Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 13. H. vom Neid und desselben nung zu halten sey/ wenn er spricht/ daß derNeid nicht allemahl was Böses sey/ son- dern/ so ferne derselbe indifferent zum guten und bösen sey/ sey es ein Affect von Trau- rigkeit und Haß gemischt/ wegen der Gü- ter des Glücks/ die die jenigen besitzen/ so wir vor unwürdig halten. Und dieser Affect werde durch die natürliche Liebe zur Gerechtigkeit bey uns erweckt/ und sey ein Eyfer über die unrechte Austheilung solcher Güter/ welche wohl zu entschuldigen sey/ zu- mahl wenn es solche Güter seyn/ als z. e. ein Ehren-Ampt/ durch deren Mißbrauch solche Leute Schadenthun können. Ja es sey dieser Neid auch wohl zu entschuldi- gen/ wenn wir gerne dieselbigen Güter ge- habt hätten/ die andern Unwürdigen zu Theil worden/ wenn nur alsdann unser Haß auff die unrechte Austheilung des be- neideten Guts/ und nicht auf die Personen/ so solche Austheilung macht/ und die die- se Güter besitzen/ falle. Henricus Morus (c) nennet diesen Neid gar eine von den be- sten Gemüths-Neigungen/ die uns GOtt gegeben/ welches alles aus der jetzigen Anmer- ckung leichte beantwortet werden kan. 50. Aber die Eyfersucht ist wohl das allerlieb- Schrei- (c) Henr. Morus Enchir. Eth. l. 1. c. 11. f. m. 35.
Das 13. H. vom Neid und deſſelben nung zu halten ſey/ wenn er ſpricht/ daß derNeid nicht allemahl was Boͤſes ſey/ ſon- dern/ ſo ferne derſelbe indifferent zum guten und boͤſen ſey/ ſey es ein Affect von Trau- rigkeit und Haß gemiſcht/ wegen der Guͤ- ter des Gluͤcks/ die die jenigen beſitzen/ ſo wir vor unwuͤrdig halten. Und dieſer Affect werde durch die natuͤrliche Liebe zur Gerechtigkeit bey uns erweckt/ und ſey ein Eyfer uͤber die unrechte Austheilung ſolcher Guͤter/ welche wohl zu entſchuldigen ſey/ zu- mahl wenn es ſolche Guͤter ſeyn/ als z. e. ein Ehren-Ampt/ durch deren Mißbrauch ſolche Leute Schadenthun koͤnnen. Ja es ſey dieſer Neid auch wohl zu entſchuldi- gen/ wenn wir gerne dieſelbigen Guͤter ge- habt haͤtten/ die andern Unwuͤrdigen zu Theil worden/ wenn nur alsdann unſer Haß auff die unrechte Austheilung des be- neideten Guts/ und nicht auf die Perſonen/ ſo ſolche Austheilung macht/ und die die- ſe Guͤter beſitzen/ falle. Henricus Morus (c) nennet dieſen Neid gar eine von den be- ſten Gemuͤths-Neigungen/ die uns GOtt gegeben/ welches alles aus der jetzigen Anmer- ckung leichte beantwortet werden kan. 50. Aber die Eyferſucht iſt wohl das allerlieb- Schrei- (c) Henr. Morus Enchir. Eth. l. 1. c. 11. f. m. 35.
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Das 13. H. vom Neid und deſſelben
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Neid nicht allemahl was Boͤſes ſey/ ſon-
dern/ ſo ferne derſelbe indifferent zum guten
und boͤſen ſey/ ſey es ein Affect von Trau-
rigkeit und Haß gemiſcht/ wegen der Guͤ-
ter des Gluͤcks/ die die jenigen beſitzen/ ſo
wir vor unwuͤrdig halten. Und dieſer
Affect werde durch die natuͤrliche Liebe zur
Gerechtigkeit bey uns erweckt/ und ſey ein
Eyfer uͤber die unrechte Austheilung ſolcher
Guͤter/ welche wohl zu entſchuldigen ſey/ zu-
mahl wenn es ſolche Guͤter ſeyn/ als z. e. ein
Ehren-Ampt/ durch deren Mißbrauch
ſolche Leute Schadenthun koͤnnen. Ja es
ſey dieſer Neid auch wohl zu entſchuldi-
gen/ wenn wir gerne dieſelbigen Guͤter ge-
habt haͤtten/ die andern Unwuͤrdigen zu
Theil worden/ wenn nur alsdann unſer
Haß auff die unrechte Austheilung des be-
neideten Guts/ und nicht auf die Perſonen/
ſo ſolche Austheilung macht/ und die die-
ſe Guͤter beſitzen/ falle. Henricus Morus
(c) nennet dieſen Neid gar eine von den be-
ſten Gemuͤths-Neigungen/ die uns GOtt
gegeben/ welches alles aus der jetzigen Anmer-
ckung leichte beantwortet werden kan.
50. Aber die Eyferſucht iſt wohl das allerlieb-
ſte Kind des Neides/ indem derſelbe durch die-
ſe vollend zur Liebe ſelbſt gemacht wird. Die
Schrei-
(c) Henr. Morus Enchir. Eth. l. 1. c. 11. f. m. 35.
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