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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
genanntes Auskälten verhüten, und überhaupt die Vegetation darauf verbessern.
Da ein jeder sandiger Boden, so lange nämlich seine Natur nicht völlig umgeän-
dert ist, sich durch sich selbst nur erhalten kann, wenn er häufig dreesch lieget und
zur Weide dienet; so ist die Abtheilung in Koppeln durch Hecken um so angemesse-
ner, da sie das weidende Vieh beschränken, und ihm den so wohlthätigen Schutz
gegen den Wind geben. Auch ist es sehr nützlich für solche sandige Reviere,
wenn ihnen an der Nordwest- und Nordostseite durch höheres Holz Schutz gegeben
oder erhalten wird.

§. 209.

Befestigung
des Sandes.
Häufiger kömmt der Fall vor, daß man dem losen Sande eine Haltung durch
Erzeugung einer Grasnarbe zu geben suchen muß, die zwar an sich wenig nutzbar
seyn kann, zur Verhütung der Versandung angränzender Felder aber von höchster
Wichtigkeit ist. Diese Erzeugung der Grasnarbe hat aber große Schwierigkei-
ten, und ungeachtet man viele auf dem Sande wachsende Grasarten dazu in Vor-
schlag gebracht hat, -- den Sandhafer, Elymus arenarius, und die Sand-
segge, Carex arenaria, auch die eigentliche Quecke, Triticum repens, und
Agrostis stolonifera -- so ist dieses, ohne vorher Verzäunungen angelegt zu
haben, doch selten von Wirkung gewesen, indem die beständige Bewegung des
Sandes vom Winde das Keimen des Saamens oder die Anwurzelung der Pflan-
zen nicht gestattete; es sey denn, daß man eine ungewöhnliche Windstille und
feuchte Witterung traf.

Ist der Sand einmal ganz entblößt und beweglich geworden, so ist keine an-
dere Hülfe, als ihn durch herbeigeschaftes Reißwerk zu hemmen, indem man ihn
hiermit stark belegt, und zwar nicht an der Stelle, wo man sein weiteres Verbrei-
ten hemmen will, sondern da, wo der bewegliche Sand anfängt. Es würde näm-
lich vergeblich seyn, seinen Fortschritten einen Damm vorziehen zu wollen, wenn
der hinter sich immer herüberwälzt, indem man Beispiele hat, daß er hohe Hol-
zungen bis über die Gipfel der Bäume verschüttete. Wenn man aber von der
Seite, wo der Wind ihn herübertreibt, anfängt, so daß der Sand von hier nicht
weiter emporgehoben werden kann, bringt man die Sandwehe zum Stehen.
Diese Bedeckung mit Reisern, wozu man gewöhnlich Fichtenreiser nimmt, an
welchen die Apfel noch befindlich sind, um so zugleich eine Besaamung zu be-

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
genanntes Auskaͤlten verhuͤten, und uͤberhaupt die Vegetation darauf verbeſſern.
Da ein jeder ſandiger Boden, ſo lange naͤmlich ſeine Natur nicht voͤllig umgeaͤn-
dert iſt, ſich durch ſich ſelbſt nur erhalten kann, wenn er haͤufig dreeſch lieget und
zur Weide dienet; ſo iſt die Abtheilung in Koppeln durch Hecken um ſo angemeſſe-
ner, da ſie das weidende Vieh beſchraͤnken, und ihm den ſo wohlthaͤtigen Schutz
gegen den Wind geben. Auch iſt es ſehr nuͤtzlich fuͤr ſolche ſandige Reviere,
wenn ihnen an der Nordweſt- und Nordoſtſeite durch hoͤheres Holz Schutz gegeben
oder erhalten wird.

§. 209.

Befeſtigung
des Sandes.
Haͤufiger koͤmmt der Fall vor, daß man dem loſen Sande eine Haltung durch
Erzeugung einer Grasnarbe zu geben ſuchen muß, die zwar an ſich wenig nutzbar
ſeyn kann, zur Verhuͤtung der Verſandung angraͤnzender Felder aber von hoͤchſter
Wichtigkeit iſt. Dieſe Erzeugung der Grasnarbe hat aber große Schwierigkei-
ten, und ungeachtet man viele auf dem Sande wachſende Grasarten dazu in Vor-
ſchlag gebracht hat, — den Sandhafer, Elymus arenarius, und die Sand-
ſegge, Carex arenaria, auch die eigentliche Quecke, Triticum repens, und
Agrostis stolonifera — ſo iſt dieſes, ohne vorher Verzaͤunungen angelegt zu
haben, doch ſelten von Wirkung geweſen, indem die beſtaͤndige Bewegung des
Sandes vom Winde das Keimen des Saamens oder die Anwurzelung der Pflan-
zen nicht geſtattete; es ſey denn, daß man eine ungewoͤhnliche Windſtille und
feuchte Witterung traf.

Iſt der Sand einmal ganz entbloͤßt und beweglich geworden, ſo iſt keine an-
dere Huͤlfe, als ihn durch herbeigeſchaftes Reißwerk zu hemmen, indem man ihn
hiermit ſtark belegt, und zwar nicht an der Stelle, wo man ſein weiteres Verbrei-
ten hemmen will, ſondern da, wo der bewegliche Sand anfaͤngt. Es wuͤrde naͤm-
lich vergeblich ſeyn, ſeinen Fortſchritten einen Damm vorziehen zu wollen, wenn
der hinter ſich immer heruͤberwaͤlzt, indem man Beiſpiele hat, daß er hohe Hol-
zungen bis uͤber die Gipfel der Baͤume verſchuͤttete. Wenn man aber von der
Seite, wo der Wind ihn heruͤbertreibt, anfaͤngt, ſo daß der Sand von hier nicht
weiter emporgehoben werden kann, bringt man die Sandwehe zum Stehen.
Dieſe Bedeckung mit Reiſern, wozu man gewoͤhnlich Fichtenreiſer nimmt, an
welchen die Apfel noch befindlich ſind, um ſo zugleich eine Beſaamung zu be-

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[124/0146] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. genanntes Auskaͤlten verhuͤten, und uͤberhaupt die Vegetation darauf verbeſſern. Da ein jeder ſandiger Boden, ſo lange naͤmlich ſeine Natur nicht voͤllig umgeaͤn- dert iſt, ſich durch ſich ſelbſt nur erhalten kann, wenn er haͤufig dreeſch lieget und zur Weide dienet; ſo iſt die Abtheilung in Koppeln durch Hecken um ſo angemeſſe- ner, da ſie das weidende Vieh beſchraͤnken, und ihm den ſo wohlthaͤtigen Schutz gegen den Wind geben. Auch iſt es ſehr nuͤtzlich fuͤr ſolche ſandige Reviere, wenn ihnen an der Nordweſt- und Nordoſtſeite durch hoͤheres Holz Schutz gegeben oder erhalten wird. §. 209. Haͤufiger koͤmmt der Fall vor, daß man dem loſen Sande eine Haltung durch Erzeugung einer Grasnarbe zu geben ſuchen muß, die zwar an ſich wenig nutzbar ſeyn kann, zur Verhuͤtung der Verſandung angraͤnzender Felder aber von hoͤchſter Wichtigkeit iſt. Dieſe Erzeugung der Grasnarbe hat aber große Schwierigkei- ten, und ungeachtet man viele auf dem Sande wachſende Grasarten dazu in Vor- ſchlag gebracht hat, — den Sandhafer, Elymus arenarius, und die Sand- ſegge, Carex arenaria, auch die eigentliche Quecke, Triticum repens, und Agrostis stolonifera — ſo iſt dieſes, ohne vorher Verzaͤunungen angelegt zu haben, doch ſelten von Wirkung geweſen, indem die beſtaͤndige Bewegung des Sandes vom Winde das Keimen des Saamens oder die Anwurzelung der Pflan- zen nicht geſtattete; es ſey denn, daß man eine ungewoͤhnliche Windſtille und feuchte Witterung traf. Befeſtigung des Sandes. Iſt der Sand einmal ganz entbloͤßt und beweglich geworden, ſo iſt keine an- dere Huͤlfe, als ihn durch herbeigeſchaftes Reißwerk zu hemmen, indem man ihn hiermit ſtark belegt, und zwar nicht an der Stelle, wo man ſein weiteres Verbrei- ten hemmen will, ſondern da, wo der bewegliche Sand anfaͤngt. Es wuͤrde naͤm- lich vergeblich ſeyn, ſeinen Fortſchritten einen Damm vorziehen zu wollen, wenn der hinter ſich immer heruͤberwaͤlzt, indem man Beiſpiele hat, daß er hohe Hol- zungen bis uͤber die Gipfel der Baͤume verſchuͤttete. Wenn man aber von der Seite, wo der Wind ihn heruͤbertreibt, anfaͤngt, ſo daß der Sand von hier nicht weiter emporgehoben werden kann, bringt man die Sandwehe zum Stehen. Dieſe Bedeckung mit Reiſern, wozu man gewoͤhnlich Fichtenreiſer nimmt, an welchen die Apfel noch befindlich ſind, um ſo zugleich eine Beſaamung zu be-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/146>, abgerufen am 09.10.2024.