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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Davids.
theilnehmende Gesinnungen für ihn David nicht
in Zweifel zog und Sedaines Bitten bringen
ihn zu sich selbst. Außer Stande, ihnen zu ant-
worten, schleppt er sich mühsam nach der Thür,
die er seinen Freunden öffnet. Er war entstellt
und blaß wie der Tod, denn er hatte seit drei
Tagen keine Nahrung zu sich genommen, und
hätte Sedaine nicht sein Aechzen gehört, so wäre
es um ihn geschehen gewesen.

Durch die theilnehmende Sorgfalt seiner
Freunde und Verwandten, welche dieser Vorfall
herbeigezogen hatte, wurde er beim Leben erhal-
ten. Mit der Wiederkehr seiner Körperkräfte
wuchs auch sein Eifer und sein Muth und bald
gewann der Durst nach Ruhm in seiner Seele
wieder die Oberhand. Der Eifersucht der Künst-
ler, welche sein Urtheil gesprochen, zum Trotz,
bewarb er sich zum dritten Male um den Preis.

Diesmal war "der Tod Seneca's" der
Gegenstand. Sobald das Gemälde fertig war,
unterwarf es David, wie früher, dem Ausspru-
che der Academie. Seine Gegner trugen den
Sieg davon, denn der Preis wurde einem Künst-
ler in Rom zu Theil, und Davids Gewälde
nicht einmal erwähnt. Dieser wiederholte Unfall

Davids.
theilnehmende Geſinnungen fuͤr ihn David nicht
in Zweifel zog und Sedaines Bitten bringen
ihn zu ſich ſelbſt. Außer Stande, ihnen zu ant-
worten, ſchleppt er ſich muͤhſam nach der Thuͤr,
die er ſeinen Freunden oͤffnet. Er war entſtellt
und blaß wie der Tod, denn er hatte ſeit drei
Tagen keine Nahrung zu ſich genommen, und
haͤtte Sedaine nicht ſein Aechzen gehoͤrt, ſo waͤre
es um ihn geſchehen geweſen.

Durch die theilnehmende Sorgfalt ſeiner
Freunde und Verwandten, welche dieſer Vorfall
herbeigezogen hatte, wurde er beim Leben erhal-
ten. Mit der Wiederkehr ſeiner Koͤrperkraͤfte
wuchs auch ſein Eifer und ſein Muth und bald
gewann der Durſt nach Ruhm in ſeiner Seele
wieder die Oberhand. Der Eiferſucht der Kuͤnſt-
ler, welche ſein Urtheil geſprochen, zum Trotz,
bewarb er ſich zum dritten Male um den Preis.

Diesmal war „der Tod Seneca’s“ der
Gegenſtand. Sobald das Gemaͤlde fertig war,
unterwarf es David, wie fruͤher, dem Ausſpru-
che der Academie. Seine Gegner trugen den
Sieg davon, denn der Preis wurde einem Kuͤnſt-
ler in Rom zu Theil, und Davids Gewaͤlde
nicht einmal erwaͤhnt. Dieſer wiederholte Unfall

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[11/0025] Davids. theilnehmende Geſinnungen fuͤr ihn David nicht in Zweifel zog und Sedaines Bitten bringen ihn zu ſich ſelbſt. Außer Stande, ihnen zu ant- worten, ſchleppt er ſich muͤhſam nach der Thuͤr, die er ſeinen Freunden oͤffnet. Er war entſtellt und blaß wie der Tod, denn er hatte ſeit drei Tagen keine Nahrung zu ſich genommen, und haͤtte Sedaine nicht ſein Aechzen gehoͤrt, ſo waͤre es um ihn geſchehen geweſen. Durch die theilnehmende Sorgfalt ſeiner Freunde und Verwandten, welche dieſer Vorfall herbeigezogen hatte, wurde er beim Leben erhal- ten. Mit der Wiederkehr ſeiner Koͤrperkraͤfte wuchs auch ſein Eifer und ſein Muth und bald gewann der Durſt nach Ruhm in ſeiner Seele wieder die Oberhand. Der Eiferſucht der Kuͤnſt- ler, welche ſein Urtheil geſprochen, zum Trotz, bewarb er ſich zum dritten Male um den Preis. Diesmal war „der Tod Seneca’s“ der Gegenſtand. Sobald das Gemaͤlde fertig war, unterwarf es David, wie fruͤher, dem Ausſpru- che der Academie. Seine Gegner trugen den Sieg davon, denn der Preis wurde einem Kuͤnſt- ler in Rom zu Theil, und Davids Gewaͤlde nicht einmal erwaͤhnt. Dieſer wiederholte Unfall

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/25>, abgerufen am 21.11.2024.