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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
chelten, diesen Rath nicht, und kehrte nach
Frankreich zurück.

Jm Jahre 1780 vollendete er seinen Be-
lisaire
und erwarb sich dadurch den Zutritt zur
Academie als außerordentliches Mitglied. Er
fand an dem Kurfürst von Trier einen Käufer
für dies Gemäde, welches endlich in Lucian Bo-
napartes Gallerie gerieth, dessen vorzüglichste
Zierde es ist.

Die ungezwungene und edle Ausführung,
der schöne Kopf des römischen Generals, wel-
cher als Blinder Almosen zu empfangen genö-
thiget ist, die Stellung des Soldaten, der unter
ihm gedient, und ihn erkennt, der junge Führer,
die einzige Stütze seiner gesunkenen Größe, er-
füllen das Gemüth mit Rührung und Ehrfurcht.
Die kältesten und strengsten Tadler mußten die-
sem Gemälde ihren Beifall zollen.

David ging, um sich selbst von dem Ur-
theil des Publikums über dies Gemälde zu über-
zeugen, incognito in den Saal, wo es ausge-
stellt war. Man erkannte ihn sogleich und ei-
nige Zuschauer nahmen ihn aus freien Stücken
auf die Arme und trugen ihn im Triumph vor
sein Gemälde. Mit ruhiger Fassung gab er sich

Davids.
chelten, dieſen Rath nicht, und kehrte nach
Frankreich zuruͤck.

Jm Jahre 1780 vollendete er ſeinen Be-
liſaire
und erwarb ſich dadurch den Zutritt zur
Academie als außerordentliches Mitglied. Er
fand an dem Kurfuͤrſt von Trier einen Kaͤufer
fuͤr dies Gemaͤde, welches endlich in Lucian Bo-
napartes Gallerie gerieth, deſſen vorzuͤglichſte
Zierde es iſt.

Die ungezwungene und edle Ausfuͤhrung,
der ſchoͤne Kopf des roͤmiſchen Generals, wel-
cher als Blinder Almoſen zu empfangen genoͤ-
thiget iſt, die Stellung des Soldaten, der unter
ihm gedient, und ihn erkennt, der junge Fuͤhrer,
die einzige Stuͤtze ſeiner geſunkenen Groͤße, er-
fuͤllen das Gemuͤth mit Ruͤhrung und Ehrfurcht.
Die kaͤlteſten und ſtrengſten Tadler mußten die-
ſem Gemaͤlde ihren Beifall zollen.

David ging, um ſich ſelbſt von dem Ur-
theil des Publikums uͤber dies Gemaͤlde zu uͤber-
zeugen, incognito in den Saal, wo es ausge-
ſtellt war. Man erkannte ihn ſogleich und ei-
nige Zuſchauer nahmen ihn aus freien Stuͤcken
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[19/0033] Davids. chelten, dieſen Rath nicht, und kehrte nach Frankreich zuruͤck. Jm Jahre 1780 vollendete er ſeinen Be- liſaire und erwarb ſich dadurch den Zutritt zur Academie als außerordentliches Mitglied. Er fand an dem Kurfuͤrſt von Trier einen Kaͤufer fuͤr dies Gemaͤde, welches endlich in Lucian Bo- napartes Gallerie gerieth, deſſen vorzuͤglichſte Zierde es iſt. Die ungezwungene und edle Ausfuͤhrung, der ſchoͤne Kopf des roͤmiſchen Generals, wel- cher als Blinder Almoſen zu empfangen genoͤ- thiget iſt, die Stellung des Soldaten, der unter ihm gedient, und ihn erkennt, der junge Fuͤhrer, die einzige Stuͤtze ſeiner geſunkenen Groͤße, er- fuͤllen das Gemuͤth mit Ruͤhrung und Ehrfurcht. Die kaͤlteſten und ſtrengſten Tadler mußten die- ſem Gemaͤlde ihren Beifall zollen. David ging, um ſich ſelbſt von dem Ur- theil des Publikums uͤber dies Gemaͤlde zu uͤber- zeugen, incognito in den Saal, wo es ausge- ſtellt war. Man erkannte ihn ſogleich und ei- nige Zuſchauer nahmen ihn aus freien Stuͤcken auf die Arme und trugen ihn im Triumph vor ſein Gemaͤlde. Mit ruhiger Faſſung gab er ſich

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/33>, abgerufen am 16.04.2024.