Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben
Freund Davids, der sein Glück wünschte, Pe-
couls Plan seinen ganzen Beifall.

"Schlagen Sie den großmüthigen Antrag
nicht aus," sagte er zu ihm. "Vermögen, gu-
ter Name, Rechtschaffenheit, Alles, was das
Glück einer Verbindung bedingt, finden Sie in
dieser Familie."

David war nun entschlossen. Er kehrte zu
Pecoul zurück, der sich ausnehmend freute, ei-
nen schon so berühmten Künstler zum Schwie-
gersohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger
Wochen wurde Demoiselle Pecoul Davids Gattin.

Nicht lange nach seiner Verheirathung bat
ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr
einen "Christus" zu malen. Anfänglich ent-
schuldigte sich David, weil er sich nie in dieser
Art Malerei, welche für ihn wenig Anziehendes
hatte, geübt habe. Frau von Noailles drang
aber so sehr in ihn, daß er nachgeben mußte.
Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer
und einem gewissen Widerwillen. Bloße Gefäl-
ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemälde wur-
de erst im Salon, dann in der Kapuzinerkirche
beim Vendomeplatz ausgestellt. Obwohl David
selbst nur wenig Werth auf dasselbe legte, so

Leben
Freund Davids, der ſein Gluͤck wuͤnſchte, Pe-
couls Plan ſeinen ganzen Beifall.

„Schlagen Sie den großmuͤthigen Antrag
nicht aus,“ ſagte er zu ihm. „Vermoͤgen, gu-
ter Name, Rechtſchaffenheit, Alles, was das
Gluͤck einer Verbindung bedingt, finden Sie in
dieſer Familie.“

David war nun entſchloſſen. Er kehrte zu
Pecoul zuruͤck, der ſich ausnehmend freute, ei-
nen ſchon ſo beruͤhmten Kuͤnſtler zum Schwie-
gerſohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger
Wochen wurde Demoiſelle Pecoul Davids Gattin.

Nicht lange nach ſeiner Verheirathung bat
ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr
einen „Chriſtus“ zu malen. Anfaͤnglich ent-
ſchuldigte ſich David, weil er ſich nie in dieſer
Art Malerei, welche fuͤr ihn wenig Anziehendes
hatte, geuͤbt habe. Frau von Noailles drang
aber ſo ſehr in ihn, daß er nachgeben mußte.
Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer
und einem gewiſſen Widerwillen. Bloße Gefaͤl-
ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemaͤlde wur-
de erſt im Salon, dann in der Kapuzinerkirche
beim Vendomeplatz ausgeſtellt. Obwohl David
ſelbſt nur wenig Werth auf daſſelbe legte, ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="24"/><fw place="top" type="header">Leben</fw><lb/>
Freund Davids, der &#x017F;ein Glu&#x0364;ck wu&#x0364;n&#x017F;chte, Pe-<lb/>
couls Plan &#x017F;einen ganzen Beifall.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Schlagen Sie den großmu&#x0364;thigen Antrag<lb/>
nicht aus,&#x201C; &#x017F;agte er zu ihm. &#x201E;Vermo&#x0364;gen, gu-<lb/>
ter Name, Recht&#x017F;chaffenheit, Alles, was das<lb/>
Glu&#x0364;ck einer Verbindung bedingt, finden Sie in<lb/>
die&#x017F;er Familie.&#x201C;</p><lb/>
        <p>David war nun ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Er kehrte zu<lb/>
Pecoul zuru&#x0364;ck, der &#x017F;ich ausnehmend freute, ei-<lb/>
nen &#x017F;chon &#x017F;o beru&#x0364;hmten Ku&#x0364;n&#x017F;tler zum Schwie-<lb/>
ger&#x017F;ohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger<lb/>
Wochen wurde Demoi&#x017F;elle Pecoul Davids Gattin.</p><lb/>
        <p>Nicht lange nach &#x017F;einer Verheirathung bat<lb/>
ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr<lb/>
einen &#x201E;<hi rendition="#g">Chri&#x017F;tus</hi>&#x201C; zu malen. Anfa&#x0364;nglich ent-<lb/>
&#x017F;chuldigte &#x017F;ich David, weil er &#x017F;ich nie in die&#x017F;er<lb/>
Art Malerei, welche fu&#x0364;r ihn wenig Anziehendes<lb/>
hatte, geu&#x0364;bt habe. Frau von Noailles drang<lb/>
aber &#x017F;o &#x017F;ehr in ihn, daß er nachgeben mußte.<lb/>
Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer<lb/>
und einem gewi&#x017F;&#x017F;en Widerwillen. Bloße Gefa&#x0364;l-<lb/>
ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gema&#x0364;lde wur-<lb/>
de er&#x017F;t im Salon, dann in der Kapuzinerkirche<lb/>
beim Vendomeplatz ausge&#x017F;tellt. Obwohl David<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nur wenig Werth auf da&#x017F;&#x017F;elbe legte, &#x017F;o<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0038] Leben Freund Davids, der ſein Gluͤck wuͤnſchte, Pe- couls Plan ſeinen ganzen Beifall. „Schlagen Sie den großmuͤthigen Antrag nicht aus,“ ſagte er zu ihm. „Vermoͤgen, gu- ter Name, Rechtſchaffenheit, Alles, was das Gluͤck einer Verbindung bedingt, finden Sie in dieſer Familie.“ David war nun entſchloſſen. Er kehrte zu Pecoul zuruͤck, der ſich ausnehmend freute, ei- nen ſchon ſo beruͤhmten Kuͤnſtler zum Schwie- gerſohn zu bekommen. Nach Verlauf einiger Wochen wurde Demoiſelle Pecoul Davids Gattin. Nicht lange nach ſeiner Verheirathung bat ihn eine Hofdame, die Frau von Noailles, ihr einen „Chriſtus“ zu malen. Anfaͤnglich ent- ſchuldigte ſich David, weil er ſich nie in dieſer Art Malerei, welche fuͤr ihn wenig Anziehendes hatte, geuͤbt habe. Frau von Noailles drang aber ſo ſehr in ihn, daß er nachgeben mußte. Er vollendete das Werk aber mit wenig Eifer und einem gewiſſen Widerwillen. Bloße Gefaͤl- ligkeit vermochte ihn dazu. Dies Gemaͤlde wur- de erſt im Salon, dann in der Kapuzinerkirche beim Vendomeplatz ausgeſtellt. Obwohl David ſelbſt nur wenig Werth auf daſſelbe legte, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/38
Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/38>, abgerufen am 29.03.2024.