Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Abwässerung.
Wasser nicht durchdringen und sich in die verdeckten Röhren ergießen kann. Wenn
man diesen Fall nicht richtig unterschied, so sind die verdeckten Abzüge von gar keinem
oder doch nur von kurz dauerndem Nutzen gewesen, indem die darüber hergeworfene
anfangs lockere Erde sich bald wieder zu einer undurchlassenden Lage über den Röh-
ren verband. Um einen Acker dieser Art der Wohlthat verdeckter Abzüge empfäng-
lich zu machen, muß zuvor seine Oberfläche, so tief als die Abzüge liegen, durch
Bearbeitung und Düngung auf eine nachhaltige Weise gelockert werden.

§. 243.

In diesem Falle also sind offene Wasserfurchen den sonst so empfehlungswürdigenOffene Was-
serfurchen.

verdeckten vorzuziehen. Diese offenen Wasserfurchen werden entweder in der Richtung,
wohin sie das zweckmäßigste Gefälle und die nächste Verbindung mit den niedrigsten
Stellen haben, auf einem eben gehaltenen Boden gezogen, oder aber der Acker wird
in mäßig erhöhete und gewölbte Beete aufgepflügt, die Beetfurchen noch mehr vertieft
und offen gehalten; diese, wo es nöthig ist, durch Querfurchen, welche man durch
die erhöheten Beete zieht, verbunden, und das Wasser nun da, wohin es Gefälle hat,
und wo es sich in einem Graben, Bach oder Teich ergießen kann, hingeleitet.

Auf einem eben gehaltenen Felde ist es von großer Wichtigkeit, diesen Wasser-
furchen die zweckmäßigste Stelle, Richtung und Gefälle zu geben. Es ist immer
nachtheilig, sie zu sehr zu vervielfältigen, nicht bloß der mehreren Arbeit und des ver-
lornen Raums wegen, sondern auch weil sie, wenn das Wasser keinen Abzug daraus
hat, mehr Nachtheil als Vortheil bringen können, und weil sie in der Folge immer
eine Unebenheit des Bodens hinterlassen. Eine jede Wasserfurche, die sich ihres
Wassers nicht entledigen kann, ist unnütz und schädlich. Wenn man sie aus einer
Sinke herauszieht, in der Absicht, diese dadurch des Wassers zu entledigen, hier
aber kein Gefälle durch die umliegenden Erhöhungen geben kann, so wird sie dieser
Sinke nur einen um so stärkern Zufluß des Wassers zuziehen. Man thut in dem
Falle weit besser, einen kleinen Graben rings um die Anhöhe, welche diese Niederung
umschließt, zu ziehen, um dadurch daß herabzuleitende Wasser aufzufangen, welches
sich von diesem höheren Punkte dann zuweilen leichter ableiten läßt.

So wie ein zu geringes Gefälle dieser Wasserfurchen und ein Mangel des Aus-
flusses nachtheilig werden kann, so ist doch auch ein zu starkes und plötzliches Gefälle
an Hügeln sorgfältig zu vermeiden, indem sonst bei Regengüssen das durchströmende

Abwaͤſſerung.
Waſſer nicht durchdringen und ſich in die verdeckten Roͤhren ergießen kann. Wenn
man dieſen Fall nicht richtig unterſchied, ſo ſind die verdeckten Abzuͤge von gar keinem
oder doch nur von kurz dauerndem Nutzen geweſen, indem die daruͤber hergeworfene
anfangs lockere Erde ſich bald wieder zu einer undurchlaſſenden Lage uͤber den Roͤh-
ren verband. Um einen Acker dieſer Art der Wohlthat verdeckter Abzuͤge empfaͤng-
lich zu machen, muß zuvor ſeine Oberflaͤche, ſo tief als die Abzuͤge liegen, durch
Bearbeitung und Duͤngung auf eine nachhaltige Weiſe gelockert werden.

§. 243.

In dieſem Falle alſo ſind offene Waſſerfurchen den ſonſt ſo empfehlungswuͤrdigenOffene Waſ-
ſerfurchen.

verdeckten vorzuziehen. Dieſe offenen Waſſerfurchen werden entweder in der Richtung,
wohin ſie das zweckmaͤßigſte Gefaͤlle und die naͤchſte Verbindung mit den niedrigſten
Stellen haben, auf einem eben gehaltenen Boden gezogen, oder aber der Acker wird
in maͤßig erhoͤhete und gewoͤlbte Beete aufgepfluͤgt, die Beetfurchen noch mehr vertieft
und offen gehalten; dieſe, wo es noͤthig iſt, durch Querfurchen, welche man durch
die erhoͤheten Beete zieht, verbunden, und das Waſſer nun da, wohin es Gefaͤlle hat,
und wo es ſich in einem Graben, Bach oder Teich ergießen kann, hingeleitet.

Auf einem eben gehaltenen Felde iſt es von großer Wichtigkeit, dieſen Waſſer-
furchen die zweckmaͤßigſte Stelle, Richtung und Gefaͤlle zu geben. Es iſt immer
nachtheilig, ſie zu ſehr zu vervielfaͤltigen, nicht bloß der mehreren Arbeit und des ver-
lornen Raums wegen, ſondern auch weil ſie, wenn das Waſſer keinen Abzug daraus
hat, mehr Nachtheil als Vortheil bringen koͤnnen, und weil ſie in der Folge immer
eine Unebenheit des Bodens hinterlaſſen. Eine jede Waſſerfurche, die ſich ihres
Waſſers nicht entledigen kann, iſt unnuͤtz und ſchaͤdlich. Wenn man ſie aus einer
Sinke herauszieht, in der Abſicht, dieſe dadurch des Waſſers zu entledigen, hier
aber kein Gefaͤlle durch die umliegenden Erhoͤhungen geben kann, ſo wird ſie dieſer
Sinke nur einen um ſo ſtaͤrkern Zufluß des Waſſers zuziehen. Man thut in dem
Falle weit beſſer, einen kleinen Graben rings um die Anhoͤhe, welche dieſe Niederung
umſchließt, zu ziehen, um dadurch daß herabzuleitende Waſſer aufzufangen, welches
ſich von dieſem hoͤheren Punkte dann zuweilen leichter ableiten laͤßt.

So wie ein zu geringes Gefaͤlle dieſer Waſſerfurchen und ein Mangel des Aus-
fluſſes nachtheilig werden kann, ſo iſt doch auch ein zu ſtarkes und ploͤtzliches Gefaͤlle
an Huͤgeln ſorgfaͤltig zu vermeiden, indem ſonſt bei Regenguͤſſen das durchſtroͤmende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0173" n="151"/><fw place="top" type="header">Abwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung.</fw><lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er nicht durchdringen und &#x017F;ich in die verdeckten Ro&#x0364;hren ergießen kann. Wenn<lb/>
man die&#x017F;en Fall nicht richtig unter&#x017F;chied, &#x017F;o &#x017F;ind die verdeckten Abzu&#x0364;ge von gar keinem<lb/>
oder doch nur von kurz dauerndem Nutzen gewe&#x017F;en, indem die daru&#x0364;ber hergeworfene<lb/>
anfangs lockere Erde &#x017F;ich bald wieder zu einer undurchla&#x017F;&#x017F;enden Lage u&#x0364;ber den Ro&#x0364;h-<lb/>
ren verband. Um einen Acker die&#x017F;er Art der Wohlthat verdeckter Abzu&#x0364;ge empfa&#x0364;ng-<lb/>
lich zu machen, muß zuvor &#x017F;eine Oberfla&#x0364;che, &#x017F;o tief als die Abzu&#x0364;ge liegen, durch<lb/>
Bearbeitung und Du&#x0364;ngung auf eine nachhaltige Wei&#x017F;e gelockert werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 243.</head><lb/>
              <p>In die&#x017F;em Falle al&#x017F;o &#x017F;ind offene Wa&#x017F;&#x017F;erfurchen den &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o empfehlungswu&#x0364;rdigen<note place="right">Offene Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erfurchen.</note><lb/>
verdeckten vorzuziehen. Die&#x017F;e offenen Wa&#x017F;&#x017F;erfurchen werden entweder in der Richtung,<lb/>
wohin &#x017F;ie das zweckma&#x0364;ßig&#x017F;te Gefa&#x0364;lle und die na&#x0364;ch&#x017F;te Verbindung mit den niedrig&#x017F;ten<lb/>
Stellen haben, auf einem eben gehaltenen Boden gezogen, oder aber der Acker wird<lb/>
in ma&#x0364;ßig erho&#x0364;hete und gewo&#x0364;lbte Beete aufgepflu&#x0364;gt, die Beetfurchen noch mehr vertieft<lb/>
und offen gehalten; die&#x017F;e, wo es no&#x0364;thig i&#x017F;t, durch Querfurchen, welche man durch<lb/>
die erho&#x0364;heten Beete zieht, verbunden, und das Wa&#x017F;&#x017F;er nun da, wohin es Gefa&#x0364;lle hat,<lb/>
und wo es &#x017F;ich in einem Graben, Bach oder Teich ergießen kann, hingeleitet.</p><lb/>
              <p>Auf einem eben gehaltenen Felde i&#x017F;t es von großer Wichtigkeit, die&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
furchen die zweckma&#x0364;ßig&#x017F;te Stelle, Richtung und Gefa&#x0364;lle zu geben. Es i&#x017F;t immer<lb/>
nachtheilig, &#x017F;ie zu &#x017F;ehr zu vervielfa&#x0364;ltigen, nicht bloß der mehreren Arbeit und des ver-<lb/>
lornen Raums wegen, &#x017F;ondern auch weil &#x017F;ie, wenn das Wa&#x017F;&#x017F;er keinen Abzug daraus<lb/>
hat, mehr Nachtheil als Vortheil bringen ko&#x0364;nnen, und weil &#x017F;ie in der Folge immer<lb/>
eine Unebenheit des Bodens hinterla&#x017F;&#x017F;en. Eine jede Wa&#x017F;&#x017F;erfurche, die &#x017F;ich ihres<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers nicht entledigen kann, i&#x017F;t unnu&#x0364;tz und &#x017F;cha&#x0364;dlich. Wenn man &#x017F;ie aus einer<lb/>
Sinke herauszieht, in der Ab&#x017F;icht, die&#x017F;e dadurch des Wa&#x017F;&#x017F;ers zu entledigen, hier<lb/>
aber kein Gefa&#x0364;lle durch die umliegenden Erho&#x0364;hungen geben kann, &#x017F;o wird &#x017F;ie die&#x017F;er<lb/>
Sinke nur einen um &#x017F;o &#x017F;ta&#x0364;rkern Zufluß des Wa&#x017F;&#x017F;ers zuziehen. Man thut in dem<lb/>
Falle weit be&#x017F;&#x017F;er, einen kleinen Graben rings um die Anho&#x0364;he, welche die&#x017F;e Niederung<lb/>
um&#x017F;chließt, zu ziehen, um dadurch daß herabzuleitende Wa&#x017F;&#x017F;er aufzufangen, welches<lb/>
&#x017F;ich von die&#x017F;em ho&#x0364;heren Punkte dann zuweilen leichter ableiten la&#x0364;ßt.</p><lb/>
              <p>So wie ein zu geringes Gefa&#x0364;lle die&#x017F;er Wa&#x017F;&#x017F;erfurchen und ein Mangel des Aus-<lb/>
flu&#x017F;&#x017F;es nachtheilig werden kann, &#x017F;o i&#x017F;t doch auch ein zu &#x017F;tarkes und plo&#x0364;tzliches Gefa&#x0364;lle<lb/>
an Hu&#x0364;geln &#x017F;orgfa&#x0364;ltig zu vermeiden, indem &#x017F;on&#x017F;t bei Regengu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das durch&#x017F;tro&#x0364;mende<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0173] Abwaͤſſerung. Waſſer nicht durchdringen und ſich in die verdeckten Roͤhren ergießen kann. Wenn man dieſen Fall nicht richtig unterſchied, ſo ſind die verdeckten Abzuͤge von gar keinem oder doch nur von kurz dauerndem Nutzen geweſen, indem die daruͤber hergeworfene anfangs lockere Erde ſich bald wieder zu einer undurchlaſſenden Lage uͤber den Roͤh- ren verband. Um einen Acker dieſer Art der Wohlthat verdeckter Abzuͤge empfaͤng- lich zu machen, muß zuvor ſeine Oberflaͤche, ſo tief als die Abzuͤge liegen, durch Bearbeitung und Duͤngung auf eine nachhaltige Weiſe gelockert werden. §. 243. In dieſem Falle alſo ſind offene Waſſerfurchen den ſonſt ſo empfehlungswuͤrdigen verdeckten vorzuziehen. Dieſe offenen Waſſerfurchen werden entweder in der Richtung, wohin ſie das zweckmaͤßigſte Gefaͤlle und die naͤchſte Verbindung mit den niedrigſten Stellen haben, auf einem eben gehaltenen Boden gezogen, oder aber der Acker wird in maͤßig erhoͤhete und gewoͤlbte Beete aufgepfluͤgt, die Beetfurchen noch mehr vertieft und offen gehalten; dieſe, wo es noͤthig iſt, durch Querfurchen, welche man durch die erhoͤheten Beete zieht, verbunden, und das Waſſer nun da, wohin es Gefaͤlle hat, und wo es ſich in einem Graben, Bach oder Teich ergießen kann, hingeleitet. Offene Waſ- ſerfurchen. Auf einem eben gehaltenen Felde iſt es von großer Wichtigkeit, dieſen Waſſer- furchen die zweckmaͤßigſte Stelle, Richtung und Gefaͤlle zu geben. Es iſt immer nachtheilig, ſie zu ſehr zu vervielfaͤltigen, nicht bloß der mehreren Arbeit und des ver- lornen Raums wegen, ſondern auch weil ſie, wenn das Waſſer keinen Abzug daraus hat, mehr Nachtheil als Vortheil bringen koͤnnen, und weil ſie in der Folge immer eine Unebenheit des Bodens hinterlaſſen. Eine jede Waſſerfurche, die ſich ihres Waſſers nicht entledigen kann, iſt unnuͤtz und ſchaͤdlich. Wenn man ſie aus einer Sinke herauszieht, in der Abſicht, dieſe dadurch des Waſſers zu entledigen, hier aber kein Gefaͤlle durch die umliegenden Erhoͤhungen geben kann, ſo wird ſie dieſer Sinke nur einen um ſo ſtaͤrkern Zufluß des Waſſers zuziehen. Man thut in dem Falle weit beſſer, einen kleinen Graben rings um die Anhoͤhe, welche dieſe Niederung umſchließt, zu ziehen, um dadurch daß herabzuleitende Waſſer aufzufangen, welches ſich von dieſem hoͤheren Punkte dann zuweilen leichter ableiten laͤßt. So wie ein zu geringes Gefaͤlle dieſer Waſſerfurchen und ein Mangel des Aus- fluſſes nachtheilig werden kann, ſo iſt doch auch ein zu ſtarkes und ploͤtzliches Gefaͤlle an Huͤgeln ſorgfaͤltig zu vermeiden, indem ſonſt bei Regenguͤſſen das durchſtroͤmende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/173
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/173>, abgerufen am 25.11.2024.