Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 14. H. von der vernünfft. Kunst/ mit dieser Probe abgelauffen/ ob er oben oderunten gelegen? Ob er sich wider die Reitzungen der Exempel und der seinem Affect angenehmen Dinge/ gut defendiret habe/ oder ob dieselben Meister über ihn worden. Ob das Hertz den zuvorher vor dieser Gelegenheit empfundenen Grad der Ruhe noch besitze/ oder ob es wieder in Unruhe gesetzet worden? Und kan dißfalls dem Exempel und denen Lehren etlicher Philoso- phen folgen/ und alle Abend/ ehe er sich zu Bette leget oder einschläfft/ dasjenige alles auf diese Weise überlegen/ was er den gantzen Tag über gethan. 24. Befindet er nun/ daß er sich wohl seines
Das 14. H. von der vernuͤnfft. Kunſt/ mit dieſer Probe abgelauffen/ ob er oben oderunten gelegen? Ob er ſich wider die Reitzungen der Exempel und der ſeinem Affect angenehmen Dinge/ gut defendiret habe/ oder ob dieſelben Meiſter uͤber ihn worden. Ob das Hertz den zuvorher vor dieſer Gelegenheit empfundenen Grad der Ruhe noch beſitze/ oder ob es wieder in Unruhe geſetzet worden? Und kan dißfalls dem Exempel und denen Lehren etlicher Philoſo- phen folgen/ und alle Abend/ ehe er ſich zu Bette leget oder einſchlaͤfft/ dasjenige alles auf dieſe Weiſe uͤberlegen/ was er den gantzen Tag uͤber gethan. 24. Befindet er nun/ daß er ſich wohl ſeines
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Das 14. H. von der vernuͤnfft. Kunſt/
mit dieſer Probe abgelauffen/ ob er oben oder
unten gelegen? Ob er ſich wider die Reitzungen
der Exempel und der ſeinem Affect angenehmen
Dinge/ gut defendiret habe/ oder ob dieſelben
Meiſter uͤber ihn worden. Ob das Hertz den
zuvorher vor dieſer Gelegenheit empfundenen
Grad der Ruhe noch beſitze/ oder ob es wieder
in Unruhe geſetzet worden? Und kan dißfalls
dem Exempel und denen Lehren etlicher Philoſo-
phen folgen/ und alle Abend/ ehe er ſich zu Bette
leget oder einſchlaͤfft/ dasjenige alles auf dieſe
Weiſe uͤberlegen/ was er den gantzen Tag uͤber
gethan.
24. Befindet er nun/ daß er ſich wohl
vertheydiget/ und die Verſuchung wohl
uͤberſtanden hat/ ſo iſt ihm entweder dieſe
Vertheidigung leichte oder ſauer ankommen.
Jn dem erſten Fall wird er deshalben nicht alſo-
bald aufhoͤren/ ſeine Begierde durch obige Re-
geln ferner zu daͤmpffen/ und die vernuͤnfftige
Liebe zu ſtaͤrcken; ſondern er wird vielmehr dar-
innen fortfahren/ und etwan ſich hernach an ſtaͤr-
ckere Reitzungen verſuchen/ wie etwan einer/ der
contra zu fechten anfaͤnget/ und ſich wohl haͤlt/
nicht alſobald aufhoͤret/ lectiones weiter zu neh-
men/ ſondern darinnen noch ferner continuiret/
dabenebẽ aber ſich in contra fechten auch uͤbt/ und
zuweilen es nach und nach mit ſtaͤrckern verſucht.
Jſt ihm aber die Vertheydigung ſauer worden/
wird er noch mehr Urſache haben die Reitzungen
ſeines
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