Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.und denen daher rührenden Unt. hat/ ihm nicht Zeit lassen daß er seinen Leib er-quicken möge. Sein herrsch süchtiges Gemüthe fliehet das weibliche Geschlecht/ und betrach- tet die Liebe der Personen anderes Geschlechts/ als eine weibische Zaghafftigkeit/ die seiner Ehren einen Schandflecken anhängen werde. Und wenn ja eine Weibes-Person sein Hertze brün- stig machen sol/ muß sie von höhern Stande und so Ehrgeitzig seyn als er ist/ daß er durch sie Macht und Ansehen zu erlangen hoffet/ oder auch darinnen seiner Ambition gnug zu thun trach- tet/ wenn er über derselben Ehrgeitziges Hertz triumphiren/ und desselben sich bemeistern/ das ist einer solchen ambitieusen Weibes-Person thun und lassen/ nach seinen Augenwerck dirigi- ren könne. Und diese Neigung haben wir oben in der Tabelle eine Stoische Fasten und Un- empfindlichkeit genennet/ weil die Stoische Philosophi der Mäßigkeit nach den eußerlichen thun und lassen sehr ergeben/ in Hertzen aber voller Stoltz und Hochmuth angefüllet waren. 46. Hieraus folget nun nothwendig/ daß ren
und denen daher ruͤhrenden Unt. hat/ ihm nicht Zeit laſſen daß er ſeinen Leib er-quicken moͤge. Sein herrſch ſuͤchtiges Gemuͤthe fliehet das weibliche Geſchlecht/ und betrach- tet die Liebe der Perſonen anderes Geſchlechts/ als eine weibiſche Zaghafftigkeit/ die ſeiner Ehren einen Schandflecken anhaͤngen werde. Und wenn ja eine Weibes-Perſon ſein Hertze bruͤn- ſtig machen ſol/ muß ſie von hoͤhern Stande und ſo Ehrgeitzig ſeyn als er iſt/ daß er durch ſie Macht und Anſehen zu erlangen hoffet/ oder auch darinnen ſeiner Ambition gnug zu thun trach- tet/ wenn er uͤber derſelben Ehrgeitziges Hertz triumphiren/ und deſſelben ſich bemeiſtern/ das iſt einer ſolchen ambitieuſen Weibes-Perſon thun und laſſen/ nach ſeinen Augenwerck dirigi- ren koͤnne. Und dieſe Neigung haben wir oben in der Tabelle eine Stoiſche Faſten und Un- empfindlichkeit genennet/ weil die Stoiſche Philoſophi der Maͤßigkeit nach den eußerlichen thun und laſſen ſehr ergeben/ in Hertzen aber voller Stoltz und Hochmuth angefuͤllet waren. 46. Hieraus folget nun nothwendig/ daß ren
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und denen daher ruͤhrenden Unt.
hat/ ihm nicht Zeit laſſen daß er ſeinen Leib er-
quicken moͤge. Sein herrſch ſuͤchtiges Gemuͤthe
fliehet das weibliche Geſchlecht/ und betrach-
tet die Liebe der Perſonen anderes Geſchlechts/
als eine weibiſche Zaghafftigkeit/ die ſeiner Ehren
einen Schandflecken anhaͤngen werde. Und
wenn ja eine Weibes-Perſon ſein Hertze bruͤn-
ſtig machen ſol/ muß ſie von hoͤhern Stande
und ſo Ehrgeitzig ſeyn als er iſt/ daß er durch ſie
Macht und Anſehen zu erlangen hoffet/ oder auch
darinnen ſeiner Ambition gnug zu thun trach-
tet/ wenn er uͤber derſelben Ehrgeitziges Hertz
triumphiren/ und deſſelben ſich bemeiſtern/ das
iſt einer ſolchen ambitieuſen Weibes-Perſon
thun und laſſen/ nach ſeinen Augenwerck dirigi-
ren koͤnne. Und dieſe Neigung haben wir oben
in der Tabelle eine Stoiſche Faſten und Un-
empfindlichkeit genennet/ weil die Stoiſche
Philoſophi der Maͤßigkeit nach den eußerlichen
thun und laſſen ſehr ergeben/ in Hertzen aber
voller Stoltz und Hochmuth angefuͤllet waren.
46. Hieraus folget nun nothwendig/ daß
ein Ehrgeitziger in Anſehen der Ausgaben auff
ſich ſelbſt und auff ſeinen Leib einer Genauigkeit
ergeben ſey/ das iſt: Er iſt von der wohlluͤſti-
gen Verſchwendung nicht allein in dieſen
Stuͤck weit entfernet/ ſondern er uͤbertrifft auch
die tugendhaffte Sparſamkeit. Nicht daß
er ſich ſaͤuiſch halten und als einen Lauſer auffuͤh-
ren
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/265>, abgerufen am 23.07.2024. |