IV. Wie die vorstellende Kraft der Seele sich auf ihre Receptivität und auf ihre thätige Kraft beziehe.
1) Das Vermögen, Aktionen sich vorzustel- len, bezieht sich auf die thätige Kraft, welche die Aktionen hervorbringt, auf die- selbige Art, wie das Vermögen, Empfin- dungen wieder hervorzubringen, sich auf das Vermögen bezieht, solche anzuneh- men. Die vorstellende Kraft ist eine hö- here Stufe der innern Selbstthätigkeit. 2) Ob alle Kraftäußerungen der Seele als eine Bearbeitung der Vorstellungen an- gesehen werden können? Leibnitz-Wol- fische Erklärung von den Willensäuße- rungen.
1.
Jch wende mich zurück zu der Betrachtung, die ich oben verlassen habe, nämlich zu der Beziehung der vorstellenden Kraft der Seele auf ihre thätige Kraft.
Noch einmal. Die Vorstellung von einer Aktion verhält sich zu der Aktion selbst, die von der thätigen Kraft hervorgebracht, und dann gefühlet wird, wie sich jede andere Vorstellung zu ihrer Empfindung verhält. Die Vorstellung einer Aktion ist ein schwacher Anfang der Aktion selbst in dem Jnnern.
Dieser Grundsatz führt von selbst zu der Folge, es sey das Vermögen, Aktionen sich vorzustellen, nicht so wohl ein Vermögen, das als ein eigenes von der thä-
tigen
X. Verſuch. Ueber die Beziehung
IV. Wie die vorſtellende Kraft der Seele ſich auf ihre Receptivitaͤt und auf ihre thaͤtige Kraft beziehe.
1) Das Vermoͤgen, Aktionen ſich vorzuſtel- len, bezieht ſich auf die thaͤtige Kraft, welche die Aktionen hervorbringt, auf die- ſelbige Art, wie das Vermoͤgen, Empfin- dungen wieder hervorzubringen, ſich auf das Vermoͤgen bezieht, ſolche anzuneh- men. Die vorſtellende Kraft iſt eine hoͤ- here Stufe der innern Selbſtthaͤtigkeit. 2) Ob alle Kraftaͤußerungen der Seele als eine Bearbeitung der Vorſtellungen an- geſehen werden koͤnnen? Leibnitz-Wol- fiſche Erklaͤrung von den Willensaͤuße- rungen.
1.
Jch wende mich zuruͤck zu der Betrachtung, die ich oben verlaſſen habe, naͤmlich zu der Beziehung der vorſtellenden Kraft der Seele auf ihre thaͤtige Kraft.
Noch einmal. Die Vorſtellung von einer Aktion verhaͤlt ſich zu der Aktion ſelbſt, die von der thaͤtigen Kraft hervorgebracht, und dann gefuͤhlet wird, wie ſich jede andere Vorſtellung zu ihrer Empfindung verhaͤlt. Die Vorſtellung einer Aktion iſt ein ſchwacher Anfang der Aktion ſelbſt in dem Jnnern.
Dieſer Grundſatz fuͤhrt von ſelbſt zu der Folge, es ſey das Vermoͤgen, Aktionen ſich vorzuſtellen, nicht ſo wohl ein Vermoͤgen, das als ein eigenes von der thaͤ-
tigen
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X. Verſuch. Ueber die Beziehung
IV.
Wie die vorſtellende Kraft der Seele ſich auf
ihre Receptivitaͤt und auf ihre thaͤtige
Kraft beziehe.
1) Das Vermoͤgen, Aktionen ſich vorzuſtel-
len, bezieht ſich auf die thaͤtige Kraft,
welche die Aktionen hervorbringt, auf die-
ſelbige Art, wie das Vermoͤgen, Empfin-
dungen wieder hervorzubringen, ſich auf
das Vermoͤgen bezieht, ſolche anzuneh-
men. Die vorſtellende Kraft iſt eine hoͤ-
here Stufe der innern Selbſtthaͤtigkeit.
2) Ob alle Kraftaͤußerungen der Seele als
eine Bearbeitung der Vorſtellungen an-
geſehen werden koͤnnen? Leibnitz-Wol-
fiſche Erklaͤrung von den Willensaͤuße-
rungen.
1.
Jch wende mich zuruͤck zu der Betrachtung, die ich
oben verlaſſen habe, naͤmlich zu der Beziehung der
vorſtellenden Kraft der Seele auf ihre thaͤtige
Kraft.
Noch einmal. Die Vorſtellung von einer Aktion
verhaͤlt ſich zu der Aktion ſelbſt, die von der thaͤtigen
Kraft hervorgebracht, und dann gefuͤhlet wird, wie ſich
jede andere Vorſtellung zu ihrer Empfindung verhaͤlt.
Die Vorſtellung einer Aktion iſt ein ſchwacher Anfang
der Aktion ſelbſt in dem Jnnern.
Dieſer Grundſatz fuͤhrt von ſelbſt zu der Folge, es
ſey das Vermoͤgen, Aktionen ſich vorzuſtellen, nicht
ſo wohl ein Vermoͤgen, das als ein eigenes von der thaͤ-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/746>, abgerufen am 21.11.2024.
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