Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 10. H. von dem Ehrgeitz tung eben nicht fraget; oder daß er durch dieseseine Freygebigkeit ihre Hochachtung und Be- förderung erhalte. Und so eitel die Ehre ist/ die er durch seine Geschencke sucht/ so eitel sind auch die praesente ob sie gleich kostbahr sind: Kostbahre Galanterien, Ständgen/ Gold/ Meublen, prächtige Gastereyen/ u. s. w. wo- durch das Geld offenbahrlich verschwendet/ nicht aber zu der jenigen auff die man solche prae- sente wendet/ ihren wahren Nutzen angebeget wird. 45. So bereit aber und willig ein Ehrgeitzi- hat/
Das 10. H. von dem Ehrgeitz tung eben nicht fraget; oder daß er durch dieſeſeine Freygebigkeit ihre Hochachtung und Be- foͤrderung erhalte. Und ſo eitel die Ehre iſt/ die er durch ſeine Geſchencke ſucht/ ſo eitel ſind auch die præſente ob ſie gleich koſtbahr ſind: Koſtbahre Galanterien, Staͤndgen/ Gold/ Meublen, praͤchtige Gaſtereyen/ u. ſ. w. wo- durch das Geld offenbahrlich verſchwendet/ nicht aber zu der jenigen auff die man ſolche præ- ſente wendet/ ihren wahren Nutzen angebeget wird. 45. So bereit aber und willig ein Ehrgeitzi- hat/
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Das 10. H. von dem Ehrgeitz
tung eben nicht fraget; oder daß er durch dieſe
ſeine Freygebigkeit ihre Hochachtung und Be-
foͤrderung erhalte. Und ſo eitel die Ehre iſt/ die
er durch ſeine Geſchencke ſucht/ ſo eitel ſind
auch die præſente ob ſie gleich koſtbahr ſind:
Koſtbahre Galanterien, Staͤndgen/ Gold/
Meublen, praͤchtige Gaſtereyen/ u. ſ. w. wo-
durch das Geld offenbahrlich verſchwendet/
nicht aber zu der jenigen auff die man ſolche præ-
ſente wendet/ ihren wahren Nutzen angebeget
wird.
45. So bereit aber und willig ein Ehrgeitzi-
ger zu groſſen depenſen iſt/ wenn es an den
point d’honneur gehet/ ſo genau iſt er hinge-
gen wenn es auff ihn ſelbſt gehet. Denn weil
ihn ſein Ehrgeitz antreibet/ groſſe thaten zu thun/
und in der Welt von jedermann gefuͤrchtet zu
werden/ hieran aber die Unmaͤßigkeit die Leute
mercklich hindert/ indem die Wolluͤſtigen Scla-
ven ihrer Zechgeſellen und eines Weibes ſind;
als faͤllet ein Ehrgeitziges Gemuͤth in das ande-
re extremum, und da ein Tugendhaffter ſeines
Leibes wartet/ doch alſo/ daß er nicht geil wer-
de/ ißet ſich ein Ehrgeitziger nicht ſatt/ nicht
zwar aus Kargheit/ ſondern entweder aus all zu
groſſer Sorgfalt/ daß er nicht Wohlluͤſtig wer-
den ſondern vielmehr wegen ſeiner Strengheit in
eſſen und trincken von denen Leuten hoch geachtet
werden moͤge/ oder weil die vielen Gefchaͤffte und
intrigven, die er auff dem Halſe und in Kopffe
hat/
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