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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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im Menschen.
ihnen keinen andern Antheil, als in so fern sie überhaupt
die belebende Kraft des Körpers entweder selbst ist,
oder sie reizet und in Wirksamkeit setzet.

2) Jede thierische Bewegung muß eine Wir-
kung der körperlichen Kraft gewesen seyn, ehe die
Seele sich solche hat vorstellen und nach dieser Vorstel-
lung wollen können.

Eben so und auch mit der nämlichen Einschränkung,
die dieser Satz hat, muß auch jede sinnliche Bewe-
gung,
die in dem Gehirn durch die Kraft der Seele
erwecket werden kann, vorher durch einen Eindruck ir-
gend einer Ursache auf das Organ, der Struktur des
letztern gemäß, bewirket worden seyn. Alle unsre Vor-
stellungen entstehen aus den Empfindungen; -- der
Dichtkraft ihre Gerechtsame ungekränkt. -- Von die-
sem Erfahrungssatze ist das, was hier behauptet wird,
eine Folge.

3) Es entstehen in dem Körper durch die Wiederho-
lung einerley Art von thierischen Bewegungen gewisse
Leichtigkeiten
zu ähnlichen Bewegungen, oder gewisse
bleibende Spuren vorhergegangener Bewegungen. Sie
entstehen bey allen Arten ohne Ausnahme; bald erfo-
dern sie eine stärkere Uebung, bald eine schwächere, zu-
weilen setzen sie sich schon das erstemal fest.

Das Parallel zu diesen sind die Leichtigkeiten im
Gehirn
zu den einmal empfangenen sinnlichen Bewe-
gungen, das ist, die ruhenden materiellen Jdeen.

4) Jn den organischen Bewegungsreihen brin-
get der Eindruck auf die Nerven die nachfolgende Be-
wegung organisch hervor, und bestimmet die Nerven-
kraft auf diese Art und in der Richtung zu wirken. So
oft der nämliche Eindruck wieder vorhanden ist, entste-
het auch dieselbige Wirkung, wenn sonst nichts in
den Weg kommt, es mag aus den vorhergehenden
Aktionen schon eine nähere Disposition dazu entstanden

seyn
Z 4

im Menſchen.
ihnen keinen andern Antheil, als in ſo fern ſie uͤberhaupt
die belebende Kraft des Koͤrpers entweder ſelbſt iſt,
oder ſie reizet und in Wirkſamkeit ſetzet.

2) Jede thieriſche Bewegung muß eine Wir-
kung der koͤrperlichen Kraft geweſen ſeyn, ehe die
Seele ſich ſolche hat vorſtellen und nach dieſer Vorſtel-
lung wollen koͤnnen.

Eben ſo und auch mit der naͤmlichen Einſchraͤnkung,
die dieſer Satz hat, muß auch jede ſinnliche Bewe-
gung,
die in dem Gehirn durch die Kraft der Seele
erwecket werden kann, vorher durch einen Eindruck ir-
gend einer Urſache auf das Organ, der Struktur des
letztern gemaͤß, bewirket worden ſeyn. Alle unſre Vor-
ſtellungen entſtehen aus den Empfindungen; — der
Dichtkraft ihre Gerechtſame ungekraͤnkt. — Von die-
ſem Erfahrungsſatze iſt das, was hier behauptet wird,
eine Folge.

3) Es entſtehen in dem Koͤrper durch die Wiederho-
lung einerley Art von thieriſchen Bewegungen gewiſſe
Leichtigkeiten
zu aͤhnlichen Bewegungen, oder gewiſſe
bleibende Spuren vorhergegangener Bewegungen. Sie
entſtehen bey allen Arten ohne Ausnahme; bald erfo-
dern ſie eine ſtaͤrkere Uebung, bald eine ſchwaͤchere, zu-
weilen ſetzen ſie ſich ſchon das erſtemal feſt.

Das Parallel zu dieſen ſind die Leichtigkeiten im
Gehirn
zu den einmal empfangenen ſinnlichen Bewe-
gungen, das iſt, die ruhenden materiellen Jdeen.

4) Jn den organiſchen Bewegungsreihen brin-
get der Eindruck auf die Nerven die nachfolgende Be-
wegung organiſch hervor, und beſtimmet die Nerven-
kraft auf dieſe Art und in der Richtung zu wirken. So
oft der naͤmliche Eindruck wieder vorhanden iſt, entſte-
het auch dieſelbige Wirkung, wenn ſonſt nichts in
den Weg kommt, es mag aus den vorhergehenden
Aktionen ſchon eine naͤhere Diſpoſition dazu entſtanden

ſeyn
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[359/0389] im Menſchen. ihnen keinen andern Antheil, als in ſo fern ſie uͤberhaupt die belebende Kraft des Koͤrpers entweder ſelbſt iſt, oder ſie reizet und in Wirkſamkeit ſetzet. 2) Jede thieriſche Bewegung muß eine Wir- kung der koͤrperlichen Kraft geweſen ſeyn, ehe die Seele ſich ſolche hat vorſtellen und nach dieſer Vorſtel- lung wollen koͤnnen. Eben ſo und auch mit der naͤmlichen Einſchraͤnkung, die dieſer Satz hat, muß auch jede ſinnliche Bewe- gung, die in dem Gehirn durch die Kraft der Seele erwecket werden kann, vorher durch einen Eindruck ir- gend einer Urſache auf das Organ, der Struktur des letztern gemaͤß, bewirket worden ſeyn. Alle unſre Vor- ſtellungen entſtehen aus den Empfindungen; — der Dichtkraft ihre Gerechtſame ungekraͤnkt. — Von die- ſem Erfahrungsſatze iſt das, was hier behauptet wird, eine Folge. 3) Es entſtehen in dem Koͤrper durch die Wiederho- lung einerley Art von thieriſchen Bewegungen gewiſſe Leichtigkeiten zu aͤhnlichen Bewegungen, oder gewiſſe bleibende Spuren vorhergegangener Bewegungen. Sie entſtehen bey allen Arten ohne Ausnahme; bald erfo- dern ſie eine ſtaͤrkere Uebung, bald eine ſchwaͤchere, zu- weilen ſetzen ſie ſich ſchon das erſtemal feſt. Das Parallel zu dieſen ſind die Leichtigkeiten im Gehirn zu den einmal empfangenen ſinnlichen Bewe- gungen, das iſt, die ruhenden materiellen Jdeen. 4) Jn den organiſchen Bewegungsreihen brin- get der Eindruck auf die Nerven die nachfolgende Be- wegung organiſch hervor, und beſtimmet die Nerven- kraft auf dieſe Art und in der Richtung zu wirken. So oft der naͤmliche Eindruck wieder vorhanden iſt, entſte- het auch dieſelbige Wirkung, wenn ſonſt nichts in den Weg kommt, es mag aus den vorhergehenden Aktionen ſchon eine naͤhere Diſpoſition dazu entſtanden ſeyn Z 4

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/389>, abgerufen am 21.11.2024.