Wasser große Einrisse am Abhange und Verschlammungen am Fuße des Hügels ma- chen kann. Sie müssen an solchen Hügeln in einem weiten Bogen gezogen werden, so daß das Wasser sich in einer lehnen Richtung nur langsam herabziehe.
Je mehr Augenmaaß und Ueberlegung zu einer richtigen Anlage der Wasserfur- chen erfordert wird, um so größer ist der Mißbrauch, den man damit getrieben findet. Manche Ackerbauer glauben ihren Fleiß und ihre Kunst dadurch recht zu zeigen, wenn sie die Aecker mit Wasserfurchen in allerlei Formen und Winkeln durchschneiden, so daß ein solches Feld dann beinahe wie ein Modell einer Festung mit vielen Außenwer- ken aussieht, wodurch aber gewöhnlich gar nichts gefruchtet, sondern nur mannigfal- tiger Nachtheil erzeuget wird.
Diese Wasserfurchen werden mehrentheils mit einem Pfluge angelegt, und zwar mittelst eines doppelten Zuges, indem man einen Streifen beim Hinaufziehn zur einen Seite, und einen zweiten beim Herunterziehen zur andern Seite auswirft. Man hat aber auch besondere Pflüge mit einem in der Erde hergehenden vorne keilförmigen und hinten viereckigen Höfte mit hochstehenden Streichbretten an beiden Seiten. Jenes macht eine rechtwinkliche Furche, und die Streichbretter streichen die heraufgebrachte Erde von den Kanten der Furche ab. Diese Instrumente haben aber, wenn die Fur- chen einigermaßen tief werden sollen, große Schwierigkeiten, und erfordern eine starke Zugkraft. Und da die Furchen doch nur in gleicher Tiefe gegen die Oberfläche gezo- gen werden können, das Wasser sich aber nicht nach der Oberfläche, sondern nach der Horizontallinie in seinem Abzuge richtet, so sind sie, wenn sie durch Erhöhungen ge- hen, entweder ganz unwirksam, oder müssen dann doch mit der Schaufel vertieft werden. Weit richtiger lassen sich die Wasserfurchen mit unserm Pfluge mit dem dop- pelten beweglichen Streichbrette (vergl. Beschreib. der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, Heft I., Taf. 1.) ziehen. Man hat es mehr in seiner Gewalt, ihn, wo es nöthig ist, tiefer eindringen zu lassen. Oder man spannt die Streichbretter bei dem ersten Zuge weniger auseinander, setzt den Pflug aber da, wo sie tiefer werden müssen, mit mehr ausgespannten Streichbrettern und vertiefter Stellung zum zweiten Male an. Er macht die Furche unten spitz zulaufend, und mit einer so guten Abschrägung, daß sie feststehen, und es bedarf einer Nachhülfe mit der Schaufel selten. Nur muß die aufgepflügte Erde sogleich mit der Harke vom Rande der Furchen weggeharkt und gleichmäßig verbreitet werden, besonders wenn das Furchenziehen gleich nach vollen-
deter
Abwaͤſſerung.
Waſſer große Einriſſe am Abhange und Verſchlammungen am Fuße des Huͤgels ma- chen kann. Sie muͤſſen an ſolchen Huͤgeln in einem weiten Bogen gezogen werden, ſo daß das Waſſer ſich in einer lehnen Richtung nur langſam herabziehe.
Je mehr Augenmaaß und Ueberlegung zu einer richtigen Anlage der Waſſerfur- chen erfordert wird, um ſo groͤßer iſt der Mißbrauch, den man damit getrieben findet. Manche Ackerbauer glauben ihren Fleiß und ihre Kunſt dadurch recht zu zeigen, wenn ſie die Aecker mit Waſſerfurchen in allerlei Formen und Winkeln durchſchneiden, ſo daß ein ſolches Feld dann beinahe wie ein Modell einer Feſtung mit vielen Außenwer- ken ausſieht, wodurch aber gewoͤhnlich gar nichts gefruchtet, ſondern nur mannigfal- tiger Nachtheil erzeuget wird.
Dieſe Waſſerfurchen werden mehrentheils mit einem Pfluge angelegt, und zwar mittelſt eines doppelten Zuges, indem man einen Streifen beim Hinaufziehn zur einen Seite, und einen zweiten beim Herunterziehen zur andern Seite auswirft. Man hat aber auch beſondere Pfluͤge mit einem in der Erde hergehenden vorne keilfoͤrmigen und hinten viereckigen Hoͤfte mit hochſtehenden Streichbretten an beiden Seiten. Jenes macht eine rechtwinkliche Furche, und die Streichbretter ſtreichen die heraufgebrachte Erde von den Kanten der Furche ab. Dieſe Inſtrumente haben aber, wenn die Fur- chen einigermaßen tief werden ſollen, große Schwierigkeiten, und erfordern eine ſtarke Zugkraft. Und da die Furchen doch nur in gleicher Tiefe gegen die Oberflaͤche gezo- gen werden koͤnnen, das Waſſer ſich aber nicht nach der Oberflaͤche, ſondern nach der Horizontallinie in ſeinem Abzuge richtet, ſo ſind ſie, wenn ſie durch Erhoͤhungen ge- hen, entweder ganz unwirkſam, oder muͤſſen dann doch mit der Schaufel vertieft werden. Weit richtiger laſſen ſich die Waſſerfurchen mit unſerm Pfluge mit dem dop- pelten beweglichen Streichbrette (vergl. Beſchreib. der nutzbarſten Ackerwerkzeuge, Heft I., Taf. 1.) ziehen. Man hat es mehr in ſeiner Gewalt, ihn, wo es noͤthig iſt, tiefer eindringen zu laſſen. Oder man ſpannt die Streichbretter bei dem erſten Zuge weniger auseinander, ſetzt den Pflug aber da, wo ſie tiefer werden muͤſſen, mit mehr ausgeſpannten Streichbrettern und vertiefter Stellung zum zweiten Male an. Er macht die Furche unten ſpitz zulaufend, und mit einer ſo guten Abſchraͤgung, daß ſie feſtſtehen, und es bedarf einer Nachhuͤlfe mit der Schaufel ſelten. Nur muß die aufgepfluͤgte Erde ſogleich mit der Harke vom Rande der Furchen weggeharkt und gleichmaͤßig verbreitet werden, beſonders wenn das Furchenziehen gleich nach vollen-
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Abwaͤſſerung.
Waſſer große Einriſſe am Abhange und Verſchlammungen am Fuße des Huͤgels ma-
chen kann. Sie muͤſſen an ſolchen Huͤgeln in einem weiten Bogen gezogen werden,
ſo daß das Waſſer ſich in einer lehnen Richtung nur langſam herabziehe.
Je mehr Augenmaaß und Ueberlegung zu einer richtigen Anlage der Waſſerfur-
chen erfordert wird, um ſo groͤßer iſt der Mißbrauch, den man damit getrieben findet.
Manche Ackerbauer glauben ihren Fleiß und ihre Kunſt dadurch recht zu zeigen, wenn
ſie die Aecker mit Waſſerfurchen in allerlei Formen und Winkeln durchſchneiden, ſo
daß ein ſolches Feld dann beinahe wie ein Modell einer Feſtung mit vielen Außenwer-
ken ausſieht, wodurch aber gewoͤhnlich gar nichts gefruchtet, ſondern nur mannigfal-
tiger Nachtheil erzeuget wird.
Dieſe Waſſerfurchen werden mehrentheils mit einem Pfluge angelegt, und zwar
mittelſt eines doppelten Zuges, indem man einen Streifen beim Hinaufziehn zur einen
Seite, und einen zweiten beim Herunterziehen zur andern Seite auswirft. Man hat
aber auch beſondere Pfluͤge mit einem in der Erde hergehenden vorne keilfoͤrmigen und
hinten viereckigen Hoͤfte mit hochſtehenden Streichbretten an beiden Seiten. Jenes
macht eine rechtwinkliche Furche, und die Streichbretter ſtreichen die heraufgebrachte
Erde von den Kanten der Furche ab. Dieſe Inſtrumente haben aber, wenn die Fur-
chen einigermaßen tief werden ſollen, große Schwierigkeiten, und erfordern eine ſtarke
Zugkraft. Und da die Furchen doch nur in gleicher Tiefe gegen die Oberflaͤche gezo-
gen werden koͤnnen, das Waſſer ſich aber nicht nach der Oberflaͤche, ſondern nach der
Horizontallinie in ſeinem Abzuge richtet, ſo ſind ſie, wenn ſie durch Erhoͤhungen ge-
hen, entweder ganz unwirkſam, oder muͤſſen dann doch mit der Schaufel vertieft
werden. Weit richtiger laſſen ſich die Waſſerfurchen mit unſerm Pfluge mit dem dop-
pelten beweglichen Streichbrette (vergl. Beſchreib. der nutzbarſten Ackerwerkzeuge,
Heft I., Taf. 1.) ziehen. Man hat es mehr in ſeiner Gewalt, ihn, wo es noͤthig
iſt, tiefer eindringen zu laſſen. Oder man ſpannt die Streichbretter bei dem erſten
Zuge weniger auseinander, ſetzt den Pflug aber da, wo ſie tiefer werden muͤſſen, mit
mehr ausgeſpannten Streichbrettern und vertiefter Stellung zum zweiten Male an.
Er macht die Furche unten ſpitz zulaufend, und mit einer ſo guten Abſchraͤgung, daß
ſie feſtſtehen, und es bedarf einer Nachhuͤlfe mit der Schaufel ſelten. Nur muß die
aufgepfluͤgte Erde ſogleich mit der Harke vom Rande der Furchen weggeharkt und
gleichmaͤßig verbreitet werden, beſonders wenn das Furchenziehen gleich nach vollen-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/174>, abgerufen am 16.02.2025.
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