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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
schlug aber seinen Muth nicht nieder, er spornte
ihn vielmehr zu neuem Eifer an.

"Die Elenden haben mich zur Verzweif-
lung bringen wollen," rief er aus. "Meine Ra-
che soll in meinen Werken bestehen. Das näch-
ste Jahr, dies schwöre ich, sollen sie mir den
Preis ertheilen."

Er hielt Wort. Das Jahr darauf mel-
dete er sich zur Concurrenz, und vollendete die
Aufgabe, "die Liebe des Antiochus und
der Stratonice.
" Die Richter, welche es
vielleicht schon unter einander verabredet hatten,
ihm den Preis, wie auch sein Werk beschaffen
sey, nicht zuzuerkennen, fühlten sich beim An-
blick dieses herrlichen Meisterstücks unwillkührlich
von Bewunderung hingerissen. Sie vergaßen ih-
ren Groll, und es war unter ihnen darüber nur
eine Stimme, daß er den Kranz verdient habe.
Derselbe wurde ihm ehrenvoll zuerkannt, und
mehrere Künstler erhielten den Auftrag, ihm sei-
nen Sieg anzukündigen. Bei dieser Nachricht
verlor er die Besinnung. Als er wieder zu sich
gekommen war, rief er aus: "Seit vier Jahren
athme ich jetzt zum ersten Male wieder."

Von nun an verzichtete David auf die

Leben
ſchlug aber ſeinen Muth nicht nieder, er ſpornte
ihn vielmehr zu neuem Eifer an.

„Die Elenden haben mich zur Verzweif-
lung bringen wollen,“ rief er aus. „Meine Ra-
che ſoll in meinen Werken beſtehen. Das naͤch-
ſte Jahr, dies ſchwoͤre ich, ſollen ſie mir den
Preis ertheilen.“

Er hielt Wort. Das Jahr darauf mel-
dete er ſich zur Concurrenz, und vollendete die
Aufgabe, „die Liebe des Antiochus und
der Stratonice.
“ Die Richter, welche es
vielleicht ſchon unter einander verabredet hatten,
ihm den Preis, wie auch ſein Werk beſchaffen
ſey, nicht zuzuerkennen, fuͤhlten ſich beim An-
blick dieſes herrlichen Meiſterſtuͤcks unwillkuͤhrlich
von Bewunderung hingeriſſen. Sie vergaßen ih-
ren Groll, und es war unter ihnen daruͤber nur
eine Stimme, daß er den Kranz verdient habe.
Derſelbe wurde ihm ehrenvoll zuerkannt, und
mehrere Kuͤnſtler erhielten den Auftrag, ihm ſei-
nen Sieg anzukuͤndigen. Bei dieſer Nachricht
verlor er die Beſinnung. Als er wieder zu ſich
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[12/0026] Leben ſchlug aber ſeinen Muth nicht nieder, er ſpornte ihn vielmehr zu neuem Eifer an. „Die Elenden haben mich zur Verzweif- lung bringen wollen,“ rief er aus. „Meine Ra- che ſoll in meinen Werken beſtehen. Das naͤch- ſte Jahr, dies ſchwoͤre ich, ſollen ſie mir den Preis ertheilen.“ Er hielt Wort. Das Jahr darauf mel- dete er ſich zur Concurrenz, und vollendete die Aufgabe, „die Liebe des Antiochus und der Stratonice.“ Die Richter, welche es vielleicht ſchon unter einander verabredet hatten, ihm den Preis, wie auch ſein Werk beſchaffen ſey, nicht zuzuerkennen, fuͤhlten ſich beim An- blick dieſes herrlichen Meiſterſtuͤcks unwillkuͤhrlich von Bewunderung hingeriſſen. Sie vergaßen ih- ren Groll, und es war unter ihnen daruͤber nur eine Stimme, daß er den Kranz verdient habe. Derſelbe wurde ihm ehrenvoll zuerkannt, und mehrere Kuͤnſtler erhielten den Auftrag, ihm ſei- nen Sieg anzukuͤndigen. Bei dieſer Nachricht verlor er die Beſinnung. Als er wieder zu ſich gekommen war, rief er aus: „Seit vier Jahren athme ich jetzt zum erſten Male wieder.“ Von nun an verzichtete David auf die

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/26>, abgerufen am 25.04.2024.