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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Der Fruchtwechsel.
nie seyn kann. Diese wirkt dann mit der Bearbeitung zugleich, den Boden zum
Zerfallen zu bringen, und die darin befindlichen Unkrautskeime zu zerstören.

2) Nach diesen Hackfrüchten folgt in der Regel Sommerung, theils weil
ihre späte Aberntung eine frühe Einsaat der Winterung nicht verstattet, theils
weil die Erfahrung gelehrt hat, daß die Sommerung auf dem gewöhnlichsten
Lehmboden hier einen höheren Ertrag, wie die Winterung gebe; dennoch aber dem
Boden genugsame Kraft, in der Folge Winterung abzutragen, hinterlasse.
Diese Sommerung kann Sommerweizen, Hafer oder Gerste seyn. Die letzte ist
indessen das gewöhnlichste, und zwar die große zweizeilige, oder aber die nackte
und Himmelsgerste, deren Gedeihen hier so groß als sicher ist. Sollte der Boden
jedoch wegen Versäumniß des genugsamen Behackens oder wegen einer höchst
ungünstigen nassen Witterung eines Sommers nicht vollkommen mürbe und rein
geworden seyn, so verdiente in diesem ungewöhnlichen Falle die kleine vierzeilige
Gerste den Vorzug, weil vor ihrer Einsaat im Frühjahre noch einige Mal gepflügt
werden könnte. In der Regel aber ist dieses Pflügen so wenig nöthig, daß die
Frühjahrsbestellung vollkommen ohne dasselbe, bloß durch den ein- oder zweimaligen
Gebrauch der Exstirpators und der Eggen, gemacht werden kann, wodurch man in
dieser mit dringenden Geschäften besetzten Jahreszeit ungemein erleichtert wird.

Manche haben die Besorglichkeit, daß die in so kräftigem Lande gesäete
Sommerung sich lagern werde, welche aber die Erfahrung genugsam widerlegt,
wenn anders nicht zu dichte -- was hier nicht nur überflüßig, sondern schädlich
wäre -- gesäet wird. Die tiefe Beackerung des Bodens sichert gegen Lagerkorn.
Und wenn der Boden vertieft werden soll, so geschieht es bei der Vorbereitung zu
den Hackfrüchten, denen das tiefe Pflügen nie schädlich wird, und unter welchen
der heraufgebrachte Boden seine Rohheit verliert.

3) Nun wird die Hauptregel beobachtet, daß nie zwei halmtragende Früchte
nacheinander kommen, sondern jedesmal eine andere Zwischenfrucht. Es sey denn
am Schlusse der Rotation, wenn die Hackfrüchte wieder darauf folgen, wo die Ver-
wilderung und die Verballung des Bodens also nicht schädlich werden kann. Die
Auswahl dieser Zwischenfrucht hängt von der Zahl der Schläge und den Wirth-
schaftsverhältnissen ab. Es kann Klee; es können Hülsenfrüchte, Oelsaaten

Der Fruchtwechſel.
nie ſeyn kann. Dieſe wirkt dann mit der Bearbeitung zugleich, den Boden zum
Zerfallen zu bringen, und die darin befindlichen Unkrautskeime zu zerſtoͤren.

2) Nach dieſen Hackfruͤchten folgt in der Regel Sommerung, theils weil
ihre ſpaͤte Aberntung eine fruͤhe Einſaat der Winterung nicht verſtattet, theils
weil die Erfahrung gelehrt hat, daß die Sommerung auf dem gewoͤhnlichſten
Lehmboden hier einen hoͤheren Ertrag, wie die Winterung gebe; dennoch aber dem
Boden genugſame Kraft, in der Folge Winterung abzutragen, hinterlaſſe.
Dieſe Sommerung kann Sommerweizen, Hafer oder Gerſte ſeyn. Die letzte iſt
indeſſen das gewoͤhnlichſte, und zwar die große zweizeilige, oder aber die nackte
und Himmelsgerſte, deren Gedeihen hier ſo groß als ſicher iſt. Sollte der Boden
jedoch wegen Verſaͤumniß des genugſamen Behackens oder wegen einer hoͤchſt
unguͤnſtigen naſſen Witterung eines Sommers nicht vollkommen muͤrbe und rein
geworden ſeyn, ſo verdiente in dieſem ungewoͤhnlichen Falle die kleine vierzeilige
Gerſte den Vorzug, weil vor ihrer Einſaat im Fruͤhjahre noch einige Mal gepfluͤgt
werden koͤnnte. In der Regel aber iſt dieſes Pfluͤgen ſo wenig noͤthig, daß die
Fruͤhjahrsbeſtellung vollkommen ohne daſſelbe, bloß durch den ein- oder zweimaligen
Gebrauch der Exſtirpators und der Eggen, gemacht werden kann, wodurch man in
dieſer mit dringenden Geſchaͤften beſetzten Jahreszeit ungemein erleichtert wird.

Manche haben die Beſorglichkeit, daß die in ſo kraͤftigem Lande geſaͤete
Sommerung ſich lagern werde, welche aber die Erfahrung genugſam widerlegt,
wenn anders nicht zu dichte — was hier nicht nur uͤberfluͤßig, ſondern ſchaͤdlich
waͤre — geſaͤet wird. Die tiefe Beackerung des Bodens ſichert gegen Lagerkorn.
Und wenn der Boden vertieft werden ſoll, ſo geſchieht es bei der Vorbereitung zu
den Hackfruͤchten, denen das tiefe Pfluͤgen nie ſchaͤdlich wird, und unter welchen
der heraufgebrachte Boden ſeine Rohheit verliert.

3) Nun wird die Hauptregel beobachtet, daß nie zwei halmtragende Fruͤchte
nacheinander kommen, ſondern jedesmal eine andere Zwiſchenfrucht. Es ſey denn
am Schluſſe der Rotation, wenn die Hackfruͤchte wieder darauf folgen, wo die Ver-
wilderung und die Verballung des Bodens alſo nicht ſchaͤdlich werden kann. Die
Auswahl dieſer Zwiſchenfrucht haͤngt von der Zahl der Schlaͤge und den Wirth-
ſchaftsverhaͤltniſſen ab. Es kann Klee; es koͤnnen Huͤlſenfruͤchte, Oelſaaten

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[354/0400] Der Fruchtwechſel. nie ſeyn kann. Dieſe wirkt dann mit der Bearbeitung zugleich, den Boden zum Zerfallen zu bringen, und die darin befindlichen Unkrautskeime zu zerſtoͤren. 2) Nach dieſen Hackfruͤchten folgt in der Regel Sommerung, theils weil ihre ſpaͤte Aberntung eine fruͤhe Einſaat der Winterung nicht verſtattet, theils weil die Erfahrung gelehrt hat, daß die Sommerung auf dem gewoͤhnlichſten Lehmboden hier einen hoͤheren Ertrag, wie die Winterung gebe; dennoch aber dem Boden genugſame Kraft, in der Folge Winterung abzutragen, hinterlaſſe. Dieſe Sommerung kann Sommerweizen, Hafer oder Gerſte ſeyn. Die letzte iſt indeſſen das gewoͤhnlichſte, und zwar die große zweizeilige, oder aber die nackte und Himmelsgerſte, deren Gedeihen hier ſo groß als ſicher iſt. Sollte der Boden jedoch wegen Verſaͤumniß des genugſamen Behackens oder wegen einer hoͤchſt unguͤnſtigen naſſen Witterung eines Sommers nicht vollkommen muͤrbe und rein geworden ſeyn, ſo verdiente in dieſem ungewoͤhnlichen Falle die kleine vierzeilige Gerſte den Vorzug, weil vor ihrer Einſaat im Fruͤhjahre noch einige Mal gepfluͤgt werden koͤnnte. In der Regel aber iſt dieſes Pfluͤgen ſo wenig noͤthig, daß die Fruͤhjahrsbeſtellung vollkommen ohne daſſelbe, bloß durch den ein- oder zweimaligen Gebrauch der Exſtirpators und der Eggen, gemacht werden kann, wodurch man in dieſer mit dringenden Geſchaͤften beſetzten Jahreszeit ungemein erleichtert wird. Manche haben die Beſorglichkeit, daß die in ſo kraͤftigem Lande geſaͤete Sommerung ſich lagern werde, welche aber die Erfahrung genugſam widerlegt, wenn anders nicht zu dichte — was hier nicht nur uͤberfluͤßig, ſondern ſchaͤdlich waͤre — geſaͤet wird. Die tiefe Beackerung des Bodens ſichert gegen Lagerkorn. Und wenn der Boden vertieft werden ſoll, ſo geſchieht es bei der Vorbereitung zu den Hackfruͤchten, denen das tiefe Pfluͤgen nie ſchaͤdlich wird, und unter welchen der heraufgebrachte Boden ſeine Rohheit verliert. 3) Nun wird die Hauptregel beobachtet, daß nie zwei halmtragende Fruͤchte nacheinander kommen, ſondern jedesmal eine andere Zwiſchenfrucht. Es ſey denn am Schluſſe der Rotation, wenn die Hackfruͤchte wieder darauf folgen, wo die Ver- wilderung und die Verballung des Bodens alſo nicht ſchaͤdlich werden kann. Die Auswahl dieſer Zwiſchenfrucht haͤngt von der Zahl der Schlaͤge und den Wirth- ſchaftsverhaͤltniſſen ab. Es kann Klee; es koͤnnen Huͤlſenfruͤchte, Oelſaaten

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/400>, abgerufen am 24.11.2024.