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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
größten Meister copirt hatte, faßte er den Ent-
schuß, vor seinem Abgange von Rom ein aus-
führlicheres Werk zu liefern, und er unternahm
das Gemälde: "die Verpesteten," sonst auch
"der heilige Rochus" genannt.

Dieses Stück hat noch einen leichten An-
strich der von David abgeschwornen französischen
Schule, aber es ist der Natur so treu gemalt,
daß es zu leben scheint. Besonders ist ein Pest-
kranker im Vordergrund in Stellung und Aus-
druck so schön, als Davids Pinsel je etwas her-
vorgebracht. Dies Gemälde wurde in Paris im
Jahre 1781 ausgestellt, und fand den Beifall
aller Kenner. Später gereichte es dem Saal des
Krankenhauses zu Marseille zur Zierde, wo es
sich noch jetzt und zwar im Pförtnerzimmer (a
la consigne?)
befindet.

Roms Einwohner sowohl, als die ausge-
zeichnetsten Maler dieser Stadt, drängten sich
in Davids Werkstätte, um seine neueste Schöp-
fung zu bewundern. Unter ihnen war auch der
alte Pompejus Batoni *), das Haupt der Aca-

*) Dieser berühmte Maler, welcher mit Recht der Wie-
derhersteller der neuern römischen Schule genannt wird,
wurde zu Lucques im Jahre 1708 geboren. Er hatte die al-
David. 2

Davids.
groͤßten Meiſter copirt hatte, faßte er den Ent-
ſchuß, vor ſeinem Abgange von Rom ein aus-
fuͤhrlicheres Werk zu liefern, und er unternahm
das Gemaͤlde: „die Verpeſteten,“ ſonſt auch
der heilige Rochus“ genannt.

Dieſes Stuͤck hat noch einen leichten An-
ſtrich der von David abgeſchwornen franzoͤſiſchen
Schule, aber es iſt der Natur ſo treu gemalt,
daß es zu leben ſcheint. Beſonders iſt ein Peſt-
kranker im Vordergrund in Stellung und Aus-
druck ſo ſchoͤn, als Davids Pinſel je etwas her-
vorgebracht. Dies Gemaͤlde wurde in Paris im
Jahre 1781 ausgeſtellt, und fand den Beifall
aller Kenner. Spaͤter gereichte es dem Saal des
Krankenhauſes zu Marſeille zur Zierde, wo es
ſich noch jetzt und zwar im Pfoͤrtnerzimmer
la consigne?)
befindet.

Roms Einwohner ſowohl, als die ausge-
zeichnetſten Maler dieſer Stadt, draͤngten ſich
in Davids Werkſtaͤtte, um ſeine neueſte Schoͤp-
fung zu bewundern. Unter ihnen war auch der
alte Pompejus Batoni *), das Haupt der Aca-

*) Dieſer beruͤhmte Maler, welcher mit Recht der Wie-
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[17/0031] Davids. groͤßten Meiſter copirt hatte, faßte er den Ent- ſchuß, vor ſeinem Abgange von Rom ein aus- fuͤhrlicheres Werk zu liefern, und er unternahm das Gemaͤlde: „die Verpeſteten,“ ſonſt auch „der heilige Rochus“ genannt. Dieſes Stuͤck hat noch einen leichten An- ſtrich der von David abgeſchwornen franzoͤſiſchen Schule, aber es iſt der Natur ſo treu gemalt, daß es zu leben ſcheint. Beſonders iſt ein Peſt- kranker im Vordergrund in Stellung und Aus- druck ſo ſchoͤn, als Davids Pinſel je etwas her- vorgebracht. Dies Gemaͤlde wurde in Paris im Jahre 1781 ausgeſtellt, und fand den Beifall aller Kenner. Spaͤter gereichte es dem Saal des Krankenhauſes zu Marſeille zur Zierde, wo es ſich noch jetzt und zwar im Pfoͤrtnerzimmer (à la consigne?) befindet. Roms Einwohner ſowohl, als die ausge- zeichnetſten Maler dieſer Stadt, draͤngten ſich in Davids Werkſtaͤtte, um ſeine neueſte Schoͤp- fung zu bewundern. Unter ihnen war auch der alte Pompejus Batoni *), das Haupt der Aca- *) Dieſer beruͤhmte Maler, welcher mit Recht der Wie- derherſteller der neuern roͤmiſchen Schule genannt wird, wurde zu Lucques im Jahre 1708 geboren. Er hatte die al- David. 2

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/31>, abgerufen am 20.04.2024.