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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
wirken, wird mit Zwischenräumen von 20 oder 30 Schritt bewerkstelligt.
Sobald der Sand nun einigermaßen steht, errichtet man geflochtene Zäune von
Norden nach Süden in größeren oder kleineren Zwischenräumen, je nachdem es
die Umstände erfordern. Ist der Sand nicht gar zu lose und der Zug des Win-
des nicht zu heftig, so kann man auch ohne Zäune gleich Pflanzungen von Kie-
fern machen, wovon man sechs bis zwölf Reihen in einer Entfernung von 2 und
4 Fuß in Verband setzt. Nach einem Zwischenraume von etwa 40 Schritt wird
wieder eine ähnliche Pflanzung gemacht. Die Zwischenräume werden dann mit
Kieferäpfeln bestreut, damit hier ein Ausschlag von Kiefern entstehe, womit der
Sand ohne allem Zweifel am vortheilhaftesten benutzt wird.

Eine unvorbereitete Besaamung mit Kiehnen kann auf ganz losem Sande nie
anschlagen, sondern findet nur auf solchem sandigen Boden statt, der annoch
benarbet ist. Man muß sich bei der Anlage derselben deshalb wohl hüten, san-
digen Boden ganz umzupflügen, sondern nur einen Streifen um den andern auf-
hauen oder aufpflügen, welche Arbeit sehr zweckmäßig mit der gewöhnlichen Kar-
toffel- oder Pferdehacke bewerkstelligt wird.

§. 210.

Um den Sandboden eine nutzbare Grasnarbe zu verschaffen, muß derselbeBenarbung
des Sandbo-
dens.

nicht ganz flüchtig seyn, sondern schon einen Zusatz von Thon, etwa zu 8 Prozent,
haben. Dann passen sich die kleinen Schwingelarten Festuca ovina, rubra,
duriuscula
und decumbens, Anthoxantum odoratum, Phleum nodosum
und arenarium, Bromus mollis und sterilis, Holcus mollis und lanatus,
Avena pratensis, Phalaris phleoides
und Lolium perenne unter den Gräsern
am besten dazu, denen man, wenn nicht aller Humus fehlt, Medicago falcata
und lupulina, Lothus corniculatus, Ornithopus perpusillus, Thymus ser-
pillum, Origanum vulgare, Poterium sanguisorba
und den weißen kriechen-
den Klee zusetzen kann. Hat sich nach einer Reihe von Jahren eine hinreichende
Narbe erzeugt, und diese zur Schaafweide gedient, so können mit Vorsicht ein
Paar Getreideernten davon genommen werden, jedoch von Rechtswegen nie ohne
Düngerersatz. Die erste Besaamung macht man am besten mit Buchweizen oder
Spergel spät im Sommer, etwa in der Mitte des Julius, damit es nicht reife,
sondern vom Froste getödtet auf dem Acker verfaule.


Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
wirken, wird mit Zwiſchenraͤumen von 20 oder 30 Schritt bewerkſtelligt.
Sobald der Sand nun einigermaßen ſteht, errichtet man geflochtene Zaͤune von
Norden nach Suͤden in groͤßeren oder kleineren Zwiſchenraͤumen, je nachdem es
die Umſtaͤnde erfordern. Iſt der Sand nicht gar zu loſe und der Zug des Win-
des nicht zu heftig, ſo kann man auch ohne Zaͤune gleich Pflanzungen von Kie-
fern machen, wovon man ſechs bis zwoͤlf Reihen in einer Entfernung von 2 und
4 Fuß in Verband ſetzt. Nach einem Zwiſchenraume von etwa 40 Schritt wird
wieder eine aͤhnliche Pflanzung gemacht. Die Zwiſchenraͤume werden dann mit
Kieferaͤpfeln beſtreut, damit hier ein Auſſchlag von Kiefern entſtehe, womit der
Sand ohne allem Zweifel am vortheilhafteſten benutzt wird.

Eine unvorbereitete Beſaamung mit Kiehnen kann auf ganz loſem Sande nie
anſchlagen, ſondern findet nur auf ſolchem ſandigen Boden ſtatt, der annoch
benarbet iſt. Man muß ſich bei der Anlage derſelben deshalb wohl huͤten, ſan-
digen Boden ganz umzupfluͤgen, ſondern nur einen Streifen um den andern auf-
hauen oder aufpfluͤgen, welche Arbeit ſehr zweckmaͤßig mit der gewoͤhnlichen Kar-
toffel- oder Pferdehacke bewerkſtelligt wird.

§. 210.

Um den Sandboden eine nutzbare Grasnarbe zu verſchaffen, muß derſelbeBenarbung
des Sandbo-
dens.

nicht ganz fluͤchtig ſeyn, ſondern ſchon einen Zuſatz von Thon, etwa zu 8 Prozent,
haben. Dann paſſen ſich die kleinen Schwingelarten Festuca ovina, rubra,
duriuscula
und decumbens, Anthoxantum odoratum, Phleum nodosum
und arenarium, Bromus mollis und sterilis, Holcus mollis und lanatus,
Avena pratensis, Phalaris phleoides
und Lolium perenne unter den Graͤſern
am beſten dazu, denen man, wenn nicht aller Humus fehlt, Medicago falcata
und lupulina, Lothus corniculatus, Ornithopus perpusillus, Thymus ser-
pillum, Origanum vulgare, Poterium sanguisorba
und den weißen kriechen-
den Klee zuſetzen kann. Hat ſich nach einer Reihe von Jahren eine hinreichende
Narbe erzeugt, und dieſe zur Schaafweide gedient, ſo koͤnnen mit Vorſicht ein
Paar Getreideernten davon genommen werden, jedoch von Rechtswegen nie ohne
Duͤngererſatz. Die erſte Beſaamung macht man am beſten mit Buchweizen oder
Spergel ſpaͤt im Sommer, etwa in der Mitte des Julius, damit es nicht reife,
ſondern vom Froſte getoͤdtet auf dem Acker verfaule.


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[125/0147] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. wirken, wird mit Zwiſchenraͤumen von 20 oder 30 Schritt bewerkſtelligt. Sobald der Sand nun einigermaßen ſteht, errichtet man geflochtene Zaͤune von Norden nach Suͤden in groͤßeren oder kleineren Zwiſchenraͤumen, je nachdem es die Umſtaͤnde erfordern. Iſt der Sand nicht gar zu loſe und der Zug des Win- des nicht zu heftig, ſo kann man auch ohne Zaͤune gleich Pflanzungen von Kie- fern machen, wovon man ſechs bis zwoͤlf Reihen in einer Entfernung von 2 und 4 Fuß in Verband ſetzt. Nach einem Zwiſchenraume von etwa 40 Schritt wird wieder eine aͤhnliche Pflanzung gemacht. Die Zwiſchenraͤume werden dann mit Kieferaͤpfeln beſtreut, damit hier ein Auſſchlag von Kiefern entſtehe, womit der Sand ohne allem Zweifel am vortheilhafteſten benutzt wird. Eine unvorbereitete Beſaamung mit Kiehnen kann auf ganz loſem Sande nie anſchlagen, ſondern findet nur auf ſolchem ſandigen Boden ſtatt, der annoch benarbet iſt. Man muß ſich bei der Anlage derſelben deshalb wohl huͤten, ſan- digen Boden ganz umzupfluͤgen, ſondern nur einen Streifen um den andern auf- hauen oder aufpfluͤgen, welche Arbeit ſehr zweckmaͤßig mit der gewoͤhnlichen Kar- toffel- oder Pferdehacke bewerkſtelligt wird. §. 210. Um den Sandboden eine nutzbare Grasnarbe zu verſchaffen, muß derſelbe nicht ganz fluͤchtig ſeyn, ſondern ſchon einen Zuſatz von Thon, etwa zu 8 Prozent, haben. Dann paſſen ſich die kleinen Schwingelarten Festuca ovina, rubra, duriuscula und decumbens, Anthoxantum odoratum, Phleum nodosum und arenarium, Bromus mollis und sterilis, Holcus mollis und lanatus, Avena pratensis, Phalaris phleoides und Lolium perenne unter den Graͤſern am beſten dazu, denen man, wenn nicht aller Humus fehlt, Medicago falcata und lupulina, Lothus corniculatus, Ornithopus perpusillus, Thymus ser- pillum, Origanum vulgare, Poterium sanguisorba und den weißen kriechen- den Klee zuſetzen kann. Hat ſich nach einer Reihe von Jahren eine hinreichende Narbe erzeugt, und dieſe zur Schaafweide gedient, ſo koͤnnen mit Vorſicht ein Paar Getreideernten davon genommen werden, jedoch von Rechtswegen nie ohne Duͤngererſatz. Die erſte Beſaamung macht man am beſten mit Buchweizen oder Spergel ſpaͤt im Sommer, etwa in der Mitte des Julius, damit es nicht reife, ſondern vom Froſte getoͤdtet auf dem Acker verfaule. Benarbung des Sandbo- dens.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/147>, abgerufen am 09.11.2024.