Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 13. H. vom Neid und desselben daher entstanden seyn/ daß man gesehen/ wieGOTT öffters von sich melde/ daß er eyfe- re: Woraus man denn geschlossen/ weil man das Wesen der Sünde mehr in der Hal- tung gegen GOttes unbegreiffliches Wesen/ als gegen das Wesen des Menschen selbst gesuchet/ es müste die Eyfersucht eines Menschen nichts Böses oder Sündliches/ sondern ein Mittel- Affect seyn. Wir haben aber nur vorher ange- deutet/ und durch das Exempel der Grausam- keit bewiesen/ daß der Mensch sein Thun nicht allenthalben nach GOttes Thun richten müsse/ und daß GOtt viel Dinge seiner Heiligkeit unbe- schadet thun könne/ an die der Mensch ohne Sünde nicht gedencken darff. Und wenn man genau und deutlich verstanden hätte das Ge- heimnüß Christi/ und der Kirche seines Brant/ das GOtt in Einsetzung des Ehestandes vorbil- den wollen/ würde man geistliche Dinge nicht auf weltliche oder Philosophische Weise erkläret haben. 52. Wann dann die Eyfersucht eines Men- liebte
Das 13. H. vom Neid und deſſelben daher entſtanden ſeyn/ daß man geſehen/ wieGOTT oͤffters von ſich melde/ daß er eyfe- re: Woraus man denn geſchloſſen/ weil man das Weſen der Suͤnde mehr in der Hal- tung gegen GOttes unbegreiffliches Weſen/ als gegen das Weſen des Menſchen ſelbſt geſuchet/ es muͤſte die Eyferſucht eines Menſchen nichts Boͤſes oder Suͤndliches/ ſondern ein Mittel- Affect ſeyn. Wir haben aber nur vorher ange- deutet/ und durch das Exempel der Grauſam- keit bewieſen/ daß der Menſch ſein Thun nicht allenthalben nach GOttes Thun richten muͤſſe/ und daß GOtt viel Dinge ſeiner Heiligkeit unbe- ſchadet thun koͤnne/ an die der Menſch ohne Suͤnde nicht gedencken darff. Und wenn man genau und deutlich verſtanden haͤtte das Ge- heimnuͤß Chriſti/ und der Kirche ſeines Brant/ das GOtt in Einſetzung des Eheſtandes vorbil- den wollen/ wuͤrde man geiſtliche Dinge nicht auf weltliche oder Philoſophiſche Weiſe erklaͤret haben. 52. Wann dann die Eyferſucht eines Men- liebte
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Das 13. H. vom Neid und deſſelben
daher entſtanden ſeyn/ daß man geſehen/ wie
GOTT oͤffters von ſich melde/ daß er eyfe-
re: Woraus man denn geſchloſſen/ weil
man das Weſen der Suͤnde mehr in der Hal-
tung gegen GOttes unbegreiffliches Weſen/ als
gegen das Weſen des Menſchen ſelbſt geſuchet/
es muͤſte die Eyferſucht eines Menſchen nichts
Boͤſes oder Suͤndliches/ ſondern ein Mittel-
Affect ſeyn. Wir haben aber nur vorher ange-
deutet/ und durch das Exempel der Grauſam-
keit bewieſen/ daß der Menſch ſein Thun nicht
allenthalben nach GOttes Thun richten muͤſſe/
und daß GOtt viel Dinge ſeiner Heiligkeit unbe-
ſchadet thun koͤnne/ an die der Menſch ohne
Suͤnde nicht gedencken darff. Und wenn man
genau und deutlich verſtanden haͤtte das Ge-
heimnuͤß Chriſti/ und der Kirche ſeines Brant/
das GOtt in Einſetzung des Eheſtandes vorbil-
den wollen/ wuͤrde man geiſtliche Dinge nicht
auf weltliche oder Philoſophiſche Weiſe erklaͤret
haben.
52. Wann dann die Eyferſucht eines Men-
ſchen aus einer unvernuͤnfftigen Liebe entſprin-
get/ als fraget ſichs nun/ ob dieſer Urſprung aus
der Wohlluſt/ Ehr-Geitz oder Geld-Geitz
geſchehe. Zwar ſcheinet es dem erſten Anſehen
nach/ als wenn alle dreye ihren Antheil dar-
bey haͤtten. Der Eyferſuͤchtige beneidet ja
ſeinen Mitbuhler (welches aus dem Geld-Geitz
herruͤhret/) er erzuͤrnet ſich uͤber ihn und die ge-
liebte
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