Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 9. H. Von der Wollust zu seiner Verzärtelung/ auch folglich zu sei-nen Verderben an. Allerhand delicate Wei- ne und Biere in Keller/ tausenderley unnöthigen Vorrath in die Speise-Kammer/ so vielerley Ar- ten schöner Gläser und Trinck-Geschirr/ so vieler- ley Schüsseln und Teller u. s. w. in die Küche/ so viel Tutzt Karten zu spielen/ so viel Pfund To- back/ so viel Schock Toback-Pfeiffen/ so viel Klei- der/ so viel wohlriechende Sachen/ so viel kostba- re Bilder und meublen, und noch andere viel tausend Dinge/ die nicht alle zu erzehlen sind/ zu welchen allen anzusthaffen/ er augenscheinlich durch seine Lust zum Essen/ Trincken und Wei- besvolck angetrieben wird. 31. Jch bescheide mich zwar abermahls/ thun/
Das 9. H. Von der Wolluſt zu ſeiner Verzaͤrtelung/ auch folglich zu ſei-nen Verderben an. Allerhand delicate Wei- ne und Biere in Keller/ tauſenderley unnoͤthigen Vorrath in die Speiſe-Kammer/ ſo vielerley Ar- ten ſchoͤner Glaͤſer und Trinck-Geſchirr/ ſo vieler- ley Schuͤſſeln und Teller u. ſ. w. in die Kuͤche/ ſo viel Tutzt Karten zu ſpielen/ ſo viel Pfund To- back/ ſo viel Schock Toback-Pfeiffen/ ſo viel Klei- der/ ſo viel wohlriechende Sachen/ ſo viel koſtba- re Bilder und meublen, und noch andere viel tauſend Dinge/ die nicht alle zu erzehlen ſind/ zu welchen allen anzuſthaffen/ er augenſcheinlich durch ſeine Luſt zum Eſſen/ Trincken und Wei- besvolck angetrieben wird. 31. Jch beſcheide mich zwar abermahls/ thun/
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Das 9. H. Von der Wolluſt
zu ſeiner Verzaͤrtelung/ auch folglich zu ſei-
nen Verderben an. Allerhand delicate Wei-
ne und Biere in Keller/ tauſenderley unnoͤthigen
Vorrath in die Speiſe-Kammer/ ſo vielerley Ar-
ten ſchoͤner Glaͤſer und Trinck-Geſchirr/ ſo vieler-
ley Schuͤſſeln und Teller u. ſ. w. in die Kuͤche/ ſo
viel Tutzt Karten zu ſpielen/ ſo viel Pfund To-
back/ ſo viel Schock Toback-Pfeiffen/ ſo viel Klei-
der/ ſo viel wohlriechende Sachen/ ſo viel koſtba-
re Bilder und meublen, und noch andere viel
tauſend Dinge/ die nicht alle zu erzehlen ſind/ zu
welchen allen anzuſthaffen/ er augenſcheinlich
durch ſeine Luſt zum Eſſen/ Trincken und Wei-
besvolck angetrieben wird.
31. Jch beſcheide mich zwar abermahls/
daß man nach dem Zuſtand der Menſchen/ in wel-
chen ſie leben/ die Sparſamkeit vernuͤnfftiger
Liebe nicht ſo genau an das jenige binden koͤn-
ne/ was der Menſch zur hoͤchſten Noth be-
duͤrfftig iſt/ ſondern daß auch ein Tugendhaffter
einen reichen Vorrath an allerhand Dingen
haben koͤnne. Aber es iſt doch ein groſſer Unter-
ſcheid an den Vorrath eines Tugendhafften/
und an den Vorrath eines Wohlluͤſtigen.
Der Vorrath eines Tugendhafften beſtehet
nie in Dingen deren fuͤrnehmſter oder einiger Ge-
brauch in der Verzaͤrtelung und Wolluſt gegruͤn-
det iſt/ ſondern die auch hauptſaͤchlich zu einen
guten Zweck genutzet werden koͤnnen: Er braucht
denſelben nicht fuͤr ſich/ ſondern andern Gutes zu
thun/
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