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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 9. H. von der Wollust
änderlichen Belustigung des Verstandes
und der äusserlichen Sinne/ hauptsächlich
aber des Geschmacks und geilen Gefühles
vergebens suchet/ und dieser wegen sich mit
gleichgearteten Menschen zu vereinigen
trachtet.

3. Wenn wir bißher von der Wohllust ge-
redet haben/ haben wir allemahl dadurch ein zur
unvernünfftigen Liebe gehöriges/ aber von Ehr-
und Geld-Geitz entschiedenes Laster verstanden/
dannenhero der erste und andere Gebrauch sich
nicht hieher schicket/ aber wohl der dritte/ als der
in seiner Weitläufftigkeit den vierdten und fünff-
ten/ als mehr eingeschränckte unter sich begreifft;
Absonderlich aber der fünffte/ als auff welchen
die Wollust in dritten und vierdten Verstande
fürnehmlich ihr Absehen richtet.

4. Daß die Wollust eine Gemüths-Nei-
gung
sey/ das hat sie mit der vernünfftigen und
unvernünfftigen Liebe gemein. Daß sie ihre
Ruhe in stetswährender Veränderung ver-
gebens suchet/ und dieser wegen sich mit ih-
res gleichen zu vereinigen trachtet/
das ist
gleicher gestalt auch beym Ehrgeitz und Geldgeitz/
und als wir schon oben a) erwehnet/ bey aller
Gemüths-Unruhe und unvernünfftigen Liebe an-
zutreffen.

5. Ein ieder Wohllüstiger suchet Ru-
he/ und trachtet darnach.
Ein nach seiner

Her-
a) vid. c. 1. §. 34. & 38.

Das 9. H. von der Wolluſt
aͤnderlichen Beluſtigung des Verſtandes
und der aͤuſſerlichen Sinne/ hauptſaͤchlich
aber des Geſchmacks und geilen Gefuͤhles
vergebens ſuchet/ und dieſer wegen ſich mit
gleichgearteten Menſchen zu vereinigen
trachtet.

3. Wenn wir bißher von der Wohlluſt ge-
redet haben/ haben wir allemahl dadurch ein zur
unvernuͤnfftigen Liebe gehoͤriges/ aber von Ehr-
und Geld-Geitz entſchiedenes Laſter verſtanden/
dannenhero der erſte und andere Gebrauch ſich
nicht hieher ſchicket/ aber wohl der dritte/ als der
in ſeiner Weitlaͤufftigkeit den vierdten und fuͤnff-
ten/ als mehr eingeſchraͤnckte unter ſich begreifft;
Abſonderlich aber der fuͤnffte/ als auff welchen
die Wolluſt in dritten und vierdten Verſtande
fuͤrnehmlich ihr Abſehen richtet.

4. Daß die Wolluſt eine Gemuͤths-Nei-
gung
ſey/ das hat ſie mit der vernuͤnfftigen und
unvernuͤnfftigen Liebe gemein. Daß ſie ihre
Ruhe in ſtetswaͤhrender Veraͤnderung ver-
gebens ſuchet/ und dieſer wegen ſich mit ih-
res gleichen zu vereinigen trachtet/
das iſt
gleicher geſtalt auch beym Ehꝛgeitz und Geldgeitz/
und als wir ſchon oben a) erwehnet/ bey aller
Gemuͤths-Unruhe und unvernuͤnfftigen Liebe an-
zutreffen.

5. Ein ieder Wohlluͤſtiger ſuchet Ru-
he/ und trachtet darnach.
Ein nach ſeiner

Her-
a) vid. c. 1. §. 34. & 38.
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[186/0198] Das 9. H. von der Wolluſt aͤnderlichen Beluſtigung des Verſtandes und der aͤuſſerlichen Sinne/ hauptſaͤchlich aber des Geſchmacks und geilen Gefuͤhles vergebens ſuchet/ und dieſer wegen ſich mit gleichgearteten Menſchen zu vereinigen trachtet. 3. Wenn wir bißher von der Wohlluſt ge- redet haben/ haben wir allemahl dadurch ein zur unvernuͤnfftigen Liebe gehoͤriges/ aber von Ehr- und Geld-Geitz entſchiedenes Laſter verſtanden/ dannenhero der erſte und andere Gebrauch ſich nicht hieher ſchicket/ aber wohl der dritte/ als der in ſeiner Weitlaͤufftigkeit den vierdten und fuͤnff- ten/ als mehr eingeſchraͤnckte unter ſich begreifft; Abſonderlich aber der fuͤnffte/ als auff welchen die Wolluſt in dritten und vierdten Verſtande fuͤrnehmlich ihr Abſehen richtet. 4. Daß die Wolluſt eine Gemuͤths-Nei- gung ſey/ das hat ſie mit der vernuͤnfftigen und unvernuͤnfftigen Liebe gemein. Daß ſie ihre Ruhe in ſtetswaͤhrender Veraͤnderung ver- gebens ſuchet/ und dieſer wegen ſich mit ih- res gleichen zu vereinigen trachtet/ das iſt gleicher geſtalt auch beym Ehꝛgeitz und Geldgeitz/ und als wir ſchon oben a) erwehnet/ bey aller Gemuͤths-Unruhe und unvernuͤnfftigen Liebe an- zutreffen. 5. Ein ieder Wohlluͤſtiger ſuchet Ru- he/ und trachtet darnach. Ein nach ſeiner Her- a) vid. c. 1. §. 34. & 38.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/198>, abgerufen am 27.04.2024.