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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
demie von St. Luc. Dieser staunte über ein so
außerordentliches Talent und überhäufte David
mit vielen ihn aufmunternden Lobsprüchen.

"Sie sind ein Franzose, und haben dies
gemalt?" rief er aus. "Seit 50 Jahren woh-
ne ich in dieser Stadt, kenne die Werke der Ma-
ler aller Nationen, welche sie in Rom ausge-
führt haben, aber keiner kommt Jhnen bei.
Dieser liegende Pestkranke hat ganz die Manier
des Michel-Angelo, ja er ist seiner würdig; ich
bitte Sie, bleiben Sie bei uns; der Kunst zu
Liebe müssen Sie es schon thun. Kehren Sie
nicht nach Frankreich zurück, dort verlernen Sie
wieder."

David, welcher entschlossen war, den rei-
nen Geschmack für die Kunst in seinem Vater-
lande wieder ins Leben zu rufen, befolgte, so
sehr ihm auch die Lobsprüche des Greises schmei-

ten Muster sorgfältig studirt, und seine Stücke waren eben
so schön als ausdrucksvoll. Er hat viele Gemälde für die
Kirchen und Kapellen verfertigt. Die bekanntesten sind "der
heilige Celsus" und "der Untergang Simons des Magikers."
Er wurde mit Ehren und Reichthümern überhäuft. Der
Kaiser Joseph erhob ihn in den Adelstand. Dieser große
Meister starb zu Rom im Jahre 1787.

Leben
demie von St. Luc. Dieſer ſtaunte uͤber ein ſo
außerordentliches Talent und uͤberhaͤufte David
mit vielen ihn aufmunternden Lobſpruͤchen.

„Sie ſind ein Franzoſe, und haben dies
gemalt?“ rief er aus. „Seit 50 Jahren woh-
ne ich in dieſer Stadt, kenne die Werke der Ma-
ler aller Nationen, welche ſie in Rom ausge-
fuͤhrt haben, aber keiner kommt Jhnen bei.
Dieſer liegende Peſtkranke hat ganz die Manier
des Michel-Angelo, ja er iſt ſeiner wuͤrdig; ich
bitte Sie, bleiben Sie bei uns; der Kunſt zu
Liebe muͤſſen Sie es ſchon thun. Kehren Sie
nicht nach Frankreich zuruͤck, dort verlernen Sie
wieder.“

David, welcher entſchloſſen war, den rei-
nen Geſchmack fuͤr die Kunſt in ſeinem Vater-
lande wieder ins Leben zu rufen, befolgte, ſo
ſehr ihm auch die Lobſpruͤche des Greiſes ſchmei-

ten Muſter ſorgfaͤltig ſtudirt, und ſeine Stuͤcke waren eben
ſo ſchoͤn als ausdrucksvoll. Er hat viele Gemaͤlde fuͤr die
Kirchen und Kapellen verfertigt. Die bekannteſten ſind „der
heilige Celſus“ und „der Untergang Simons des Magikers.“
Er wurde mit Ehren und Reichthuͤmern uͤberhaͤuft. Der
Kaiſer Joſeph erhob ihn in den Adelſtand. Dieſer große
Meiſter ſtarb zu Rom im Jahre 1787.
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[18/0032] Leben demie von St. Luc. Dieſer ſtaunte uͤber ein ſo außerordentliches Talent und uͤberhaͤufte David mit vielen ihn aufmunternden Lobſpruͤchen. „Sie ſind ein Franzoſe, und haben dies gemalt?“ rief er aus. „Seit 50 Jahren woh- ne ich in dieſer Stadt, kenne die Werke der Ma- ler aller Nationen, welche ſie in Rom ausge- fuͤhrt haben, aber keiner kommt Jhnen bei. Dieſer liegende Peſtkranke hat ganz die Manier des Michel-Angelo, ja er iſt ſeiner wuͤrdig; ich bitte Sie, bleiben Sie bei uns; der Kunſt zu Liebe muͤſſen Sie es ſchon thun. Kehren Sie nicht nach Frankreich zuruͤck, dort verlernen Sie wieder.“ David, welcher entſchloſſen war, den rei- nen Geſchmack fuͤr die Kunſt in ſeinem Vater- lande wieder ins Leben zu rufen, befolgte, ſo ſehr ihm auch die Lobſpruͤche des Greiſes ſchmei- *) *) ten Muſter ſorgfaͤltig ſtudirt, und ſeine Stuͤcke waren eben ſo ſchoͤn als ausdrucksvoll. Er hat viele Gemaͤlde fuͤr die Kirchen und Kapellen verfertigt. Die bekannteſten ſind „der heilige Celſus“ und „der Untergang Simons des Magikers.“ Er wurde mit Ehren und Reichthuͤmern uͤberhaͤuft. Der Kaiſer Joſeph erhob ihn in den Adelſtand. Dieſer große Meiſter ſtarb zu Rom im Jahre 1787.

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/32>, abgerufen am 28.03.2024.