Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

und denen daher rührenden Unt.
Leute die ihm umb etwas ansprechen/ ohn bega-
bet von sich gehen zu lassen/ und sich befahrete/
daß sie ihm übel nachreden möchten/ oder wolte
nach gewissen Umständen wegen seiner Freyge-
bigkeit gelobet seyn/ als wenn er z. e. in einen
Stande lebete/ für dessen Zierath Freygebigkeit
gehalten würde; wiewohl er so dann in diesen
Stück zweiffels ohne seine Freygebigkeit öffent-
lich/ oder doch so/ daß solches durch seine
Creaturen offenbahr gemacht würde/ ausuben
würde. Ein Wohllüstiger wendet sein Geld
an Sauff-Brüder/ Huren-Wirthe u. s. w. Ein
Ehrgeitziger hat einen Abscheu von solchen de-
pensen,
jedoch weil er sich befürchtet/ daß solche
liederliche Leute/ durch ihre übel Nachrede ihm
an seiner renommee schaden könten/ hütet er
sich doch/ da er in dergleichen Gesellschafft ge-
räth/ daß er auch gegen solche Leute sich nicht
genau und knickicht erweise/ und bedienet sich
wohl dieses/ als einer Politischen Regul: Ein
honnet homme müsse keiner Hure/ keinen
Wirthe und keinen Spielmann was schul-
dig bleiben/ oder mit solchen Leuten dingen.

44. So pfleget demnach ein Ehrgeitziger
sein Vermögen entweder ohn mittelbahr dahin
anzuwenden/ Ehren-Aempter zu erkauffen/ oder
er wendet und hazardiret solches an andere
Menschen/ entweder als wir jetzo erwehnet/ daß
sie ihn bey andern Leuten nicht schaden und ihn
nicht verachten/ ob er schon nach ihrer Hochach-

tung

und denen daher ruͤhrenden Unt.
Leute die ihm umb etwas anſprechen/ ohn bega-
bet von ſich gehen zu laſſen/ und ſich befahrete/
daß ſie ihm uͤbel nachreden moͤchten/ oder wolte
nach gewiſſen Umſtaͤnden wegen ſeiner Freyge-
bigkeit gelobet ſeyn/ als wenn er z. e. in einen
Stande lebete/ fuͤr deſſen Zierath Freygebigkeit
gehalten wuͤrde; wiewohl er ſo dann in dieſen
Stuͤck zweiffels ohne ſeine Freygebigkeit oͤffent-
lich/ oder doch ſo/ daß ſolches durch ſeine
Creaturen offenbahr gemacht wuͤrde/ ausuben
wuͤrde. Ein Wohlluͤſtiger wendet ſein Geld
an Sauff-Bruͤder/ Huren-Wirthe u. ſ. w. Ein
Ehrgeitziger hat einen Abſcheu von ſolchen de-
penſen,
jedoch weil er ſich befuͤrchtet/ daß ſolche
liederliche Leute/ durch ihre uͤbel Nachrede ihm
an ſeiner renommee ſchaden koͤnten/ huͤtet er
ſich doch/ da er in dergleichen Geſellſchafft ge-
raͤth/ daß er auch gegen ſolche Leute ſich nicht
genau und knickicht erweiſe/ und bedienet ſich
wohl dieſes/ als einer Politiſchen Regul: Ein
honnet homme muͤſſe keiner Hure/ keinen
Wirthe und keinen Spielmann was ſchul-
dig bleiben/ oder mit ſolchen Leuten dingen.

44. So pfleget demnach ein Ehrgeitziger
ſein Vermoͤgen entweder ohn mittelbahr dahin
anzuwenden/ Ehren-Aempter zu erkauffen/ oder
er wendet und hazardiret ſolches an andere
Menſchen/ entweder als wir jetzo erwehnet/ daß
ſie ihn bey andern Leuten nicht ſchaden und ihn
nicht verachten/ ob er ſchon nach ihrer Hochach-

tung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0263" n="251"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und denen daher ru&#x0364;hrenden Unt.</hi></fw><lb/>
Leute die ihm umb etwas an&#x017F;prechen/ ohn bega-<lb/>
bet von &#x017F;ich gehen zu la&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ich befahrete/<lb/>
daß &#x017F;ie ihm u&#x0364;bel nachreden mo&#x0364;chten/ oder wolte<lb/>
nach gewi&#x017F;&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden wegen &#x017F;einer Freyge-<lb/>
bigkeit gelobet &#x017F;eyn/ als wenn er z. e. in einen<lb/>
Stande lebete/ fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en Zierath Freygebigkeit<lb/>
gehalten wu&#x0364;rde; wiewohl er &#x017F;o dann in die&#x017F;en<lb/>
Stu&#x0364;ck zweiffels ohne &#x017F;eine Freygebigkeit o&#x0364;ffent-<lb/>
lich/ oder doch &#x017F;o/ daß &#x017F;olches durch &#x017F;eine<lb/>
Creaturen offenbahr gemacht wu&#x0364;rde/ ausuben<lb/>
wu&#x0364;rde. Ein <hi rendition="#fr">Wohllu&#x0364;&#x017F;tiger</hi> wendet &#x017F;ein Geld<lb/>
an Sauff-Bru&#x0364;der/ Huren-Wirthe u. &#x017F;. w. Ein<lb/><hi rendition="#fr">Ehrgeitziger</hi> hat einen Ab&#x017F;cheu von &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">de-<lb/>
pen&#x017F;en,</hi> jedoch weil er &#x017F;ich befu&#x0364;rchtet/ daß &#x017F;olche<lb/>
liederliche Leute/ durch ihre u&#x0364;bel Nachrede ihm<lb/>
an &#x017F;einer <hi rendition="#aq">renommee</hi> &#x017F;chaden ko&#x0364;nten/ hu&#x0364;tet er<lb/>
&#x017F;ich doch/ da er in dergleichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft ge-<lb/>
ra&#x0364;th/ daß er auch gegen &#x017F;olche Leute &#x017F;ich nicht<lb/>
genau und knickicht erwei&#x017F;e/ und bedienet &#x017F;ich<lb/>
wohl die&#x017F;es/ als einer Politi&#x017F;chen Regul: Ein<lb/><hi rendition="#aq">honnet homme</hi> <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e keiner Hure/ keinen<lb/>
Wirthe und keinen Spielmann was &#x017F;chul-<lb/>
dig bleiben/ oder mit &#x017F;olchen Leuten dingen.</hi></p><lb/>
        <p>44. So pfleget demnach ein <hi rendition="#fr">Ehrgeitziger</hi><lb/>
&#x017F;ein Vermo&#x0364;gen entweder ohn mittelbahr dahin<lb/>
anzuwenden/ Ehren-Aempter zu erkauffen/ oder<lb/>
er wendet und <hi rendition="#aq">hazardi</hi>ret &#x017F;olches an andere<lb/>
Men&#x017F;chen/ entweder als wir jetzo erwehnet/ daß<lb/>
&#x017F;ie ihn bey andern Leuten nicht &#x017F;chaden und ihn<lb/>
nicht verachten/ ob er &#x017F;chon nach ihrer Hochach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tung</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0263] und denen daher ruͤhrenden Unt. Leute die ihm umb etwas anſprechen/ ohn bega- bet von ſich gehen zu laſſen/ und ſich befahrete/ daß ſie ihm uͤbel nachreden moͤchten/ oder wolte nach gewiſſen Umſtaͤnden wegen ſeiner Freyge- bigkeit gelobet ſeyn/ als wenn er z. e. in einen Stande lebete/ fuͤr deſſen Zierath Freygebigkeit gehalten wuͤrde; wiewohl er ſo dann in dieſen Stuͤck zweiffels ohne ſeine Freygebigkeit oͤffent- lich/ oder doch ſo/ daß ſolches durch ſeine Creaturen offenbahr gemacht wuͤrde/ ausuben wuͤrde. Ein Wohlluͤſtiger wendet ſein Geld an Sauff-Bruͤder/ Huren-Wirthe u. ſ. w. Ein Ehrgeitziger hat einen Abſcheu von ſolchen de- penſen, jedoch weil er ſich befuͤrchtet/ daß ſolche liederliche Leute/ durch ihre uͤbel Nachrede ihm an ſeiner renommee ſchaden koͤnten/ huͤtet er ſich doch/ da er in dergleichen Geſellſchafft ge- raͤth/ daß er auch gegen ſolche Leute ſich nicht genau und knickicht erweiſe/ und bedienet ſich wohl dieſes/ als einer Politiſchen Regul: Ein honnet homme muͤſſe keiner Hure/ keinen Wirthe und keinen Spielmann was ſchul- dig bleiben/ oder mit ſolchen Leuten dingen. 44. So pfleget demnach ein Ehrgeitziger ſein Vermoͤgen entweder ohn mittelbahr dahin anzuwenden/ Ehren-Aempter zu erkauffen/ oder er wendet und hazardiret ſolches an andere Menſchen/ entweder als wir jetzo erwehnet/ daß ſie ihn bey andern Leuten nicht ſchaden und ihn nicht verachten/ ob er ſchon nach ihrer Hochach- tung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/263
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/263>, abgerufen am 25.11.2024.