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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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und Freyheit.
terhahn etwan nicht von jemand mit der Hand fest ge-
halten werde, oder sonsten durch den Rost seine vorige
Beweglichkeit verloren habe. Jn diesen Fällen wird
er nicht gedrehet werden. Das angelegte Feuer wird
das Holz verbrennen, wenn es nicht jetzo noch gleich
ausgelöschet wird, oder wenn das Holz, indem das
Feuer zu brennen anfängt, der Flamme nicht entzogen
wird, oder sonsten nicht etwas geschieht, welches jene
Wirkung zurückhält. Ueberhaupt nämlich setzt der wirk-
liche Erfolg die Bedingung voraus, daß die gegenwär-
tig vorhandene vollständige Ursache, welche vor dem
Effekt unmittelbar vorhergehet, noch in dem nächst-
folgenden Augenblicke die nämliche bleibe, die
sie ist, oder daß nicht zwischen ihr und der Wir-
kung sich etwas fremdes einschiebe, welches die letz-
tere von der ersten abtrennet. Der Schlag mit einem
Stock auf ein porcellaines Gefäß wird es in Stücke
zerschlagen, wofern er nicht aufgegriffen, oder auch das
Gefäß im ersten Anfang des Schlages der Gewalt des-
selben entzogen wird.

Also ist es klar, daß außer der vollständig bestim-
menden wirkenden Ursache, von der die Wirkung nach
allen ihren Beschaffenheiten und Verhältnissen abhänget,
noch immer die Abwesenheit des dazwischen tre-
tenden Hindernisses
vorausgesetzet werde.

Und alsdenn erfolget sie nothwendig, oder nach
den gewöhnlichen metaphysischen Begriffen, die hier
noch ungeändert beybehalten werden können, auf eine
solche Art, daß sie nicht ausbleiben kann. Setzet
die vollständig bestimmende Ursache und die Abwesenheit
aller Hindernisse zusammen, und verbindet damit den
Satz, "der Effekt erfolge nicht": so ist in dieser Ver-
bindung ein Widerspruch. Der Satz, "es erfolget die
"Wirkung", ist eine so nothwendige Folgerung aus je-
nen beiden Vordersätzen, als die drey Winkel im Trian-

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und Freyheit.
terhahn etwan nicht von jemand mit der Hand feſt ge-
halten werde, oder ſonſten durch den Roſt ſeine vorige
Beweglichkeit verloren habe. Jn dieſen Faͤllen wird
er nicht gedrehet werden. Das angelegte Feuer wird
das Holz verbrennen, wenn es nicht jetzo noch gleich
ausgeloͤſchet wird, oder wenn das Holz, indem das
Feuer zu brennen anfaͤngt, der Flamme nicht entzogen
wird, oder ſonſten nicht etwas geſchieht, welches jene
Wirkung zuruͤckhaͤlt. Ueberhaupt naͤmlich ſetzt der wirk-
liche Erfolg die Bedingung voraus, daß die gegenwaͤr-
tig vorhandene vollſtaͤndige Urſache, welche vor dem
Effekt unmittelbar vorhergehet, noch in dem naͤchſt-
folgenden Augenblicke die naͤmliche bleibe, die
ſie iſt, oder daß nicht zwiſchen ihr und der Wir-
kung ſich etwas fremdes einſchiebe, welches die letz-
tere von der erſten abtrennet. Der Schlag mit einem
Stock auf ein porcellaines Gefaͤß wird es in Stuͤcke
zerſchlagen, wofern er nicht aufgegriffen, oder auch das
Gefaͤß im erſten Anfang des Schlages der Gewalt deſ-
ſelben entzogen wird.

Alſo iſt es klar, daß außer der vollſtaͤndig beſtim-
menden wirkenden Urſache, von der die Wirkung nach
allen ihren Beſchaffenheiten und Verhaͤltniſſen abhaͤnget,
noch immer die Abweſenheit des dazwiſchen tre-
tenden Hinderniſſes
vorausgeſetzet werde.

Und alsdenn erfolget ſie nothwendig, oder nach
den gewoͤhnlichen metaphyſiſchen Begriffen, die hier
noch ungeaͤndert beybehalten werden koͤnnen, auf eine
ſolche Art, daß ſie nicht ausbleiben kann. Setzet
die vollſtaͤndig beſtimmende Urſache und die Abweſenheit
aller Hinderniſſe zuſammen, und verbindet damit den
Satz, „der Effekt erfolge nicht‟: ſo iſt in dieſer Ver-
bindung ein Widerſpruch. Der Satz, „es erfolget die
„Wirkung‟, iſt eine ſo nothwendige Folgerung aus je-
nen beiden Vorderſaͤtzen, als die drey Winkel im Trian-

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[133/0163] und Freyheit. terhahn etwan nicht von jemand mit der Hand feſt ge- halten werde, oder ſonſten durch den Roſt ſeine vorige Beweglichkeit verloren habe. Jn dieſen Faͤllen wird er nicht gedrehet werden. Das angelegte Feuer wird das Holz verbrennen, wenn es nicht jetzo noch gleich ausgeloͤſchet wird, oder wenn das Holz, indem das Feuer zu brennen anfaͤngt, der Flamme nicht entzogen wird, oder ſonſten nicht etwas geſchieht, welches jene Wirkung zuruͤckhaͤlt. Ueberhaupt naͤmlich ſetzt der wirk- liche Erfolg die Bedingung voraus, daß die gegenwaͤr- tig vorhandene vollſtaͤndige Urſache, welche vor dem Effekt unmittelbar vorhergehet, noch in dem naͤchſt- folgenden Augenblicke die naͤmliche bleibe, die ſie iſt, oder daß nicht zwiſchen ihr und der Wir- kung ſich etwas fremdes einſchiebe, welches die letz- tere von der erſten abtrennet. Der Schlag mit einem Stock auf ein porcellaines Gefaͤß wird es in Stuͤcke zerſchlagen, wofern er nicht aufgegriffen, oder auch das Gefaͤß im erſten Anfang des Schlages der Gewalt deſ- ſelben entzogen wird. Alſo iſt es klar, daß außer der vollſtaͤndig beſtim- menden wirkenden Urſache, von der die Wirkung nach allen ihren Beſchaffenheiten und Verhaͤltniſſen abhaͤnget, noch immer die Abweſenheit des dazwiſchen tre- tenden Hinderniſſes vorausgeſetzet werde. Und alsdenn erfolget ſie nothwendig, oder nach den gewoͤhnlichen metaphyſiſchen Begriffen, die hier noch ungeaͤndert beybehalten werden koͤnnen, auf eine ſolche Art, daß ſie nicht ausbleiben kann. Setzet die vollſtaͤndig beſtimmende Urſache und die Abweſenheit aller Hinderniſſe zuſammen, und verbindet damit den Satz, „der Effekt erfolge nicht‟: ſo iſt in dieſer Ver- bindung ein Widerſpruch. Der Satz, „es erfolget die „Wirkung‟, iſt eine ſo nothwendige Folgerung aus je- nen beiden Vorderſaͤtzen, als die drey Winkel im Trian- gel J 3

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/163>, abgerufen am 27.11.2024.