die wir
ihm oben im 17. 18. und 19. Paragrapho gleich-
ſam zu ſeiner Diæt vorgeſchrieben/ und wird
dannenhero kuͤnfftig in denenſelben ſich fleißiger
uͤben.
26. Es wird nun nicht ſchwer ſeyn/ dieſe
Haupt-Reguln auf eine jede von denen herr-
ſchenden Gemuͤths-Neigungen inſonder-
heit zu appliciren. Und wie dieſes zu eines
jeden ausfuͤhrlicher Deduction, nachdem er ſich
gearthet befindet/ billig uͤberlaſſen wird/ alſo
wollen wir nur in etwas kuͤrtzlich auch hierinnen
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