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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daraus fliessenden Untug.
Hertzens-Lust studierender bildet sich ein/ er
wolte ruhig seyn/ wenn er diese oder jene Biblio-
thec
durchsehen/ oder diese und jene Wissen-
schafft sich zu wege gebracht hätte/ oder endlich in
der gantzen Weißheit erfahren wäre. Ein in de[r]
Belustigung seiner Sinne sein Vergnügen su-
chender Mensch bildet sich ein/ wie er wolle ruhig
seyn/ wenn er nur so viel Jahr/ nach aller Lust die-
selben vergnüget/ oder dieser und jener Weibes-
Person Gegen-Liebe erhalten hätte/ oder er trach-
tet darnach/ wie er Geld oder Dienst bekommen
möge/ daß er nach seiner Meynung ein fein ruhig
und gemächlich/ das ist ein wohllüstig und faules
Leben führen möge.

6. Ein ieder Wohllüstiger suchet seine
Ruhe in Veränderung.
Es ist ein gemeines
Sprichwort: Veränderung bringt Lust.
Ein nach seiner Lust Studierender vergnüget
sich/ wenn er in Actis Eruditorum und andern
Journalen der Gelehrten immer was anders in
allen Facultäten antrifft/ wenn er bald hie bald
da was erfindet/ und hat das eine noch nicht voll-
bracht/ wenn er dasselbige wieder ligen läst/ und
was anders anfängt. Ein die äusserlichen
Sinne Belustigender sucht seine Ruhe bald in
der Belustigung des Gesichts/ bald des Gehörs/
u. s. f. bald in sehung einer Comoedie, bald ei-
nes schönen Bildes/ bald bey den Klopff-Fech-
tern/ bald bey den Seil-Täntzern/ bald beym Pol-
licinello,
bald bey einen ausländischen Thier/ u.

s. f. und

und denen daraus flieſſenden Untug.
Hertzens-Luſt ſtudierender bildet ſich ein/ er
wolte ruhig ſeyn/ wenn er dieſe oder jene Biblio-
thec
durchſehen/ oder dieſe und jene Wiſſen-
ſchafft ſich zu wege gebracht haͤtte/ oder endlich in
der gantzen Weißheit erfahren waͤre. Ein in de[r]
Beluſtigung ſeiner Sinne ſein Vergnuͤgen ſu-
chender Menſch bildet ſich ein/ wie er wolle ruhig
ſeyn/ wenn er nur ſo viel Jahr/ nach aller Luſt die-
ſelben vergnuͤget/ oder dieſer und jener Weibes-
Perſon Gegen-Liebe erhalten haͤtte/ oder er trach-
tet darnach/ wie er Geld oder Dienſt bekommen
moͤge/ daß er nach ſeiner Meynung ein fein ruhig
und gemaͤchlich/ das iſt ein wohlluͤſtig und faules
Leben fuͤhren moͤge.

6. Ein ieder Wohlluͤſtiger ſuchet ſeine
Ruhe in Veraͤnderung.
Es iſt ein gemeines
Sprichwort: Veraͤnderung bringt Luſt.
Ein nach ſeiner Luſt Studierender vergnuͤget
ſich/ wenn er in Actis Eruditorum und andern
Journalen der Gelehrten immer was anders in
allen Facultaͤten antrifft/ wenn er bald hie bald
da was erfindet/ und hat das eine noch nicht voll-
bracht/ wenn er daſſelbige wieder ligen laͤſt/ und
was anders anfaͤngt. Ein die aͤuſſerlichen
Sinne Beluſtigender ſucht ſeine Ruhe bald in
der Beluſtigung des Geſichts/ bald des Gehoͤrs/
u. ſ. f. bald in ſehung einer Comœdie, bald ei-
nes ſchoͤnen Bildes/ bald bey den Klopff-Fech-
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bald bey einen auslaͤndiſchen Thier/ u.

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[187/0199] und denen daraus flieſſenden Untug. Hertzens-Luſt ſtudierender bildet ſich ein/ er wolte ruhig ſeyn/ wenn er dieſe oder jene Biblio- thec durchſehen/ oder dieſe und jene Wiſſen- ſchafft ſich zu wege gebracht haͤtte/ oder endlich in der gantzen Weißheit erfahren waͤre. Ein in der Beluſtigung ſeiner Sinne ſein Vergnuͤgen ſu- chender Menſch bildet ſich ein/ wie er wolle ruhig ſeyn/ wenn er nur ſo viel Jahr/ nach aller Luſt die- ſelben vergnuͤget/ oder dieſer und jener Weibes- Perſon Gegen-Liebe erhalten haͤtte/ oder er trach- tet darnach/ wie er Geld oder Dienſt bekommen moͤge/ daß er nach ſeiner Meynung ein fein ruhig und gemaͤchlich/ das iſt ein wohlluͤſtig und faules Leben fuͤhren moͤge. 6. Ein ieder Wohlluͤſtiger ſuchet ſeine Ruhe in Veraͤnderung. Es iſt ein gemeines Sprichwort: Veraͤnderung bringt Luſt. Ein nach ſeiner Luſt Studierender vergnuͤget ſich/ wenn er in Actis Eruditorum und andern Journalen der Gelehrten immer was anders in allen Facultaͤten antrifft/ wenn er bald hie bald da was erfindet/ und hat das eine noch nicht voll- bracht/ wenn er daſſelbige wieder ligen laͤſt/ und was anders anfaͤngt. Ein die aͤuſſerlichen Sinne Beluſtigender ſucht ſeine Ruhe bald in der Beluſtigung des Geſichts/ bald des Gehoͤrs/ u. ſ. f. bald in ſehung einer Comœdie, bald ei- nes ſchoͤnen Bildes/ bald bey den Klopff-Fech- tern/ bald bey den Seil-Taͤntzern/ bald beym Pol- licinello, bald bey einen auslaͤndiſchen Thier/ u. ſ. f. und

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/199>, abgerufen am 22.11.2024.