Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Fruchtwechsel.
oder jede andere seyn, die nur nicht in das Geschlecht der grasartigen Pflanzen gehö-
ren. Da es indessen

4) Eine unumgängliche Forderung ist, daß der Klee in ein völlig reines stark
durchgearbeitetes und gedüngtes Land komme, so wird derselbe mehrentheils unter die
Frucht gesäet, welche auf die Hackfrüchte folgt, und findet also im dritten Jahre
nach jener seinen Platz. Hier ist höchst selten ein Mißrathen desselben zu besorgen, wenn
man mit dessen Einsaat gehörig verfährt. Er dringt in dem noch tief gelockerten Bo-
den mit seinen Wurzeln so ein, daß ihm keine Winterwitterung nachtheilig werden
kann. Und was man sonst, allerdings nach der Erfahrung, von dem Müdewerden des
Ackers zum Kleetragen gesagt hat, findet hier durchaus nicht statt, indem zwanzig-
jährige Versuche gelehrt haben, daß er nach vierjähriger Wiederholung immer besser
geworden sey. Dieser Klee kann nun entweder ein Jahr benutzt werden, oder er kann
zwei Jahr zum Mähen dienen. Im erstern Falle wird er in der Regel einfurchig mit
Winterung bestellt, welches durch den Gebrauch des Schnittpfluges auf die vorzüg-
lichste Weise geschieht. Im zweiten Falle kann man zuweilen der Sommerung den
Vorzug geben, besonders wenn man noch einen dritten Schnitt von Klee nehmen,
oder ihn im Nachsommer zur Weide benutzen wollte. Indessen ist doch auch diese
zweijährige Kleestoppel so sehr für die Winterung geeignet, daß man in den meisten
Fällen solche vorzieht. Und sie kann auch nach zwei Kleeschnitten mittelst des Schnitt-
pfluges und nachmaligem Gebrauch des kleinen Exstirpators auf das vollkommenste
bestellt werden. In einigen Fällen kann dieser Klee nun auch im dritten Jahre zur
Weide liegen bleiben, in welchem Falle aber entweder Hafer auf demselben folgen,
oder aber der Acker zur Winterung mehrmals gepflügt werden müßte.

5) Es hat bei längern Rotationen oder wo man Futterung und Dünger in
größter Menge gewinnen und den Acker in die höchste Kraft setzen will, große Vor-
theile, wenn noch eine solche Saat dazwischen kommt, die nicht zur Reife oder zum
Ansatz des Samens gelangt, sondern in ihrem grünen Zustande abgemähet wird,
wozu sich vor allen Wicken und Buchweizen passen. Ihre Stoppel hinterläßt nun
einen zur reichsten Winterungssaat vollkommen vorbereiteten Boden. Bei diesen
Früchten finden auch vorzüglich:

6) Doppelte Ernten in einem Jahre statt. Man kann sie freilich bei diesem
Wirthschaftssysteme auch in mehreren Schlägen anbringen; indessen sind diese doppel-

Y y 2

Der Fruchtwechſel.
oder jede andere ſeyn, die nur nicht in das Geſchlecht der grasartigen Pflanzen gehoͤ-
ren. Da es indeſſen

4) Eine unumgaͤngliche Forderung iſt, daß der Klee in ein voͤllig reines ſtark
durchgearbeitetes und geduͤngtes Land komme, ſo wird derſelbe mehrentheils unter die
Frucht geſaͤet, welche auf die Hackfruͤchte folgt, und findet alſo im dritten Jahre
nach jener ſeinen Platz. Hier iſt hoͤchſt ſelten ein Mißrathen deſſelben zu beſorgen, wenn
man mit deſſen Einſaat gehoͤrig verfaͤhrt. Er dringt in dem noch tief gelockerten Bo-
den mit ſeinen Wurzeln ſo ein, daß ihm keine Winterwitterung nachtheilig werden
kann. Und was man ſonſt, allerdings nach der Erfahrung, von dem Muͤdewerden des
Ackers zum Kleetragen geſagt hat, findet hier durchaus nicht ſtatt, indem zwanzig-
jaͤhrige Verſuche gelehrt haben, daß er nach vierjaͤhriger Wiederholung immer beſſer
geworden ſey. Dieſer Klee kann nun entweder ein Jahr benutzt werden, oder er kann
zwei Jahr zum Maͤhen dienen. Im erſtern Falle wird er in der Regel einfurchig mit
Winterung beſtellt, welches durch den Gebrauch des Schnittpfluges auf die vorzuͤg-
lichſte Weiſe geſchieht. Im zweiten Falle kann man zuweilen der Sommerung den
Vorzug geben, beſonders wenn man noch einen dritten Schnitt von Klee nehmen,
oder ihn im Nachſommer zur Weide benutzen wollte. Indeſſen iſt doch auch dieſe
zweijaͤhrige Kleeſtoppel ſo ſehr fuͤr die Winterung geeignet, daß man in den meiſten
Faͤllen ſolche vorzieht. Und ſie kann auch nach zwei Kleeſchnitten mittelſt des Schnitt-
pfluges und nachmaligem Gebrauch des kleinen Exſtirpators auf das vollkommenſte
beſtellt werden. In einigen Faͤllen kann dieſer Klee nun auch im dritten Jahre zur
Weide liegen bleiben, in welchem Falle aber entweder Hafer auf demſelben folgen,
oder aber der Acker zur Winterung mehrmals gepfluͤgt werden muͤßte.

5) Es hat bei laͤngern Rotationen oder wo man Futterung und Duͤnger in
groͤßter Menge gewinnen und den Acker in die hoͤchſte Kraft ſetzen will, große Vor-
theile, wenn noch eine ſolche Saat dazwiſchen kommt, die nicht zur Reife oder zum
Anſatz des Samens gelangt, ſondern in ihrem gruͤnen Zuſtande abgemaͤhet wird,
wozu ſich vor allen Wicken und Buchweizen paſſen. Ihre Stoppel hinterlaͤßt nun
einen zur reichſten Winterungsſaat vollkommen vorbereiteten Boden. Bei dieſen
Fruͤchten finden auch vorzuͤglich:

6) Doppelte Ernten in einem Jahre ſtatt. Man kann ſie freilich bei dieſem
Wirthſchaftsſyſteme auch in mehreren Schlaͤgen anbringen; indeſſen ſind dieſe doppel-

Y y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0401" n="355"/><fw place="top" type="header">Der Fruchtwech&#x017F;el.</fw><lb/>
oder jede andere &#x017F;eyn, die nur nicht in das Ge&#x017F;chlecht der grasartigen Pflanzen geho&#x0364;-<lb/>
ren. Da es inde&#x017F;&#x017F;en</p><lb/>
              <p>4) Eine unumga&#x0364;ngliche Forderung i&#x017F;t, daß der Klee in ein vo&#x0364;llig reines &#x017F;tark<lb/>
durchgearbeitetes und gedu&#x0364;ngtes Land komme, &#x017F;o wird der&#x017F;elbe mehrentheils unter die<lb/>
Frucht ge&#x017F;a&#x0364;et, welche auf die Hackfru&#x0364;chte folgt, und findet al&#x017F;o im dritten Jahre<lb/>
nach jener &#x017F;einen Platz. Hier i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;elten ein Mißrathen de&#x017F;&#x017F;elben zu be&#x017F;orgen, wenn<lb/>
man mit de&#x017F;&#x017F;en Ein&#x017F;aat geho&#x0364;rig verfa&#x0364;hrt. Er dringt in dem noch tief gelockerten Bo-<lb/>
den mit &#x017F;einen Wurzeln &#x017F;o ein, daß ihm keine Winterwitterung nachtheilig werden<lb/>
kann. Und was man &#x017F;on&#x017F;t, allerdings nach der Erfahrung, von dem Mu&#x0364;dewerden des<lb/>
Ackers zum Kleetragen ge&#x017F;agt hat, findet hier durchaus nicht &#x017F;tatt, indem zwanzig-<lb/>
ja&#x0364;hrige Ver&#x017F;uche gelehrt haben, daß er nach vierja&#x0364;hriger Wiederholung immer be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
geworden &#x017F;ey. Die&#x017F;er Klee kann nun entweder ein Jahr benutzt werden, oder er kann<lb/>
zwei Jahr zum Ma&#x0364;hen dienen. Im er&#x017F;tern Falle wird er in der Regel einfurchig mit<lb/>
Winterung be&#x017F;tellt, welches durch den Gebrauch des Schnittpfluges auf die vorzu&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;te Wei&#x017F;e ge&#x017F;chieht. Im zweiten Falle kann man zuweilen der Sommerung den<lb/>
Vorzug geben, be&#x017F;onders wenn man noch einen dritten Schnitt von Klee nehmen,<lb/>
oder ihn im Nach&#x017F;ommer zur Weide benutzen wollte. Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t doch auch die&#x017F;e<lb/>
zweija&#x0364;hrige Klee&#x017F;toppel &#x017F;o &#x017F;ehr fu&#x0364;r die Winterung geeignet, daß man in den mei&#x017F;ten<lb/>
Fa&#x0364;llen &#x017F;olche vorzieht. Und &#x017F;ie kann auch nach zwei Klee&#x017F;chnitten mittel&#x017F;t des Schnitt-<lb/>
pfluges und nachmaligem Gebrauch des kleinen Ex&#x017F;tirpators auf das vollkommen&#x017F;te<lb/>
be&#x017F;tellt werden. In einigen Fa&#x0364;llen kann die&#x017F;er Klee nun auch im dritten Jahre zur<lb/>
Weide liegen bleiben, in welchem Falle aber entweder Hafer auf dem&#x017F;elben folgen,<lb/>
oder aber der Acker zur Winterung mehrmals gepflu&#x0364;gt werden mu&#x0364;ßte.</p><lb/>
              <p>5) Es hat bei la&#x0364;ngern Rotationen oder wo man Futterung und Du&#x0364;nger in<lb/>
gro&#x0364;ßter Menge gewinnen und den Acker in die ho&#x0364;ch&#x017F;te Kraft &#x017F;etzen will, große Vor-<lb/>
theile, wenn noch eine &#x017F;olche Saat dazwi&#x017F;chen kommt, die nicht zur Reife oder zum<lb/>
An&#x017F;atz des Samens gelangt, &#x017F;ondern in ihrem gru&#x0364;nen Zu&#x017F;tande abgema&#x0364;het wird,<lb/>
wozu &#x017F;ich vor allen Wicken und Buchweizen pa&#x017F;&#x017F;en. Ihre Stoppel hinterla&#x0364;ßt nun<lb/>
einen zur reich&#x017F;ten Winterungs&#x017F;aat vollkommen vorbereiteten Boden. Bei die&#x017F;en<lb/>
Fru&#x0364;chten finden auch vorzu&#x0364;glich:</p><lb/>
              <p>6) Doppelte Ernten in einem Jahre &#x017F;tatt. Man kann &#x017F;ie freilich bei die&#x017F;em<lb/>
Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;teme auch in mehreren Schla&#x0364;gen anbringen; inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind die&#x017F;e doppel-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y 2</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0401] Der Fruchtwechſel. oder jede andere ſeyn, die nur nicht in das Geſchlecht der grasartigen Pflanzen gehoͤ- ren. Da es indeſſen 4) Eine unumgaͤngliche Forderung iſt, daß der Klee in ein voͤllig reines ſtark durchgearbeitetes und geduͤngtes Land komme, ſo wird derſelbe mehrentheils unter die Frucht geſaͤet, welche auf die Hackfruͤchte folgt, und findet alſo im dritten Jahre nach jener ſeinen Platz. Hier iſt hoͤchſt ſelten ein Mißrathen deſſelben zu beſorgen, wenn man mit deſſen Einſaat gehoͤrig verfaͤhrt. Er dringt in dem noch tief gelockerten Bo- den mit ſeinen Wurzeln ſo ein, daß ihm keine Winterwitterung nachtheilig werden kann. Und was man ſonſt, allerdings nach der Erfahrung, von dem Muͤdewerden des Ackers zum Kleetragen geſagt hat, findet hier durchaus nicht ſtatt, indem zwanzig- jaͤhrige Verſuche gelehrt haben, daß er nach vierjaͤhriger Wiederholung immer beſſer geworden ſey. Dieſer Klee kann nun entweder ein Jahr benutzt werden, oder er kann zwei Jahr zum Maͤhen dienen. Im erſtern Falle wird er in der Regel einfurchig mit Winterung beſtellt, welches durch den Gebrauch des Schnittpfluges auf die vorzuͤg- lichſte Weiſe geſchieht. Im zweiten Falle kann man zuweilen der Sommerung den Vorzug geben, beſonders wenn man noch einen dritten Schnitt von Klee nehmen, oder ihn im Nachſommer zur Weide benutzen wollte. Indeſſen iſt doch auch dieſe zweijaͤhrige Kleeſtoppel ſo ſehr fuͤr die Winterung geeignet, daß man in den meiſten Faͤllen ſolche vorzieht. Und ſie kann auch nach zwei Kleeſchnitten mittelſt des Schnitt- pfluges und nachmaligem Gebrauch des kleinen Exſtirpators auf das vollkommenſte beſtellt werden. In einigen Faͤllen kann dieſer Klee nun auch im dritten Jahre zur Weide liegen bleiben, in welchem Falle aber entweder Hafer auf demſelben folgen, oder aber der Acker zur Winterung mehrmals gepfluͤgt werden muͤßte. 5) Es hat bei laͤngern Rotationen oder wo man Futterung und Duͤnger in groͤßter Menge gewinnen und den Acker in die hoͤchſte Kraft ſetzen will, große Vor- theile, wenn noch eine ſolche Saat dazwiſchen kommt, die nicht zur Reife oder zum Anſatz des Samens gelangt, ſondern in ihrem gruͤnen Zuſtande abgemaͤhet wird, wozu ſich vor allen Wicken und Buchweizen paſſen. Ihre Stoppel hinterlaͤßt nun einen zur reichſten Winterungsſaat vollkommen vorbereiteten Boden. Bei dieſen Fruͤchten finden auch vorzuͤglich: 6) Doppelte Ernten in einem Jahre ſtatt. Man kann ſie freilich bei dieſem Wirthſchaftsſyſteme auch in mehreren Schlaͤgen anbringen; indeſſen ſind dieſe doppel- Y y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/401
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/401>, abgerufen am 24.11.2024.